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0565 - Der Tod in seinen Augen

0565 - Der Tod in seinen Augen

Titel: 0565 - Der Tod in seinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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her. Die Hände blieben auf der Tischplatte liegen. »Tragen Sie zufällig eine Taschenlampe bei sich?«
    »Wieso?«
    »Ich möchte dann ein Experiment wagen.«
    »Ja, ich habe eine. Sie ist klein, aber ziemlich lichtstark und wird ausreichen.«
    »Dann holen Sie die Lampe hervor.«
    Ich hatte einmal in den sauren Apfel gebissen und mußte ihn auch schlucken, obwohl mir sein Lächeln überhaupt nicht gefiel. Es kam mir irgendwie hinterhältig vor.
    Ich drehte mich noch einmal um.
    Kate Finley stand schräg hinter mir und wartete ab. In ihrem Gesicht erkannte ich keine Regung. Sie wirkte so, als hätte man sie festgeklebt. Die Lampe hielt ich bereits in der rechten Hand, schaltete sie ein, richtete den Strahl jedoch gegen den Boden und noch nicht auf diesen tollen »Wohltäter«.
    »Leuchten Sie mich ruhig an, Sinclair, es macht nichts.«
    »Woher wissen Sie denn, wenn Sie tatsächlich blind sind, daß ich Sie noch nicht angeleuchtet habe?«
    »Ha ha«, lachte er, »so etwas spürt man. Als blinder Mensch ist man äußerst sensibel. Wenn mich Licht berührt, spüre ich es wie einen Hauch, Sie verstehen?«
    »Ja, natürlich.«
    Ich hob den Arm an. Der Strahl fuhr unter der Platte her, erwischte seine gekreuzten Beine, wanderte dann höher und punktete genau auf die Mitte des Gesichts.
    Dort blieb er auch.
    Ich konnte die Haut jetzt besser erkennen. Sie kam mir grau vor, wie bei einem Menschen, der Jahre seines Lebens in irgendeinem Bergwerk verbracht hatte.
    »Und jetzt geben Sie genau acht, Sinclair.« Seine Worte erreichten mich als Flüstern.
    Sehr langsam hob Jorge Tigana die Arme. Rechts und links umfaßten Finger- und Daumenspitzen das Gestell der Brille, langsam, fast sanft, dann riß er sie langsam herunter.
    Ich leuchtete ein winziges Stück höher, aber er hielt die Augen geschlossen.
    »Wollen Sie nicht? Oder weshalb halten Sie die Augen geschlossen?«
    »Moment noch.« Er legte die Brille neben sich. Dann aber öffnete er die Augen, und ich strahlte sie mit der Lampe haargenau an.
    Ich hatte mit einigem gerechnet, nur nicht damit, was ich tagsächlich zu sehen bekam.
    Jorge Tigana war blind, doch auch Blinde besitzen Augen, nur nicht Tigana.
    Der Lampenstrahl fand keinen Widerstand. Er leuchtete hinein in zwei tiefe Tunnel, die in die Unendlichkeit zu führen schien…
    ***
    Ein irrwitziger Gedanke raste durch Sukos Hirn, während er das Gefühl hatte, im Gesicht allmählich zu verbrennen. Wenn er sein Leben noch retten wollte, mußte er einfach das Schlafzimmer erreichen, denn dort lagen seine Waffen.
    Aber vor der Tür stand der »Blinde« wie eine Festung.
    Suko räumte sie zur Seite. Seine Hände hielt er noch vor das Gesicht gepreßt, obwohl er schon die Hitze auf den Handrücken spürte. Mit dem Kopf rammte er genau in den Leib des Mannes, der ihm den Weg versperrte.
    Es war ein verdammt harter Stoß.
    Der Kerl fiel zurück, krachte gegen die Tür, stieß sie auf, fiel zuerst über die Schwelle, und Suko hechtete mit einem gewagten Sprung über den Mann hinweg, bis auf das Bett, wo einige seiner Kleidungsstücke lagen und die Beretta unter dem Kopfkissen verborgen war.
    Wie eine Schlange, so rasch stieß seine Hand vor und verschwand unter dem Kissen.
    Suko riß die Beretta an sich und rollte sich herum. Der Kerl lag noch auf dem Boden. Die Überraschung schien ihn für eine Weile gelähmt zu haben, was Suko ausnutzen wollte.
    Nummer zwei zeigte sich nicht an der Tür, dafür richtete sich der andere auf. Er gab furchtbare Geräusche von sich, eine Mischung aus Stöhnen und Keuchen.
    Suko hielt die Beretta in der rechten Hand. Falls der »Blinde« ihn anschaute, wollte er schießen. Das war kein Mensch mehr. In dessen Augen tobte die Kraft der Hölle oder eines unsagbaren Grauens aus irgendeiner fernen, fürchterlichen Dämonenwelt.
    Sukos Gesicht war hart geworden. Zuerst kam der Oberkörper des Mannes hoch, den Kopf hielt er noch gesenkt. Über seinen Rücken hinweg konnte Suko in den Wohnraum schauen.
    Dort erschien der zweite Kerl im Türausschnitt. In seinen Augen stand das gallertartige Feuer, das Gesicht war zu einer Grimasse verzerrt, er richtete die Mündung in das Zimmer hinein und direkt auf das Bett, wo Suko hockte.
    Der Inspektor war schneller.
    Als die Kugel den anderen mit ihrer geweihten Silberkraft traf, drückte er ab, verriß den Schuß und kippte zurück. Suko hörte noch einen fürchterlichen Schrei und sah den zweiten aus dem Zimmer kriechen. So schnell und hastig, daß er nichts

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