0568 - Die Braut des Wahnsinns
nicht außergewöhnlich. Bankangestellter, keine auffälligen Merkmale, keine Hobbies, die aus der Reihe fallen. Eigentlich ideale Voraussetzungen, wie ich meine.«
»Vielleicht zu normal, nicht?«
»Das würde ich nicht sagen, Mr. Sinclair. Unsere Kunden sind zumeist die Durchschnittsbürger, die nicht die Gelegenheit haben, aus welchen Gründen auch immer, sich näher mit dem anderen Geschlecht befassen zu können. Das ist in der heutigen Zeit leider so. Für uns ist es ein Glück, wir tun unser Bestes.«
»Das glaube ich Ihnen«, erwiderte ich lächelnd.
Sie ließ den Bogen sinken. »Sie suchen eine Frau. Haben Sie eine Vorstellung, wie sie sein sollte?«
»Eigentlich nicht.«
»Also nicht festgelegt auf eine bestimmte Haarfarbe oder einen bestimmten Beruf?«
»Nein. Ich möchte nur, daß sie nicht…« Jetzt senkte ich den Kopf und spielte mit meinen Fingern. »Also, daß sie nicht zu ausgeflippt ist, wissen Sie?«
»Ich verstehe. Sie mögen keine Damen, die sich in einer gewissen Szene bewegen.«
»So ist es.«
»Da brauchen Sie keine Sorgen zu haben, Mr. Sinclair. Unsere Auswahl ist, das sage ich nicht ohne einen gewissen Stolz, nahezu perfekt. Wir haben in unserer Kartei so viele Namen, daß Sie bestimmt eine Partnerin finden werden, dessen bin ich mir sicher.«
Ich nickte. »Muß ich jetzt Karteikästen durchsuchen, Madam?« Ich fragte es ängstlich.
Sie lachte mich an. »Nein, Mr. Sinclair, wo denken Sie hin! Wir leben doch nicht mehr in der Steinzeit.«
»Es hätte ja sein können.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nichts von dem stimmt. Vergessen Sie alles, was Sie früher über gewisse Institute gehört haben. Das hier ist ein seriöses Geschäft, Sir. Wir lassen Sie nicht mehr in irgendwelchen Kästen oder Schubladen herumwühlen. Wir haben unsere neuen Methoden, denn auch bei uns hat der Computer Einzug gehalten. Es ist ganz einfach. Sie wählen per Computer und Bildschirm aus. Das heißt, Sie bekommen die Damen auch zu sehen. Zunächst nur als Standbild. Interessieren Sie sich für eine bestimmte Person, suche ich das entsprechende Video heraus und lasse einen Film ablaufen. Das ist alles.«
Ich staunte. »Wieso einen Film?«
»Den wir bei ihr im Haus oder in der Wohnung gedreht haben. Das ist besser. Sie sehen die Auserwählte dann in ihrer eigenen Umgebung und können sich ein besseres Bild machen.«
»Funktioniert das denn?«
»Und ob. Wir sind damit sehr erfolgreich, das dürfen Sie nicht vergessen. Daß Sie einen Termin bekommen haben, kann man als einen Zufall ansehen.«
»Da bin ich aber froh«, antwortete ich naiv.
»Dann darf ich Sie bitten, das Glas leerzutrinken und mir nach nebenan zu folgen.«
»Ja, natürlich.« Ich schluckte das edle Getränk, stellte das Glas zur Seite und erhob mich.
Gunhilla von Draben war an ihren Schreibtisch getreten und gab der Sekretärin zu verstehen, daß sie in der nächsten Stunde keine Störung wünsche.
Danach verließen wir das Büro durch eine der drei Türen und befanden uns in einem Raum, der nach Technik aussah. Ein Computer, ein Video-Gerät, der Bildschirm, Licht, das vorhanden war, aber nicht störte und auch bequeme Sitzmöbel, ein schmaler Tisch und ein großer Block mit dem dazugehörenden Schreibgerät.
»Alles klar?« fragte sie, als ich mich gesetzt hatte und mit dem Kugelschreiber spielte.
»Ja, Sie können.«
Sie schaute mich noch einmal an, bevor sie eine Kassette einlegte.
»Ich selbst habe schon eine gewisse Vorauswahl getroffen. Ich meine, ich zeige Ihnen Damen, die meiner Ansicht nach zu Ihnen passen könnten. Das ist Ihnen doch recht – oder?«
»Sie haben die Erfahrung.«
»Schön, daß Sie es so sehen.« Durch den Druck auf einen Dimmer dunkelte sie das Licht noch mehr ab, so daß ich mich mehr auf die Mattscheibe konzentrieren konnte.
Normalerweise hätte ich mich entspannt zurückgelehnt, aber hier mußte ich weiterhin den Nervösen spielen. Vor dem Fenster hingen die Vorhänge bis zum Boden. Dieser Raum wirkte völlig neutral.
Hier herrschte keine bestimmte Farbe vor.
Die Schau fing an. Auch Gunhilla von Draben machte es sich in einem Sessel bequem. Der war so aufgestellt, daß sie ebenfalls zum Monitor sehen konnte.
Das erste Bild erschien.
Ich hatte mir vorgenommen, auf spöttische Kommentare zu verzichten.
Es wäre auch zu arrogant gewesen. Die Menschen, die hier tatsächlich ihr Lebensglück suchten, meinten es ernst. Über sie sollte man nicht spotten.
Ich suchte eine bestimmte Person und
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