0573 - Die Lady und der Barbar
Barbar beleidigt unsere Braukunst!"
sagte der Mann auf seiner linken Seite.
„Keineswegs", sagte Sandal freundlich, „ich bin ebenso wenig ein Barbar, wie Euer komisches Bier schwachprozentig ist."
„Und frech wird er auch noch!" bestätigte der rechts Sitzende.
Sandal dachte sich, daß ein kleiner Streit nicht schaden könne und seinen Namen schneller bekannt machte. Er zählte verstohlen die Männer in dieser Bar. Es waren etwa fünfzehn.
Fünf von ihnen waren ernsthafte Gegner, wenn sie es nicht vorzogen, dem Kampf fernzubleiben. Sollte er auf die Provokationen eingehen? Er fischte einen kleinen Geldschein aus der Tasche und legte ihn neben den Bierkrug.
„Ich suche keinen Streit!" sagte er höflich.
Dann nahm er wieder den Krug in die linke Hand, hob ihn hoch und wollte ihn austrinken. Aber als die Flüssigkeit und der Schaum seine Oberlippe erreichten, gab der Mann, der rechts neben ihm saß, dem Krug einen leichten Stoß. Das Bier spritzte in Sandals Gesicht und floß auf beiden Seiten des Kinnes herunter. Sandal trank bedauernd den letzten Schluck, stellte den Krug ab und schlug hart mit der rechten Hand zu.
Seine Faust traf den Mann an Kinn und Hals. Der Barhocker kippte, rutschte einige Zentimeter über den Boden und fiel dann krachend um. Wie ein Geschoß flog der Unruhestifter aus dem offenen Vorhang und riß eine Hälfte davon aus der Schiene. Im Stoff verwickelt, rollte er hinaus auf die menschenerfüllte Gasse.
„Du Hund!" rief der andere Mann, goß Sandal den Rest des Bieres ins Gesicht und griff an.
Sandal sprang vom Hocker, federte in den Knien und wischte sich den Bierschaum aus den Brauen und den Augen. Dann schnellte sein Fuß hoch, und die Sohle des Stiefels traf den Mann genau an der Brust. Er flog, wie von einem Katapult geschnellt, quer durch die Bar und landete an einem Musikautomaten. Ein dröhnender Krach ging durch die Lautsprecher, und plötzlich schmetterte die Anlage die plophosische Nationalhymne.
„Schlagt ihn zu Bruchstücken!" ächzte der Mann und raffte sich auf.
Sandal wartete, bis sich zwei der nächsten Männer auf ihn warfen. Er empfing den ersten mit einem gewaltigen Schwinger und schleuderte ihn zurück. Der zweite bekam einen Handkantenschlag und wurde von Sandal an Gürtel und Halsaufschlag gepackt, halb herumgedreht und nach vorn geschleudert. Blitzschnell, noch während der Mann den Rest der Männer traf und zu Boden warf, drehte sich Sandal um. Der Mann, der sich eben aus dem Vorhangrest befreit hatte, rannte auf ihn zu. Sandal tat so, als kümmere er sich nicht um ihn und sprang genau in dem Moment zur Seite, als ihn der Kopf des ersten Gegners erreichte. Ein Faustschlag von großer Härte, der genau den richtigen Punkt traf, schleuderte den Angreifer bewußtlos zu Boden.
Das Mädchen hinter der Bar riß die Gläser von der Theke, nahm das Geld an sich und rief aufgeregt die Polizei.
Sandal stand da, sprungbereit und den Bogen in der rechten Hand. Die Bar war lang und schmal, und die Männer behinderten sich gegenseitig, als sie aufstanden, nach Flaschen und Gläsern griffen und sich auf Sandal stürzten.
Sandal lachte herausfordernd und schlug dem ersten Angreifer hart auf das Handgelenk. Er verlor die Flasche, und ein harter Stoß mit dem Bogenende traf ihn in die Herzgegend. Gurgelnd und keuchend ging er zu Boden. Sandal warf sich nach rechts und fühlte den Luftzug, mit dem eine Whiskyflasche dicht an seinem Ohr vorbeiflog. Die Flasche zischte durch den offenen Eingang, traf jemanden aus dem Zuschauerkreis und zerschellte am Boden. Es begann durchdringend nach Whisky zu riechen.
Sandal schrie laut und dröhnend: „Ich bin Sandal Tolk, der Kämpfer und Leibwächter. Und ich schlage jeden nieder, der mich einen Barbaren nennt!"
Draußen kreischte eine Frau: „Nein, Herbie, denk an dein neues Haar!"
Zwei Männer griffen nebeneinander an. Sandal sah sie kommen und rammte dem ersten den Bogen in den Magen, der andere wurde mit einem Fußhebel umgeworfen. Als er in Sandals Richtung fiel, schlug ihn der Krieger mit einem Kantenschlag nieder. Dann hörte er bereits die Sirene des Polizeigleiters.
Er schrie ein zweitesmal: „Ich bin Sandal Tolk! Ich bin der Beschützer von Lady Sestore!
Und ich bin kein..."
Ein Barhocker schlug dicht neben seinem Fuß auf, wirbelte weiter und schoß purzelnd nach draußen. Jemand heulte auf wie ein geprügelter Hund. Wieder schrie eine Frauenstimme: „Heeerbiiii!"
Offensichtlich bekam Sandal Unterstützung.
Weitere Kostenlose Bücher