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0564 - Die Gräber seiner Ahnen

0564 - Die Gräber seiner Ahnen

Titel: 0564 - Die Gräber seiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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über den Totenacker schwimmenden Suppe. Als ich genauer hinschaute, konnte ich erkennen, daß es kniehohe Nebelschwaden waren, die über das Gelände trieben und die Ähnlichkeit mit fließendem Wasser aufwiesen.
    Ein unheimliches Bild, wobei mir das Gesicht vorkam, als würde es den Friedhof beherrschen.
    Starr schauten die Grabsteine aus dem fließenden Nebelmeer.
    Stumme, uralte, verwitterte Wächter, von denen der Abbé höchstwahrscheinlich auch gesprochen hatte.
    Die Gräber meiner Ahnen…
    Ich erinnerte mich genau an seine Worte. Er hatte sie erwähnt, und dieser Friedhof bestand aus einem alten Gräberfeld. Gleichzeitig dachte ich an Suko. Er war unterwegs, um einen Friedhof zu finden.
    Waren er und der, den ich in der Kugel sah, identisch?
    Das Gesicht starrte mich an. Die dunklen Pupillen wirkten wie geschliffene Steine – starr, kalt und ohne Gefühl. Sie starrten mich an, als wollten sie mich durchbohren, und mir fielen im ersten Augenblick keine Worte ein.
    Der andere antwortete.
    Sein Mund zuckte zunächst, bis er sich in die Breite verzog, was wahrscheinlich bei ihm so etwas Ähnliches wie ein Lächeln darstellen sollte. Auf mich wirkte es wie ein teuflisches Grinsen. Ich hätte mich nicht einmal gewundert, wenn aus der Stirn plötzlich Hörner gewachsen wären, um zu beweisen, wer sich tatsächlich hinter diesem noch menschlichen Gesicht verbarg.
    War es der Abbé?
    Alles sprach dafür. Jede Einzelheit paßte ebenso zu ihm wie zu dem Gesicht mit der Brille.
    Was es genau zu bedeuten hatte, darüber konnte ich nichts sagen.
    War der Abbé von seinem schrecklichen Schicksal geheilt worden?
    Es hätte mich sehr gefreut, aber so einfach konnte das meiner Ansicht nicht gewesen sein. Da steckte etwas dahinter.
    Ich schickte ihm wieder meine Gedanken entgegen. »Abbé Bloch – du mußt mir sagen, was geschehen ist! Deine Augen, die sind…«
    Er grinste noch breiter. Irgendwo aus dem Hintergrund erschien eine Hand, die sich zur Klaue spreizte und so aussah, als wollte sie sämtliche Grabsteine auf einmal aus dem nebelüberwucherten Boden zerren, um sie fortzuschleudern.
    »Der Friedhof seiner Ahnen…« In meine Gedanken hinein schwang die orakelhafte Antwort, bevor die Brücke zusammenbrach und aus der Kugel das Gesicht und der alte Totenacker von einem Moment zum anderen verschwanden.
    Aus – vorbei…
    Ich schaute gegen die Kugel, die wieder ihre Normalität zurückbekommen hatte.
    Der Dunkle Gral hatte seine Pflicht getan und mir ein Orakel eröffnet. Ansonsten stand ich allein.
    Ich ließ den Kelch sinken und bemerkte, daß sich mir die letzten Minuten den Schweiß auf die Stirn getrieben hatten. Vom Sitzen war ich steif geworden, stand auf und schaute gegen den hohen Himmel weit über mir.
    Dort trieben die Wolken wie lange Zungen aus Blei heran. Sie erinnerten mich an den Nebel, der den Friedhof als fließendes Tuch überdeckt hatte. Der Wind wehte kalt von den Bergen und ließ mich frösteln. Die Katze war verschwunden, Mutterseelenallein befand ich mich auf dem Platz und schluckte den schlechten Geschmack runter.
    Viel hatte ich nicht erreicht. Meiner Ansicht nach lag die Lösung des Falles in einer bestimmten Bemerkung, die der Abbé von sich gegeben hatte. Der Friedhof meiner Ahnen.
    Das genau war die Spur!
    Wo fand ich ihn? Hier am Ort? Hatte Suko ihn schon längst entdeckt? Existierte er vielleicht in einer anderen Welt? Und wo hielten sich die anderen Templer verborgen?
    Waren sie schon gegangen, um dem Friedhof einen Besuch abzustatten? Wollten sie das Rätsel ihres Abbés dort lösen?
    Über seine Ahnen hatte der Abbé mit mir nie gesprochen. Ich wußte nichts über seinen Background, wer sein Vater, Großvater oder die Menschen gewesen waren, die noch vor ihnen gelebt hatten. Jedenfalls waren sie auf einem bestimmten Friedhof begraben.
    Plötzlich hörte ich Schritte. In diesem totenstillen Ort schreckten sie mich auf, obwohl sie normal gesetzt worden waren. Ich schaute nach links, wo ich das Geräusch vernommen hatte.
    Da war nichts.
    Mein Blick glitt zur anderen Seite hin.
    Auch dort sah ich nichts.
    Nun steigerte sich das Geräusch der Schritte. Nicht nur eine Person ging durch das Dorf, es waren mehrere, die auf mich zukamen.
    Unsichtbare näherten sich mir.
    Ich kam mir vor wie auf dem Präsentierteller. Die anderen konnten mich möglicherweise sehen, ich sie aber nicht. Nur hielten sie mich umkreist.
    Und dann wehte mir das Flüstern entgegen. »Wir sind da!« hörte ich die

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