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0564 - Die Gräber seiner Ahnen

0564 - Die Gräber seiner Ahnen

Titel: 0564 - Die Gräber seiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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reagierte sie wie der Würfel, deshalb suchte ich den Kontakt zwischen den Beinen.
    Die Konzentration ließ mich ungemein ruhig werden. Die Umwelt hatte ich völlig vergessen. Der Gral war wichtig, der Kontakt. Meine Gedanken wanderten, sie suchten das Ziel, sie waren wie Schreie, die jemand erreichen mußten.
    In der Kugel tat sich noch nichts. Aber ich spürte an der Erwärmung des Kelchs, daß der Gral sich magisch regte. Jetzt hoffte ich auf eine Verbindung zwischen meinen Gedanken und ihm.
    War es soweit?
    Ich spürte das leichte Ziehen im Kopf. In meinen Schläfen war es vorhanden und breitete sich aus. Etwas tuckerte, Bilder entstanden, aber nicht in meiner Phantasie, dafür innerhalb der Kugel.
    Ein Gesicht?
    Nicht das der Tanith, der die Kugel einmal gehört hatte, sondern das eines Mannes.
    Der Abbé!
    Der Kontakt war da!
    Zum erstenmal, so kam es mir jedenfalls vor, konnte ich durchatmen. Ich hielt nicht mehr den Atem an, ein Gefühl der Erlösung durchströmte mich, und meine Gedanken konzentrierten sich noch stärker allein auf das Gesicht des Abbés.
    Es sah aus wie immer. Ich entdeckte nichts, was mich hätte mißtrauisch machen können. Keine Wunde in der Haut, nichts in den Augen, nur eben die dunkle Brille, hinter der alles verborgen blieb.
    Ich mußte ihn telepathisch ansprechen und schickte ihm deshalb meine Gedanken entgegen, dies alles in der Hoffnung, ihn auch zu erreichen.
    »Abbé! Abbé Bloch!« Es klang wie ein Schrei in meinem Hirn. Ich hörte auch das Echo, als würde der Gedanke in einer gewaltigen Halle verklingen.
    Nichts – keine Antwort.
    Ich gab nicht auf, weil ich wußte, daß der Erfolg bei diesen Dingen oft auf sich warten ließ.
    Wieder strömte mein Ruf. »Abbé! Melde dich! Ich möchte dich sprechen. Du mußt mir Antwort geben.«
    Sein Gesicht in der Kugel blieb. Durch die Krümmung kam es mir perspektivisch verzerrt vor. Es verlief von links nach rechts, als hätte man es in einem Halbbogen dicht unterhalb des Kugelglases gemalt.
    Eigentlich hatte ich auch erwartet, den Würfel zu sehen, es blieb beim Gesicht des Abbés, mehr nicht, keine Schultern, keinen Körper, weder Hände noch Arme. Nur der Kopf schwebte in der Kugel. Die grauen Haare schimmerten silbrig, hinter den dunklen, fast pechschwarzen Gläsern der Brille war nichts zu sehen. Trotzdem war ich sicher, daß er mein Rufen gehört haben mußte.
    Etwas strich an meinen Füßen entlang und schreckte mich hoch aus meiner Konzentration hoch. Die kleine Katze, die ich schon kannte, hatte sich wieder auf den Weg gemacht. In der Nähe blieb sie hocken und schaute mir zu.
    »John…!«
    Da war die Antwort. Leise gesprochen, in meinem Kopf zu hören wie ein feines Klingeln, das wie die Botschaft mehrere Glocken durch meinen Kopf wehte.
    Mir rann eine Gänsehaut den Rücken hinab. Dieses Klingeln, eingefaßt in Worte, gehörte zu der Antwort, die mir der Abbé gegeben hatte. Endlich, mußte ich sagen.
    »Du hast mich gehört?«
    »Ja, aber du bist weit weg. So ungeheuer weit für mich entfernt. Bitte, ich kann…«
    »Wo bist du, Abbé? Wo?«
    »Gräber, die Gräber der Ahnen!« raunte es mir entgegen. »Der Friedhof, die Gräber… die Gräber der Ahnen. Bei ihnen bin ich. Da mußte ich einfach sein. Es ist schlimm, sehr schlimm… das Grauen, der Friedhof, die Gräber der Ahnen …«
    Mir brannte eine entscheidende Frage auf der Seele. Zunächst zögerte ich noch, sie zu stellen, dann platzte ich einfach hervor. »Hast du den Mann erschossen, Abbé? Hast du ihn getötet?«
    Ich hatte mit keiner direkten Antwort auf meine sehr spezielle Frage gerechnet, aber die, die ich bekam, trieb mir den Schweiß aus den Poren, denn das Gesicht des Abbé verschwamm für einen Moment, bevor es wieder sichtbar wurde.
    Es hatte sich verändert.
    Die Züge waren die gleichen geblieben. Nur eines fehlte innerhalb im Gesicht.
    Die dunkle Brille!
    Sie war so plötzlich verschwunden, als hätte man sie mit einem Riesengummi einfach wegradiert. Wie früher konnte ich gegen das normale Gesicht des Abbés schauen, sah die dunklen Augen und die hohe faltige Stirn darüber.
    Noch etwas hatte sich verändert.
    Bisher war in der Kugel nur das Gesicht des Abbés zu sehen gewesen. Jetzt sah ich es auch, aber es schwebte über einem gewaltigen Areal, das mir als unheimlicher Ort vorkam, ein Ort, vor dem sich viele Menschen fürchteten.
    Es war ein Friedhof!
    Düster, wie ich selten einen erlebt hatte. Kantige, uralte Grabsteine wuchsen hervor aus einer

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