0568 - Die Braut des Wahnsinns
hoffte, daß sie noch in der Kartei war.
In den nächsten zwanzig Minuten geschah nichts. Bild auf Bild erschien. Frauen aller Altersstufen.
Ich schüttelte stets den Kopf, wenn ich ein Gesicht sah.
Gunhilla von Draben machte weiter. Es störte sie überhaupt nicht, und die erste Kassette war schließlich durchgelaufen.
»Sie sind jetzt enttäuscht?« fragte ich.
Lachend stand sie auf. »Nein, Sir, es wäre schlimm gewesen, wenn Sie schon beim ersten Durchlauf die Dame Ihres Herzens gefunden hätten. Ein Zeichen unserer Geschäftspolitik ist die Geduld. Hier geht es nicht um eine normale Ware, hier ist der Mensch gefragt, wenn Sie verstehen, Mr. Sinclair.«
»Ich freue mich, daß Sie es so sehen.«
»Das ist bei uns einfach selbstverständlich.« Sie wechselte die Kassette aus.
Da in der Nähe ein Ascher stand, zündete ich mir eine Zigarette an, wurde von der Frau beobachtet und gab mir Mühe, wieder nervös und fahrig zu wirken.
»Sie müssen ruhiger werden, Mr. Sinclair. All die Damen, die Sie gesehen haben, quälen sich mit den gleichen Problemen herum wie Sie. Nur Geduld.«
»Komisch komme ich mir schon vor.«
»Das vergeht.«
»Wenn Sie meinen.« Ich stäubte die Asche ab! Dann konzentrierte ich mich auf die neue Kassette und sah schon das erste Gesicht auf dem Monitor.
Eine dunkelhaarige Frau, die etwas verzerrt in die Kamera lächelte. Ich hatte mir auch Notizen gemacht und aus der ersten Kassette drei Nummern herausgeschrieben. Die Filme wollte ich später sehen.
Das vierte Bild war bereits durchgelaufen, als wir gestört wurden.
Gunhilla von Draben stand auf, runzelte die Stirn und schaute unwillig gegen die Tür.
Ohne das »Come in« abzuwarten, wurde sie geöffnet. Ich dachte an die Sekretärin, hörte aber eine dunkle Männerstimme, die den Namen der Frau rief. Den Sprecher selbst konnte ich nicht sehen.
»Ich komme.« Sie lächelte mir zu. »Entschuldigen Sie, aber es ist wirklich wichtig.«
»Natürlich.«
»Schauen Sie so lange weiter.«
»Mal sehen.«
Mit hastigen Schritten ging sie davon. Ich wartete ab. Die Tür hatte sie natürlich geschlossen, doch ich war neugierig und wollte wissen, wer der Besucher war.
Da die Tür lautlos schloß, konnte ich sie ebenso lautlos aufziehen.
Ein Spalt reichte aus. Ich schielte durch die Lücke und sah das Profil des Mannes.
Dunkelhaarig war er, ziemlich groß und stark behaart, das stach mir sofort ins Auge. Er und Gunhilla redeten leise, ich hatte Mühe, einige Worte zu verstehen.
Der Mann aber schien Erfolg gehabt zu haben, denn er nickte einige Male. Ich hörte auch, daß es geklappt hatte und eine unbekannte Person die Hochzeit nicht mehr erwarten konnte.
»Wann?«
»Heute abend?«
Gunhilla nickte.
Der Schwarzhaarige lachte und rieb sich die Hände. »Dann werde ich einiges vorbereiten.«
Was er vorbereiten wollte, sagte er nicht mehr. Für mich wurde es Zeit, die Tür wieder zu schließen und mich zurückzuziehen. Als Gunhilla von Draben das Büro betrat, saß ich wieder auf meinem Platz und schaute auf den Bildschirm.
Sie entschuldigte sich noch einmal für ihr Fortbleiben. »Es war sehr wichtig.«
»Ein Erfolg?«
»Wie meinen Sie das, Mr. Sinclair?«
»Ob Sie wieder ein Paar zusammengeführt haben?«
Da lachte sie laut. »Ja, da haben Sie recht. Wir konnten tatsächlich ein Paar zusammenführen. Nun zu Ihnen. Wie sieht es aus?«
»Ich habe nicht weiter geschaut. Allein fühle ich mich unsicher.«
Sie nickte. »Das kann ich zwar verstehen, doch sollten Sie langsam eine Vorauswahl treffen.«
»Ich werde mich bemühen.«
Sie ließ die Bilder weiterlaufen. Ich wartete auf eine bestimmte Person und hoffte, daß sie sich noch in der Kartei befand. Lange dauerte es nicht mehr. Plötzlich erschien genau das Foto der Frau auf dem Bildschirm, deren schrecklichen Tod ich in diesem Videofilm gesehen hatte.
»Halt!« rief ich. »Die möchte ich.«
Gunhilla von Draben stoppte die Kassette. »Sind Sie sicher, daß Sie diese Dame möchten?«
»Zumindest den Film über sie sehen.«
»Oh, Mr. Sinclair. Ich möchte Sie als einen Pechvogel bezeichnen. Sie sind…« Die Frau hob die Schultern.
»Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Sie sind ein Pechvogel, ja, genau.«
»Wieso?«
»Diese Frau ist vergeben.«
»Nein, das kann nicht sein.«
»Doch. Ich hätte Ihnen erklären müssen, daß einige der Damen schon verheiratet oder in festen Händen sind. Wir sind leider nicht dazu gekommen, sie aus der Kartei zu
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