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0573 - Der uralte Henker

0573 - Der uralte Henker

Titel: 0573 - Der uralte Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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habe es nicht gewollt, und ich werde versuchen, euch so weit wie möglich aus der Auseinandersetzung fernzuhalten. Das mußt du mir glauben.«
    »Bruder Ignatius erzählte mir viel von dir. Ich weiß, daß wir dir trauen können.«
    »Danke.«
    »Bruder Ricardo«, er meinte damit den älteren Mönch, »hat die Leitung des Klosters übernommen, bis wir einen neuen Abt bestimmt haben. Wahrscheinlich wird er es bleiben. Aber ich will dir sagen, daß wir für dich und uns beten werden. Wenn du willst, kannst du mit uns zusammen die Messe am frühen Abend besuchen.«
    »Mal sehen.«
    Auch die übrigen Mönche hatten sich von ihren Plätzen erhoben und gingen. Mit gesenkten Köpfen verließen sie den Raum, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
    Ich wußte nicht, wie sie zu mir standen, aber ich konnte ihnen keinen Vorwurf machen, ich war in ihre heile Welt hineingebrochen und hatte das Grauen mitgebracht.
    Der letzte Mönch verließ den Raum und schloß die Tür mit einem lauten Knall.
    Zurück blieben Bernardo und ich. Er lächelte etwas verlegen und schielte dabei hoch zur Galerie, wo der Spuk nicht mehr zu sehen war. Sein Erscheinen schien nur ein böser Traum gewesen zu sein.
    »Es tut mir leid für dich, Bernardo. Hoffentlich werden dich deine Mitbrüder nicht verantwortlich für das machen, was hier alles geschah.«
    »Ich glaube es nicht. Aber das ist nicht dein Problem. Komm bitte mit, ich will dir dein Zimmer zeigen.«
    ***
    Ich wohnte so, wie auch die übrigen Mönche. Ein Zimmer in dem Sinne war es nicht, mehr eine Zelle, quadratisch gebaut, mit einem Bett, einem Tisch einem Schrank, einem Stuhl und einer Waschgelegenheit in der Ecke. Aus dem Hahn lief nur kaltes Wasser, und ich entdeckte auch keine Lampe. Wer Licht haben wollte, mußte sich mit einer Kerze begnügen.
    Neben der Tür, im toten Winkel, standen einige Bücher. Sie waren übereinandergestapelt und bildeten einen Turm. Noch fiel genügend Helligkeit durch das schmale Fenster. Ich nahm eines der Bücher an mich und blätterte es auf.
    Es war ein kirchengeschichtliches Werk und behandelte Vorgänge aus dem Mittelalter.
    Mich interessierten sie nicht, ich legte das Buch zur Seite und trat an das in Gesichtshöhe angebrachte Fenster. Mein Blick fiel gegen hochsteigende Felswände. Zwischen der äußeren Klostermauer und der Felswand befand sich eine Schlucht. Man konnte hineinschauen, wenn man auf einem schmalen Steinvorsprung stand, wie die vier Mönche, die von dort in die Tiefe blickten.
    Unter ihnen befanden sich Bernardo und Padre Ricardo. Die Brüder diskutierten darüber, wie sie es schaffen sollten, den toten Abt aus der Tiefe der Schlucht nach oben zu holen.
    Ich verstand nicht alles, nur Wortfetzen. Sie einigten sich darauf, daß am folgenden Tag jemand angeseilt hinunterkletterte und den Toten holte.
    Bernardo meldete sich freiwillig. Wahrscheinlich wollte er bei seinen Brüdern etwas gutmachen. Ich konnte ihn gut verstehen. Die Sonne sah ich nicht mehr. Sie war hinter den hohen Felsen verschwunden und würde wohl erst am nächsten Tag wieder erscheinen.
    Ich zog mich vom Fenster zurück und nahm auf dem harten Stuhl am Tisch Platz. Mein Blick fiel auf das Bett. Die Matratze gehörte zu den schlichten. Sie war nicht besonders weich, eher hart, ein Lager eben, kein Himmelbett. Das hätte auch nicht gepaßt.
    Was wollten Lorenzo und der Spuk von mir?
    Auf diese großen Fragen fand ich einfach keine Antwort. Sie waren verschwunden und hatten mich mit diesem quälenden Rätsel zurückgelassen. Irgend etwas hatten sie vor, in dem ich eine Art Joker spielen mußte. Und sie erpreßten mich dabei durch die im Kloster lebenden Mönche.
    Der Spuk und der Henker. Sie hatten sich verbündet. Gegen wen denn? Das war die große Frage. Wenn ich genauer darüber nachdachte, kam eigentlich nur jemand in Betracht, der auch zu meinen Erzfeinden gehörte.
    Asmodis?
    Er nannte sich auch Teufel, Höllenherrscher, Satan und was weiß ich nicht alles.
    Er und der Spuk haßten sich. Doch keiner konnte dem anderen etwas anhaben, weil sich ihre Kräfte ausglichen. Irgendwann wollte jeder das Reich des anderen übernehmen.
    Ob sie es schafften, war fraglich.
    Ich strich über mein Gesicht und starrte gegen die Wand, an der ein schlichtes Holzkreuz hing. Meine Gedanken wurden gestört, als es gegen die Tür pochte.
    »Ja, bitte…«
    Pater Bernardo betrat die Zelle. Er schloß die Tür leise hinter sich und lächelte schwermütig. »Dir gefällt es hier nicht –

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