0565 - Der Tod in seinen Augen
dagegen unternehmen konnte.
Der Getroffene verging. Anders konnte Suko die Geräusche nicht deuten, die der Mann von sich gab.
Der Inspektor rollte sich über die Bettkante hinweg zu Boden, wo er in die Nähe einer anderen Waffe gelangte, die er unbedingt einsetzen wollte, die Dämonenpeitsche.
Noch kniend schlug er mit der Peitsche einen Kreis, ließ die drei Riemen hervorrutschen und war kampfbereit. In der Linken die Peitsche, in der Rechten die Beretta, so wollte er gegen den übriggebliebenen »Blinden« angehen.
Suko beging nicht den Fehler, auf direktem Weg der Tür entgegenzulaufen, er blieb nahe der Seitenwand, von wo er die Tür allerdings im Auge behalten konnte.
Dort rührte sich noch nichts. Keine Bewegung zeichnete sich da ab. Auch im Wohnraum waren die Geräusche verstummt. Daß sich der Kerl noch in Sukos vier Wänden aufhielt, stand für ihn fest. Von wem auch immer hatten sie den Auftrag bekommen, zu töten. Sie würden alles daransetzen, um ihn auch auszuführen.
Suko blieb neben der Tür stehen, wartete lauernd und hatte es auch geschafft, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. So flach wie möglich holte er Luft. Seinetwegen konnte dieser Nervenkrieg fortgesetzt werden, er hatte Zeit.
Die Sekunden rasten dahin. Suko lauschte seinem eigenen Herzschlag, der sich jedoch kaum beschleunigt hatte, so gut hatte er sich unter Kontrolle.
Plötzlich hörte er Schritte. Selbst auf dem Teppichboden waren sie zu vernehmen, obwohl sich der Mann bemühte, so leise wie nur eben möglich aufzutreten.
Suko war gespannt, was der andere vorhatte. Bestimmt würde er nicht wie ein Wilder in das Schlafzimmer stürmen und wild um sich schießen. Das wäre dumm gewesen.
Nein, er tat etwas anderes.
Noch hinter der Schwelle blieb er stehen und feuerte plötzlich in den Raum.
Innerhalb des Stocks mußte sich ein Schnellfeuergewehr verborgen halten. Normalerweise konnte man mit einer Waffe nicht so rasant schießen. Er jagte die Geschosse in den Raum, die sich überall verteilten. Sie hackten in die Wände, in das Bett und fetzten dort die Kissen auf. Dann rissen sie Löcher in den Schrank, das Fenster wurde nicht getroffen, aber der Kerl kam noch weiter vor.
Suko sah ihn nicht, dafür jedoch das Ende der Waffe. Vor der Mündung brach die Feuerblume überhaupt nicht ab.
Der Kerl hatte genau das getan, was Suko wollte. Aus dem toten Winkel heraus schlug er zu.
Diesmal traf er mit den Riemen der Peitsche keinen Menschen, sondern den Stock oder den Gewehrlauf. Die drei Riemen wickelten sich gedankenschnell darum, ein kurzer Ruck reichte, und Suko hatte ihm die Waffe aus den Händen gerissen. Er schleuderte sie in das Zimmer hinein, sprang selbst vor, schlug noch im Sprung zu und sah für den Bruchteil einer Sekunde das verzerrte Gesicht des »Blinden« vor sich.
Noch brannte es in dessen Augen, aber die Dämonenpeitsche löschte das Feuer.
Den Mörder hob es fast auf die Zehenspitzen. Er schlug zu Boden, krachte vorher noch mit der Schulter auf eine Tischkante, was ihm nicht weiter wehtat, denn sein Ende war nah.
Er starb einen fürchterlichen Tod, denn in seinen Augen löste sich das Feuer auf.
Es war schaurig anzusehen, denn der Schleim darin trocknete und rieselte in den Kopf hinein.
Zurück blieben zwei fingerlange Schächte – und ein Toter, der durch die Kraft der Peitsche gestorben war. Mit anderen Worten hieß dies, daß es sich dabei nicht um einen Menschen, sondern um ein dämonisches Wesen mit menschlicher Hülle gehandelt hatte.
Suko wandte sich dem zweiten zu. Seine Knie zitterten schon ein wenig, als er sich nach vorn beugte.
Bei diesem Wesen war die Masse in den Augen ebenfalls getrocknet, aber nicht nach hinten geronnen, nur nach vorn und war als kieselige Masse aus den Höhlen gequollen.
Suko nahm etwas davon zwischen die Finger, um sie zu zerreiben.
Staub quoll als Wolke weg, mehr blieb davon nicht zurück.
Tief atmete der Inspektor durch. Er ließ sich in einen Sessel fallen, um nachzudenken, aber auch das schaffte er nicht. Er war einfach zu unruhig, denn auch weiterhin brannte sein Gesicht, und er wollte es sich im Spiegel ansehen.
Mit einem unguten Gefühl betrat Suko das Bad. Der Spiegel hing – wie nebenan bei John Sinclair auch – rechts von der Tür. Suko traute sich kaum hineinzublicken, und als er es getan hatte, erschrak er und errötete.
Er tastete nach und spürte, daß sie zudem noch heiß war. Diese Magie hatte ihn hart erwischt. Einige Sekunden länger, und es
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