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0571 - Der Gnom mit den zwei Köpfen

0571 - Der Gnom mit den zwei Köpfen

Titel: 0571 - Der Gnom mit den zwei Köpfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zeit«, widersprach Rechts. »Ich will wissen, was jetzt geschieht. Glaubst du im Ernst, daß dieses Mädchen für uns beide reicht? Anfangs schien es so, aber ich habe darüber noch einmal nachgedacht. Ich zweifle daran, und wenn sich meine Befürchtung bewahrheitet -wer von uns beiden wird dann überleben?«
    »Was soll das heißen?« knurrte Links.
    »Du weißt es. Wenn es nur für einen von uns beiden reicht - wer wird dann der Glückspilz sein und wer der Pechvogel?«
    »Laß dich doch einfach überraschen!« fauchte Links.
    »Ich schätze, daß mir diese Überraschung in den letzten Sekundenbruchteilen meines Lebens gar nicht gefallen würde«, sagte Rechts. »Ich weiß, daß du mich loswerden willst. Ich bin dir lästig.«
    Links schwieg.
    »Es stimmt also«, sagte Rechts. »Unter diesen Umständen bin ich nicht bereit, diesen Mord mitzutragen. Wir hören auf.«
    »Wir können das Ritual nicht mehr unterbrechen«, knurrte Links wütend, der sich durchschaut fühlte.
    »Es ist doch schon unterbrochen, du Narr«, sagte Rechts milde. »Schon dadurch, daß wir mit unserem Streit Zeit vergeudet haben. Wir müßten so oder so ganz neu beginnen, aber unter den gegebenen Umständen weigere ich mich.«
    »Eines Tages«, murmelte Links düster, »begehst du einen Fehler. Und dann werde ich dich töten.«
    »Du wirst es nicht tun. Wie oft muß ich es dir noch sagen? Du kannst höchstens uns beide töten. Die einzige Chance, mich umzubringen, liegt in diesem Ritual. Aber ich werde es nicht zulassen.«
    Da faßte Links einen irrwitzigen Entschluß!
    ***
    Shado bereitete sich vor. Schnell und routiniert. Er ließ sogar zu, daß die anderen ihm dabei zuschauten, und das war etwas, das bei einem Corroborree nicht erlaubt gewesen wäre. Es gab Aborigines, die sich dabei beobachten und sogar filmen ließen, aber in Shados Clan war es nicht üblich. Schon gar nicht bei einem ganz individuellen Traumtanz. Das Yolngu-Volk achtete noch die alten Traditionen.
    Vielleicht lag es hier daran, daß sich Shado nicht an einem Traumzeitplatz in seiner Heimat befand, sondern an einem fremden Ort, und diese Ausnahme erlaubte wohl auch weitere Ausnahmen.
    Shado benötigte keinen Spiegel, um die Farben auf seinen Körper und sein Gesicht aufzutragen.
    Dann begann er seinen Tanz, mit dem er die Traumzeit erreichte und in der die Schöpfung lag, in der jede Kraft existierte. In der die Grundlagen geschaffen wurden, die zeitlos waren, in ferner Vergangenheit und ferner Zukunft. Dazwischen floß die Gegenwart.
    Nicole Duval und Ted Ewigk waren bereit, sich transportieren zu lassen.
    Die Traumzeit griff nach ihnen und erfüllte Shados Wunsch…
    ***
    Du stirbst nicht…
    Der Tod mit den zwei Köpfen weicht zurück. Zwischen ihm und dir entsteht Distanz, und du beginnst dich daran zu erinnern, daß es auch vor dieser Begegnung noch etwas gab.
    Der große, nüchtern eingerichtete Raum…
    Der Sarg…
    Den Raum gab es nicht wirklich!
    Der Sarg, der große Raum…
    Der Raum war eine Illusion!
    Das Tor, durch das dich der zweiköpfige Tod aus den Raum und in die düsterrote Ödwelt geführt hat…
    Der Sarg war eine Illusion!
    Das Tor, durch das du den kalten Raum mit dem Sarg betretert hast…
    Das Tor hinaus war eine Illusion!
    Menschen, mit denen du zusammen gewesen bist in den letzten Minuten vorher…
    Das Tor hinein war eine Illusion!
    Du hast Angst.
    Panische Angst vor dem, was mit dir geschieht.
    Die Angst ist echt. Der Tod ist echt. Auf dich wartet das Sterben.
    Du erinnerst dich, mit dem Sterben einverstanden gewesen zu sein.
    Es war eine Illusion…
    All das war nicht wirklich. Es wurde dir vorgegaukelt.
    Echt ist nur die Angst.
    Endlich kannst du schreien.
    Endlich.
    Aber es ist zu spät.
    Schreien kannst du, aber nicht fliehen.
    Denn das Tor, durch das du hergekommen bist und das du vielleicht für eine Rückkehr benutzen könntest, war nur eine Illusion…
    ***
    Zum ersten Mal sah Zamorra Menschen vor sich, die von Shado an einen anderen Ort geträumt worden waren. Er kannte den merkwürdigen Transport nur aus eigenem Erleben, diesmal jedoch war er nur ein Beobachter.
    Nicole Duval und Ted Ewigk lagen vor ihm auf dem Boden, entspannt und ausgestreckt. Nichts hatte sich an ihnen verändert.
    Wirklich nichts?
    Sie trugen sogar noch ihre Kleidung und die Ausrüstung, ihre Augen aber waren geschlossen, und als Zamorra eines von Nicoles Augenlidern hochzog, sah er, daß die Pupille nach hinten weggedreht war, als schlafe sie.
    Zamorra sah zu

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