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0568 - Die Braut des Wahnsinns

0568 - Die Braut des Wahnsinns

Titel: 0568 - Die Braut des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie alt aus.
    Es ging um Sekunden, und diesmal war Simon Arisis schneller.
    Sein schriller Pfiff gellte durch den Umkleideraum. Wendy hörte ihn kaum, dafür die Ratten, die mitten im Sprung ihre Bewegungen stoppten, sich drehten und ihn anschauten.
    Wieder pfiff er und warf dabei einen raschen Blick zur Seite, wo sich Wendy befinden mußte.
    Das Mädchen war auf eine der Bänke gefallen, hatte sich dort zur Seite gelegt und ihr Gesicht zwischen den hochgerissenen Armen verborgen. Über ihren Körper rannen Schauer der Angst, sie hinterließen eine dicke Gänsehaut.
    Sie wollte nichts sehen, zitterte wie Laub im Wind und dachte daran, daß es gerade Ratten waren, die sie von klein auf immer gehaßt hatte. Wendy bekam auch nicht mit, wie sich ihr Bräutigam bewegte.
    Aus den gespitzten Lippen drangen hohe Pfiffe, auf die seine Ratten reagierten.
    Plötzlich wurden die Tiere zahm und gehorchten. Keine Ratte griff mehr an. Wie ein Stück Teppich huschten sie auf den Koffer zu und sprangen hinein.
    Noch nie zuvor hatte Simon den Deckel derart hart geschlossen.
    Auch er schwitzte, ließ die Schlösser zuschnappen und stellte eine andere Zahlenkombination ein.
    Erst dann war er etwas beruhigt. Er dachte an seine Braut. Was hatte sie gesehen? Konnte sie sich zusammenreimen, daß die Ratten auf seine Befehle hörten?
    Er drehte sich langsam um. Ihr Schluchzen störte ihn. Aus hart wirkenden Augen schaute er ihr entgegen.
    Wendy Wilde hatte ihre Haltung nicht verändert. Sie lag und kniete zugleich auf der harten Bank. Das Badetuch lag auf dem Boden.
    Simon hob es auf und legte es über den nackten Körper des Mädchens.
    Wendy schrak zusammen, als sie seine streichelnden Hände an ihren Wangen spürte. »Ganz ruhig, Kleines, ganz ruhig!« Wenn er wollte, konnte er seiner Stimme einen seidenweichen Klang geben.
    »Du brauchst keine Furcht zu haben, wir schaffen es schon.«
    »Die Ratten, die Ratten…«
    »Hier sind keine Ratten!«
    Wendy erstarrte. Regungslos blieb sie sitzen. Das Blut schien zu Eis geworden zu sein. »Wieso?« flüsterte sie.
    »Siehst du welche?« Er zog sie hoch und stellte sie auf die Füße.
    »Schau dich um, Kind. Schau dich ruhig um. Ich sehe keine Ratten.«
    Wendy preßte sich an ihren Bräutigam und tat, was er von ihr verlangte. Sehr langsam nickte sie, ihr Mund stand offen, das Nichtbegreifen lag in ihren Augen.
    »Nun?«
    »Es stimmt!« hauchte sie. »Du… du hast recht gehabt. Ich sehe wirklich keine Ratten.«
    »Wie ich dir sagte.« Er atmete innerlich auf. Die Sache schien gelaufen zu sein.
    »Aber wo sind sie hin?«
    »Ich habe keine gesehen!«
    Die Antwort schockierte Wendy. Sie war kleiner als Simon. Um ihn anzusehen, mußte sie hochschauen.
    Sein Gesicht sah nicht anders aus als sonst. Vielleicht etwas amüsierter durch die hochgezogenen Augenbrauen und den lächelnden Mund. Ansonsten konnte er nur die Schultern heben.
    »Aber sie haben mich angesprungen, Simon. Sie waren hier, das kann ich beschwören.«
    »Dann hätte ich sie auch sehen müssen.«
    »Das hast du doch auch!« schrie sie.
    »Nein!«
    Sie atmete ein und spreizte die Finger. »Das darf nicht wahr sein, Simon. Ich bin doch nicht verrückt.«
    »Das nicht, Darling. Möglicherweise etwas überarbeitet. Deshalb wird es Zeit, daß wir so schnell wie möglich heiraten und nach Venedig fahren. Dort kannst du ausspannen.«
    »Da gibt es auch Ratten. Ich habe darüber gelesen.«
    »Nicht in den Hotels, in denen wir abzusteigen pflegen. Keine Sorge, ich habe das richtige für dich ausgesucht.« Er ging hin und holte andere Kleidung für sie. Die hing in einem Spind. Mit dem Trikot konnten sie nicht gehen.
    Wendy Wilde zog sich an. Sie tat es mit trancehaften Bewegungen, bleich im Gesicht und mit einem leeren Ausdruck in den Augen.
    Simon rauchte derweil eine Zigarette. Auch sein Blick war nachdenklich geworden. Es gefiel ihm überhaupt nicht, daß sich die Ratten befreit hatten. Es war genau der falsche Zeitpunkt gewesen. Hoffentlich machte sich Wendy nicht zu viele Gedanken.
    »Können wir?« fragte er, als sie sich angezogen hatte und noch die grauen Jeans glattstrich.
    »Ja.«
    Er legte einen Arm um ihre Schulter und spürte noch immer, daß sie schauderte. Selbst unter seiner Berührung.
    In der linken Hand trug er den Koffer. Wendy hatte nicht von ihm verlangt, ihn zu öffnen. Zudem schien es, als hätten die Ratten genau gemerkt, daß sie einen Fehler gemacht hatten. Im Gegensatz zu sonst verhielten sie sich ruhig, als wären

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