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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Und wenn ich mich von ihm nasführen ließ, so ist es meine eigene Schuld. Jetzt, da es zu spät ist, habe ich entdeckt, daß Laffin und Marsh alte Bekannte sind. Marsh ist nur einmal verurteilt worden, und zwar wegen Einbruchs in Laffins Wohnung in Bath. Die Geschichte, die Toby damals zu Protokoll gab, ist höchst einfach. Laffin war wie gewöhnlich in Geldnöten, besaß jedoch einige alte Bücher und ägyptische Papyrusrollen, die er hoch versichert hatte. Marsh gab an, von ihm gebeten worden zu sein, einen Einbruch zu fingieren, um die Auszahlung der Versicherungssumme zu erwirken. Laffin leugnete natürlich. Niemand wollte der Aussage eines Einbrechers Glauben schenken, widersprach ihm doch ein geachteter Arzt! Übrigens stellte sich heraus, daß die gestohlenen Papyri eigentlich wertlos waren. Toby wurde eingesperrt und soll geschworen haben, daß er mit dem Manne, der ihn verraten habe, schon noch einmal abrechnen werde.«
    »Warum aber sollte uns Toby all die wirklich wertvollen Fingerzeige gegeben haben, wenn er mit Laffin unter einer Decke steckt?« fragte Bill.
    »Vielleicht wollte er sich anfangs wirklich rächen, hat es sich aber dann anders überlegt. In der letzten Zeit hat er uns offenbar Sand in die Augen streuen wollen. Doch daran läßt sich jetzt nichts mehr ändern.« Abrupt schloß Bullott seine Geschichte mit der Frage: »Fahren Sie eigentlich mit den Stones nach Amerika?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete Bill ein wenig betrübt, »da ich ja mit der Berichterstattung über den Fall Laffin betraut bin.«
    »Gerade deshalb würde ich an Ihrer Stelle mitfahren«, sagte Bullott. »Ich tue es nämlich auch!«
    »Sie?«
    »Ja, ich habe heute morgen mit dem Chef gesprochen, und er hat entschieden, daß ich mitfahren soll. Wissen Sie eigentlich, in welcher Beziehung Miss Carew zum Doktor steht? Er hat sie geheiratet, um ihr den Mund zu schließen. Und es gibt einen schwerwiegenden Grund - besser gesagt, zwei wichtige Gründe, die ihn veranlassen dürften, ihr nach Amerika zu folgen.«
    »Das mag schon sein«, sagte Bill, »aber ich bin leider in London zu fest verankert. Pips hat die Führung bei den Söhnen von Ragusa übernommen, und ich kann doch unser Geschäft nicht zugrunde gehen lassen.«
    »Trotzdem würden Sie gut daran tun, mitzukommen«, drängte Bullott.
    »Wo ist eigentlich Leiff Stone?« fragte Bill unvermittelt.
    »Ach ... Ich habe es nicht gewagt, Miss Stone meine Vermutung mitzuteilen.«
    Der Inspektor ließ sich den ganzen Tag nicht mehr blicken. Bill schrieb einen Bericht über die Razzia in der Priorei für seine Zeitung und besprach sich mit seinem Vetter.
    »Das Ministerium hat gegen den Fortbestand des Ordens nichts einzuwenden«, berichtete Pawter, »hat aber die Bedingung gestellt, daß die Prioren nicht vermummt sein dürfen, und vermutlich wird die jetzige Form der Verlosung auch noch beanstandet werden.«
    Als Bill abends in der Redaktion seiner Zeitung saß und arbeitete, teilte ihm der Lokalberichterstatter mit, daß die Leiche Tinker Lanes gefunden worden sei. Bald darauf überbrachte ihm ein Polizist die behördliche Aufforderung, sich bei der Leichenschau einzufinden.
    Der Öffentlichkeit hatte man bereits kurz bekanntgegeben, daß der Arzt Dr. Laffin wegen Mordes verfolgt werde, und eine Belohnung auf seine Ergreifung ausgesetzt. Alle Häfen und Bahnhöfe wurden auf das strengste überwacht. Doch Laffin blieb verschwunden. Ein Taxilenker hatte zwar ausgesagt, daß er eine alte Frau mit einer Milchkanne auf der Straße aufgenommen und in ein nahes Krankenhaus gefahren habe, aber weiter ließ sich diese Spur nicht verfolgen.
    Es war elf Uhr nachts. Bill hatte eben sein letztes Manuskriptblatt in die Setzerei hinuntergeschickt und sich mit steifen Gliedern erhoben, um nach Hause zu gehen, als ihm der Portier meldete, eine Dame wünsche ihn zu sprechen. Sein Herz pochte rascher.
    »Wer ist die Dame?« fragte er.
    »Miss La Florette, Sir.«
    Florette! Die hatte er vollkommen vergessen.
    »Schicken Sie die Dame herauf!«
    La Florette befand sich in einer erbarmungswürdigen Gemütsverfassung. Sie, die sonst Stunden täglich darauf verwendete, die unerbittlichen Spuren des Alters zu übermalen, war überhaupt nicht geschminkt. Ihr eingefallenes Gesicht und die dunklen Ringe unter den Augen verrieten deutlich, welche Sorgen ihr der Verrat Laffins bereitete.
    »Ist der Teufel schon verhaftet worden?« war ihre erste Frage. »Oh, Mr. Holbrook, ist das nicht eine fürchterliche

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