0563 - Die Rückkehr des Echsengottes
sonst tun sollen?« versuchte er den zweifachen Mord vor sich zu rechtfertigen. »Sie hätten mich nicht durch diese Tür gelassen.« Um den dritten, den wichtigsten Mord zu begehen.
Und Sobek war immer noch bei ihm.
Menem-Set löste sich wieder von der Wand. Er mußte es tun, jetzt oder nie. Wenn er noch länger zögerte, würde er es nicht mehr fertigbringen. Er durfte nicht ins Grübeln verfallen. Nicht jetzt. Später vielleicht. Dann, wenn alles vorbei war, wenn es nichts mehr zu tun oder zu unterlassen gab.
Zögernd streckte er die Hand aus.
Und stieß dann entschlossen die Tür nach innen auf!
***
In Neter-Sekhets Gedanken las Nicole panisches Erschrecken, weil sie den Namen des Mannes ausgesprochen hatte, der Pharao Kamose ermorden sollte!
Er hielt sie für eine Göttin oder wenigstens für ein göttliches Wesen, und daß sie nicht wußte, sondern wissen wollte, wo sich Menem-Set jetzt befand, bewies ihm, daß sie nicht auf Menem-Sets Seite stand. Er wollte aber einen Mann, der so etwas wie ein Freund war… fast so etwas wie ein Freund…nicht verraten.
Er wollte sie nicht zu Menem-Set führen.
Er fuhr herum und rannte davon.
Nicole folgte ihm, aber in ihrem geschwächten Zustand war sie zu langsam. Schon bald verlor sie den Flüchtenden in der Dunkelheit aus den Augen.
Allein in den nächtlichen Gassen Thebens kam sie sich nun doch recht verloren vor…
***
Zamorra hörte rasche Schritte in der Dunkelheit, nur wenige Augenblicke, bevor er Neter-Sekhets Haus erreichte.
Dann tauchte der Ägypter aus den Schatten auf. Er erstarrte förmlich, als er Zamorra sah. Dann wollte er sich abwenden und wieder davonlaufen.
»Warte!« stieß Zamorra überrascht hervor, der den Sinneswandel des Mannes nicht begriff.
Vorhin hatte er noch geholfen, jetzt floh er? Was hatte das zu bedeuten?
Sollte etwas mit Nicole geschehen sein?
Er setzte dem Ägypter nach und holte ihn nach kurzer Verfolgung ein.
Neter-Sekhet starrte ihn aus weitaufgerissenen Augen an.
»Ich half«, stieß er hervor, »und ich tat es gern. Aber ich will nicht zwischen den Mühlsteinen zermahlen werden. Das müssen selbst die Götter verstehen!«
»Was meinst du damit?« drängte Zamorra.
»Ihr seid gekommen, um Sobeks Plan zu vereiteln und Menem-Set aufzuhalten! Helfe ich euch dabei, stelle ich mich gegen Sobek. Schweige ich, stelle ich mich gegen euch. Ich will beides nicht. Gewährt mir Frieden.«
»Was, wenn Sobek nicht Sobek ist?« stieß Zamorra hervor.
»Was meinst du damit, Göttlicher?« keuchte Neter-Sekhet.
»Götter sind einzigartig, oder etwa nicht?«
Der Ägypter nickte.
»Dann wirst du dort, von wo ich gerade komme, etwas finden, das dich überrascht. Rasch, sieh es dir an.«
Er zerrte Neter-Sekhet mit sich und verwünschte jede Minute, die er durch diese Aktion verlor. Er konnte sich auch nicht damit trösten, daß er möglicherweise später noch einmal in diese Zeit zurückkehren und seinen Versuch wiederholen konnte, wenn er beim ersten Mal nicht funktionierte. Erstens würde es dann schwieriger als beim ersten Mal sein, und zweitens lief er Gefahr, sich dabei selbst zu begegnen - je nachdem, wie sich sein nächster Aufenthalt in dieser Epoche abspielte. Besser war es, es gleich beim ersten Anlauf zu schaffen…
Zumal, wenn sich bis dahin das Zeitparadoxon derart gefestigt hatte, daß es in seinen Erinnerungen keinen Grund mehr gab, in diese Epoche zurückzukehren!
Dann stand Neter-Sekhet vor den drei toten Sauroiden.
»Dieser hier war Sobek«, erklärte Zamorra. »Und der dort. Und jener. Und alle drei sind tot! Sterben Götter, Neter-Sekhet?«
»Götter sterben nicht«, murmelte der Ägypter erschüttert.
Er wagte nicht einmal, die Wesen zu berühren. Er glaubte einfach, was er sah, und er konnte es doch nicht recht glauben.
Es verwirrte ihn.
»Jener, der Menem-Set den Auftrag gab, den Pharao zu töten, war einer von diesen hier. Also kaum ein Gott, oder? Denn sonst könnten diese Wesen jetzt nicht tot hier liegen.«
»Du hast sie getötet?«
»Sie starben, ohne daß ich es wollte«, sagte Zamorra. »Und sie werden Osiris nicht sehen, denn sie sind keine Kinder des Atum.«
Neter-Sekhet schluckte. Er atmete schwer, kämpfte mit sich.
»Was sind sie dann?« fragte er schließlich zögernd.
»Kinder einer Welt, die ähnlich und doch anders ist als diese. Dort kennt man Atum nicht, und auch nicht Isis und Osiris, Horus und Anubis - dort gibt es nicht einmal Apophis, die versucht, die Sonnenbarke des
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