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0564 - Die Gräber seiner Ahnen

0564 - Die Gräber seiner Ahnen

Titel: 0564 - Die Gräber seiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kraft ließ sie sich öffnen.
    Vor uns lag der Flur so, wie wir ihn kannten. Ich sah auch das Holzkreuz an der Wand, die Bank, die hell getünchten Fenster. All das kam uns bekannt vor, aber es erschien niemand, um uns willkommen zu heißen. Wer immer hier lebte, hielt sich zurück, aus welchen Gründen auch immer.
    »Die sind ausgeflogen«, stellte Suko fest. »Du kannst mir nicht sagen, daß jemand im Haus lebt.«
    »Wir werden es trotzdem durchsuchen.«
    »Darauf möchte ich auch bestehen.« Suko räusperte sich. »Wichtig wäre das Zimmer des Abbé. Schauen wir es uns zuerst an?«
    »Okay.«
    Der Raum lag in der ersten Etage, wo die alte, wuchtige, geschwungene Holztreppe endete. Das dunkle Material bildete einen Kontrast zum hellen Weiß der Wände.
    Suko ging vor mir. Ich schaute zurück, sah in die Schatten hinein und bekam das Gefühl, als würden sie leben. Vor mir hinterließen Sukos Tritte Echos. In der ersten Etage sahen wir die gleichen dunklen Türen wie unten.
    Der Abbé wohnte auf der rechten Seite. Ein schlichtes Zimmer gehörte ihm, auch die anderen Brüder lebten nicht komfortabel. In ihren Zimmern war die Einrichtung spartanisch. Was zum Leben und Studieren benötigt wurde, das war allerdings vorhanden.
    Um nicht unliebsame Überraschungen zu erleben, klopfte Suko gegen die Tür. Wir vernahmen nur das Pochen, aber keine Antwort.
    Der Raum dahinter schien leer zu sein.
    Als Suko mich anschaute und nickte, öffnete er die Tür. Sie knarrte ein wenig in den Angeln und schleifte auch über die blankgescheuerten Bohlen des Bodens. Der Lichtschalter ließ sich noch drehen und bestand aus schwarzem Kunststoff.
    Suko drehte ihn nach rechts. Sein Blick fiel in den leeren Raum. Ich schaute über Sukos Schulter hinweg, sah das mit Büchern vollgestopfte Regal, den verschlossenen dunklen Schrank, den Tisch, die Stühle, das spartanische Bett, aber keinen Abbé Bloch.
    Wir gingen in den Raum hinein. Unsere Füße setzten wir vorsichtig auf, da wir die spannungsvolle Stille nur so sanft wie möglich unterbrechen wollten.
    Der Raum schwieg uns an, ebenso wie das gesamte Haus. Nichts war zu hören, kein fremdes Geräusch wehte gegen unsere Ohren.
    Suko war bis zum Bett vorgegangen und drehte sich um, wobei er die Schultern hob. »So leer wie das übrige Haus«, erklärte er mit leiser Stimme.
    Ich ließ mich auf einem der Stühle nieder. »Weg«, sagte ich leise.
    »Die Templer sind verschwunden.«
    »Nur die Templer?« fragte Suko gegen.
    Ich begriff. »Du denkst an den Ort, der ebenfalls verlassen wirkt.«
    »Der ist verlassen, John! Die Leute wollten nicht mehr bleiben. Sie haben es vorgezogen, Alet-les-Bains den Rücken zu kehren. Irgend etwas muß sie vertrieben haben.«
    »Etwas Grauenvolles.«
    Er nickte. »Ein unheimlicher Vorgang…«
    »Oder Mord?«
    Suko schluckte und starrte mich hart an. »Moment, John, willst du damit sagen, daß die Templer und die Bewohner von Alet-les-Bains einem Mörder zum Opfer gefallen sind?«
    »So ähnlich sehe ich das.«
    Er strich über sein Haar. »Das ist ein verflucht schwerer Vorwurf, John. Und durch nichts bewiesen.«
    »Ich weiß es selbst, doch ich rechne mit dem Schlimmsten.« Während der Worte ging ich auf den Schrank zu, weil ich wußte, daß der Abbé dort den Würfel aufbewahrte.
    Die Türen waren nicht verschlossen. Ich zog die rechte auf, schaute in die mit Wäsche vollgestopften Fächer, sah die wenigen Kleidungsstücke an Bügeln über der Stange hängen, aber den Würfel des Heils konnte ich nirgendwo entdecken.
    »Er muß ihn mitgenommen haben, Suko. Der Würfel ist nicht da.«
    Ich nickte langsam. »Allerdings frage ich mich, welch einen Grund er gehabt haben könnte.«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Der Würfel ist verschwunden, ein Mord geschah, ein Blinder fuhr mit dem Wagen weg. Alles Dinge, die nicht zusammenpassen, und doch muß es eine Verbindung geben.«
    »Du hast noch einen Hinweis vergessen, John. Denk an den Friedhof, von dem der Abbé gesprochen haben soll. Wir sollten versuchen, ihn zu finden.«
    »Ich kann mir kaum vorstellen, daß der Friedhof von Alet-les-Bains gemeint sein soll.«
    »Nachschauen kostet nichts.«
    »Willst du das übernehmen?«
    Mein Freund lächelte. »Was hast du ausgeklügelt?«
    »Nicht viel. Ich möchte mich nur näher mit dem Würfel beschäftigen. Vielleicht schaffe ich es mit seiner Hilfe, den direkten Kontakt zu dem Abbé zu bekommen, das ist alles.«
    Der Inspektor nickte mir zu. »Einverstanden, John.

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