0571 - Der Gnom mit den zwei Köpfen
indessen wäre es zu fremd, um auf Dauer existieren zu können.«
Der ERHABENE schwieg.
»Interessiert dieses Phänomen nicht auch Euch, Euer Erhabenheit?« hakte Rangor nach. »Diese Welt ist ein Planet der Rätsel.«
»Woher kennen Sie die alten Daten?« fragte der ERHABENE. »Sind diese Informationen etwa allgemein zugänglich?«
»Nein, Herr, nicht direkt. Aber ich interessiere mich privat sehr intensiv dafür. Ein verständnisvoller Vorgesetzter trug Sorge, daß ich über den entsprechenden Datenzugriff verfüge. Ich bin allerdings gehalten, meine Erkenntnisse jederzeit zum Wohle der DYNASTIE zur Verfügung zu stellen. Als der Befehl kam, Euch mit diesem Raumschiff nach Gaia zu fliegen, überspielte ich den Datenblock in den Bordcomputer und wies die Cyborgs an, diesbezüglich besondere Aufmerksamkeit walten zu lassen. Als dann die dimensionale Interferenz festgestellt wurde, erfolgte ein entsprechender Datenabgleich. Mit Erfolg, wie man sieht.«
»Haben Sie vorher gewußt, daß Sie auf so etwas stoßen würden? Oder hatten Sie eine Ahnung?«
Rangor schüttelte den Kopf.
»Ich hoffte nur, daß ich auf irgend etwas stoßen würde, Herr, denn durch eine entsprechende Forschung und die daraus resultierenden Erkenntnisse könnte ich meinen wissenschaftlichen Ruf vergrößern. Doch daß ich tatsächlich etwas finden würde, das war nicht vorhersagbar. Vor allem nicht, was ich finden würde.«
»Sie befassen sich also mit Altertumsforschung.«
»Nicht nur. Mein Interessengebiet ist wesentlich umfassender.«
Der ERHABENE wandte sich ab. Erst nach einer Weile sprach er wieder.
»Ein kleines Möchtegern-Genie kommandiert ein Jagdboot. Ein Hobby-Forscher. Es ist schon seltsam, wie Talente verschwendet werden.«
Auf dem Absatz fuhr er herum.
»Epsilon Rangor!«
»Herr?«
Der Kommandant zuckte förmlich zusammen.
»Warum haben Sie mich nicht zu Beginn des Fluges von Ihren Interessen und von Ihrem Vorhaben unterrichtet? Warum taten Sie es hinter meinem Rücken?«
Rangor schluckte.
»Es ist privat, Herr«, sagte er leise. »Ich wollte nicht den Dienstweg gehen. Auf alle Erkenntnisse, die ich in meiner Funktion als Kommandant dieses Jagdbootes gewinne, habe ich keinen privaten Anspruch.«
»Es geht Ihnen also um persönlichen Ruhm.«
»Ja, Herr.«
Wieder schwieg der ERHABENE eine Weile. Schließlich gab er sich einen Ruck.
»Wenn dieser Einsatz beendet ist, werden Sie nicht länger Kommandant dieses Jagdbootes sein.«
»Ja, Herr.«
Es hatte keinen Sinn, nach einer Entschuldigung zu suchen, Besserung zu geloben oder eine Begründung zu erbitten. Der ERHABENE hatte entschieden, und Rangor hatte sein Kommando verloren.
»Sie werden einer wissenschaftlichen Abteilung unterstellt«, fuhr der ERHABENE dann aber fort. »Das wird Ihren Forschungseifer und Ihren Ehrgeiz ein wenig disziplinieren. Je nach Einstufung Ihrer Fähigkeiten können Sie auch eine leitende Position erlangen, die Ihrer bisherigen Verantwortung entspricht. Ich schätze persönlichen Ehrgeiz und auch Engagement, aber noch mehr schätze ich Subordination und Disziplin. Sie hätten mich vor Beginn des Fluges informieren müssen. Sie können froh sein, daß ich Sie weiterleben lasse. Widmen Sie sich jetzt wieder Ihrer Arbeit.«
»Ich höre und gehorche, Herr«, murmelte Rangor die übliche Formel.
»Das will ich auch hoffen«, schnarrte der ERHABENE.
Der irdische Gefangene befand sich schon nicht mehr an Bord…
***
Auch bei Ted Ewigk gab es Regenbogenblumen, und nur eine halbe Stunde nach Zamorras Anruf tauchte der blonde Mann, der wie ein Wikinger auf Raubzug aussah, im Château Montagne auf.
»Wenn es gegen Eysenbeiß geht, bin ich dafür immer zu haben«, behauptete er. »Die Schlappe, die wir seinerzeit beim Kampf um den Kristallpalast hinnehmen mußten, habe ich diesem wahnsinnigen Teufel nie vergessen.« [6]
Nicole trug jetzt ihren »Kampfanzug«, den schwarzen Lederoverall, der ihren schlanken Körper eng umschloß und schützte. Sie hatte sich mit dem Dhyarra-Kristall 4. Ordnung ausgerüstet und trug eine Strahlwaffe am Gürtel.
»Was ist mit dir, Ted?« fragte sie. »Wie sieht deine Bewaffnung aus?«
Er schlug seine Jacke zurück. Am Gürtel haftete ebenfalls einer jener Blaster, die aus seinem Dynastie-Arsenal im Keller unterhalb seiner Villa stammten.
Manchmal fragte sich Ted, ob es wirklich Zufall war, daß er vor Jahren ausgerechnet- diese Villa gekauft hatte. Der Vorbesitzer hatte von dem unterirdischen Arsenal, das
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