0561 - Leichenwagen zur Hölle
Ruhe. Dann können wir in die Welt des Spuks gehen, in das Reich der Schatten.«
»Wo eigentlich nur die Seelen der getöteten Dämonen vorhanden sind«, widersprach Suko. »Wir kennen den Spuk, und wir kennen sein Reich. Was wollt ihr uns erzählen?«
»Das war einmal. Aber wir gehören zu denen, die schon in unserem normalen Leben etwas über den Spuk erfahren haben. Wir nahmen mit ihm Kontakt auf. Wir flehten ihn an, uns zur Seite zu stehen und nach unserem Tod etwas für uns zu tun. Das gleiche wollte der Teufel. Nun kommt es darauf an, wer von den beiden stärker ist. Der Spuk hat uns geraten, uns an euch zu wenden. Er wußte genau, daß der Teufel und ihr Todfeinde seid. Den Platz hier haben wir bewußt gewählt, denn früher diente die Hell’s Station als Brutstätte Schwarzer Magie. Hier hat man dafür gesorgt, daß der Teufel seine Seelen bekam.«
»Wie ging das vor sich?« fragte ich.
»Man legte die Leichen in einen Keller. Dort konnte sich der Teufel die Seelen holen.«
»Und der existiert noch?«
Isabella Montalvo nickte. »Ja, er hat nichts von seinem Fluidum verloren.«
»Davon würde ich mich gern überzeugen.«
»Damit habe ich gerechnet. Ich werde dich deshalb zu diesen Stätten begleiten.«
»Sei nur vorsichtig, John«, warnte Suko mich. »Am besten wird es sein, wenn ich mitgehe.«
»Das ist zwar gut gemeint, ich bin trotzdem dagegen, weil einer hier oben bleiben sollte.«
»Sie könnten ja kommen«, sagte Larry. »Die beiden Verräter im Leichenwagen wissen bestimmt, daß wir hier versammelt sind.«
Da hatte er recht.
Suko nickte mir zu. »Ist in Ordnung, John, du kannst gehen, ich bleibe hier.« Er zwinkerte mir zu. »Bei diesen beiden steht noch eine Rechnung von mir offen. Ich hasse es, wenn jemand meinen Wagen zerstören will.«
Ich war ernster als der Inspektor. »Hoffentlich unterschätzt du die beiden nicht. Wenn es sich bei ihnen tatsächlich um ehemalige Diener des Spuks handelt, sind sie verflucht gefährlich und vor allen Dingen nicht einfach zu besiegen.«
Suko schlug auf den Griff der Dämonenpeitsche. »Ich werde mir für sie schon etwas Besonderes einfallen lassen.«
»Hoffentlich.«
»Außerdem sind wir bald wieder zurück«, erklärte Isabella mit einer etwas singenden Stimme. »Selbst mir als Tote gefällt es in den alten Grüften nicht.« Sie lächelte so breit, daß sich die Haut verzog und man Angst davor haben konnte, daß sie im nächsten Moment abfiel.
Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie vor. Ich blieb noch stehen. Larry und Robby schauten mich ausdruckslos an. In ihren Blicken las ich gar nichts.
Isabella Montalvo bewegte sich mit schwingenden Hüften auf die viereckige Theke zu, ging vorbei und öffnete eine schmale Tür, die ich noch nicht entdeckt hatte. »Hier geht es weiter«, rief sie.
Auch ich blieb nicht länger stehen. Die Wärme des Kaminfeuers verlor sich, ich betrat einen anderen Teil der Herberge und damit fast eine andere Zeit oder Welt.
Isabella schlug die Tür hinter mir zu.
Es wurde finster wie im Grab.
Automatisch tastete ich zur Beretta, aber es war keine Falle, die sie mir hatten stellen wollen. Ich hörte das Zischen eines Zündholzkopfes über die Reibfläche. Licht flackerte auf, es beleuchtete den Weg des Streichholzes bis hin zu einem langen Gegenstand, dessen oberes Ende mit Pech oder Teer beschmiert war.
Was hätte auch besser hierher gepaßt als eine Fackel? Isabella zündete sie an und nahm sie aus der schrägen Halterung in der Wand.
Der rötliche Lichtschein streifte ihr Gesicht und gab ihm ein etwas dämonisches Aussehen. Auch die schwarzen Augen hatten einen anderen Glanz bekommen. Sie wirkten nun noch geheimnisvoller als sonst und auch unergründlicher.
Der Gang besaß keine Fenster. Dafür sehr feuchte Mauern, die von innen eine Schimmel- und Moosschicht zeigten.
»Ich darf vorgehen?« fragte sie.
»Gern.«
Sie huschte an mir vorbei. Wie schon in der Schänke, nahm ich auch jetzt ihren Geruch wahr. Parfüm schien es mir nicht zu sein, eher Puder, den sie auf ihre Haut getupft hatte.
Wieder bewegte sich die Frau, als wollte sie mich verführen.
Manchmal drehte sie auch den Kopf und lächelte mir zu.
Das Lächeln einer Schlange, denn ich dachte an die Morde, die sie auf dem Gewissen hatte.
»Wen hast du alles getötet?« erkundigte ich mich.
»Männer!«
»Weshalb?«
Sie lachte. Das Geräusch bekam in dem fensterlosen Gang einen düsteren Klang. »Um an ihr Vermögen zu gelangen.«
»Dann bist du
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