0575 - Stadt im Lavameer
sich langsam um, ohne auf die Asporcos zu achten, die auf ihn zustürmten und dabei wilde Schreie ausstießen.
Erst als sie ihn fast erreicht hatten, fuhr er erneut herum.
Samare war stehengeblieben. Er glaubte immer noch an eine vernünftige Lösung. Die Priester begannen mit ihren Handfeuerwaffen auf den Sendboten zu feuern. Wirkungslos prallten die Kugeln von seiner Panzerung ab. Obwohl dadurch offensichtlich keine wirklich bedrohliche Gefahr entstand, zog er sich langsam zurück - und näherte sich Samare. Dieser hob die Arme, um ihm klar anzuzeigen, daß er nicht in den Kampf eingreifen wollte. Dabei merkte der Priester, wie die Stimmen der Qual in ihm lauter wurden. Mit ganzer Konzentration kämpfte er gegen sie und die in ihm aufsteigende Panik an. Er hörte die Kugeln an seinem Kopf vorbeizischen, drehte sich um und floh.
Als er eine Zwischentür erreichte und sie öffnete, blieb der Roboter stehen. Samare blickte über die Schulter zurück. Genau in diesem Augenblick explodierte die Maschine. Der Priester hörte den Knall, wurde von der Druckwelle mitgerissen und gab zugleich den Widerstand gegen die Stimmen der Qual auf. Er stürzte ins Chaos.
Erst als kühle, frische Luft über seine Augen strich, kam er wieder zu sich. Noch immer quälten ihn die Stimmen, aber sie hatten keine so große Macht über ihn wie zuvor.
Alombo Troyd-Samare fiel mit eng an den Körper gelegten Armen an den Felswänden des Heiligtums herab. Er wußte nicht, wie tief er schon gestürzt war. Er sah nur den schroffen Boden auf sich zukommen. Ihm blieb keine Zeit für Überlegungen. Mit aller Kraft breitete er die Arme auseinander, doch so konnte er sich nicht mehr abfangen. Seine Geschwindigkeit war schon viel zu groß geworden.
Unwillkürlich begann er zu schreien. Das Ende war unvermeidlich.
Dies war für ihn der Klopfende.
Samare wunderte sich, daß er unmittelbar vor seinem Tod so klar und nüchtern denken konnte. Die Stimmen der Qual waren noch da, aber sie hatten sich weit zurückgezogen. Sie erreichten ihn nicht mehr. So konnte er sich auf die Felsspitzen unter ihm konzentrieren. Als ob es ihn gar nichts anging, überlegte er sich, ob man ihn je finden würde, und er bedauerte, daß sein Kopf nicht in der Halle der Unendlichkeit ruhen würde.
Noch einmal versuchte er, sich mit Hilfe seiner Flughäute zu retten. Umsonst.
Er legte die Hände über die Augen, als plötzlich etwas Seltsames geschah. Er fühlte eine unwirkliche Kraft, die nach ihm griff.
Er nahm die Hände zur Seite und starrte auf die Felsen, denen er jetzt nicht mehr näher kam.
Unwillkürlich breitete er die Arme aus. Er bemerkte keinen Widerstand.
Ich schwebe, stellte er nüchtern fest. Ich schwebe. Dabei gibt es nichts, was mich tragen könnte.
Das unsichtbare Energiefeld, das ihn gerettet hatte, verschwand von einer Sekunde zur anderen. Plötzlich aufkommende Steigwinde rissen ihn an der Felswand empor.
Samare atmete tief durch. Er fühlte sich, als ob er gerade erst das Licht der Welt erblickt habe. Ein für menschliche Ohren unhörbarer Schrei kam aus seinem Mund. Alle Asporcos sollten wissen, was geschehen war.
Voller Lebensfreude beobachtete er seinen eigenen Schatten, der über die Felswand eilte. Und dabei fiel ihm auf, daß sein Schatten nicht allem war. Neben ihm tanzte noch ein zweiter.
Samare blickte erschreckt um sich.
Dicht hinter ihm schwebte ein seltsames Wesen mit ausgebreiteten Armen und Beinen. Der Asporco begriff nicht, weshalb der andere überhaupt fliegen konnte, denn er hatte keine Flügel und auch keine Flughäute. Seine kurzen Arme und Beine fanden überhaupt keinen wirksamen Luftwiderstand - und der langausgestreckte Schwanz schon gar nicht. Außerdem steckte der Fremde in einem Raumanzug, der ihn eigentlich hätte behindern müssen. Durch die transparente Schutzscheibe blickte ihn ein fröhliches Gesicht an, in dem vor allem ein ungewöhnlich langer und spitzer Zahn auffiel.
„Hallo, Flattermann", rief Gucky. „Das wäre fast in die Hose gegangen. Ich konnte dich gerade noch telekinetisch erwischen."
Der Mausbiber schlug die Arme kräftig auf und ab, segelte einmal um den Asporco herum und weidete sich an der Verblüffung des anderen.
„Nun fahre aber schnell dein Landegestell aus und sieh zu, daß du festen Boden unter die Füße bekommst, sonst...", drängte der Ilt, der unvermittelt die Gewalt über sich selbst verlor und zu fallen begann.
Auch der Asporco spürte den unheilvollen Einfluß der
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