0575 - Vampir-Gespenster
dazu gemacht worden ist.« Ich sprach immer schneller. »Der Vampir ahnte sicherlich, daß eine Fahndung lief. Und als wir dort waren, hatte er bereits damit begonnen, seine anderen Pläne in die Tat umzusetzen.«
»Welche anderen?«
»Die hier in Lauder.«
»Wo deine Eltern leben.«
Ich wischte über meine Stirn. »Ja.«
McDuff hatte zugehört. »Aber die sind zum Glück nicht da«, sagte er. »Wer immer es ist, er hat keine Chance, an sie heranzukommen. Sie sind doch verschwunden.«
»Richtig. Und ich möchte auch gern zu ihnen fahren. Vielleicht sind sie ja im Haus, wobei es ihnen nur nicht möglich ist, ans Telefon zu gehen. Man kann sie auch gewaltsam zurückhalten.«
»Da ist was dran!« sagte McDuff und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Ich werde mit euch fahren.«
»Nein, lassen Sie das mal«, wehrte ich ab. »Wir kommen gut allein zurecht. Halten Sie hier die Stellung. Es kann doch sein, daß die beiden Fremden wieder zurückkehren.«
»Möglich.«
»Dann muß einer zumindest hier sein und warten.«
»Okay, Sie haben mich überzeugt.«
Suko war schon aufgestanden. Ich wollte seinem Beispiel folgen, als uns etwas anderes ablenkte.
Ein schriller, lauter Ton unterbrach die Stille der kleinen schottischen Stadt.
Zunächst wußte keiner von uns, was es war. Wir schauten uns an, hoben die Schultern. McDuff lief zur Tür, öffnete sie, das Geräusch wurde lauter und war auch von den Menschen draußen gehört worden, denn sie liefen zusammen, um nachzuschauen.
Auch uns hielt nichts mehr in der kleinen Polizeistation. Wir rannten ebenfalls nach draußen, schauten nach links und sahen, daß ein Range Rover in Richtung Ortskern fuhr.
Fahren stimmte zwar, doch wie er sich bewegte, ließ darauf schließen, daß sich der Fahrer sinnlos betrunken haben mußte, denn der Wagen rollte in Schlangenlinien durch den Ort. Es glich schon einem kleinen Wunder, daß er unfallfrei fuhr.
Das alles hätte mich nicht weiter vom Hocker gehauen, wenn ich den Wagen nicht gekannt hätte.
Er gehörte meinem Vater.
Das genau sprach McDuff aus, da jedoch war ich unterwegs. Mit gewaltigen Sätzen eilte ich über das frisch gelegte, rötlich schimmernde Kopfsteinpflaster auf das Fahrzeug zu.
Ein Pferd konnte gestoppt werden, indem man ihm in die Zügel fiel. Bei einem fahrenden Wagen war das nicht so einfach. Ich sprang ihm aus dem Weg, drehte mich um und stürmte dann von hinten her im spitzen Winkel auf die Fahrertür zu.
Ich riß sie auf, fand irgendwo Halt, zog mich hoch, meine Füße schleiften noch über den Boden, aber das alles war nicht wichtig.
Ich sah nur meinen Vater!
Nein, er saß nicht hinter dem Lenkrad, er schwankte, als hätte er zuviel getrunken. Das bestimmt nicht, denn an seinem Hinterkopf schimmerte dunkles Blut.
Er stöhnte. Wie im Krampf hielt er das Lenkrad fest, das sich trotz allem bewegte und seine Kraft auf die Vorderräder übertrug, so daß der Range Rover eben schaukelte.
Ich drückte meinen Vater zur Seite, griff ins Steuer sah vor der Kühlerschnauze einen Wagen erscheinen. Es war ein abgestellter Lastwagen. Blitzschnell riß ich das Lenkrad herum.
Soeben noch rollten wir daran vorbei. Dann hatte ich alles besser im Griff. Die paar Yards bis zur Polizeistation schafften wir ohne Schwierigkeiten.
Hinter Sukos BMW hielt ich den Range Rover an.
Nicht nur McDuff und Suko standen bereit, auch andere Menschen hatten sich eingefunden. Als ich die Tür aufstieß, hörte ich ihre Kommentare. »Aber das ist doch Horace Sinclair…«
»Faß mit an, Suko!«
»Okay, schon da.«
Gemeinsam holten wir meinen Vater aus dem Wagen, dessen Gesicht blaß war und der sich von allein nicht hätte auf den Beinen halten können. Suko und ich stützten ihn von zwei Seiten. Wir gingen hinter McDuff her, der bereits die Tür zu seinem Office weit geöffnet hatte, so daß wir eintreten konnten.
Mein Vater bewegte seine Beine automatisch. Er sprach flüsternd, doch wir verstanden nichts.
Der Verbandskasten stand ebenso bereit wie der Whisky und das Wasser. Das sollte meinen Dad aufmuntern.
Suko kümmerte sich um die Wunde, ich um den Whisky. Mein Vater trank einen kräftigen Schluck, anschließend Wasser und stöhnte, als Suko die Wunde säuberte, um sie dann zu verbinden.
Pflaster und Mull klebten zusammen und bildeten eine kleine Haube auf dem grauen Haar.
»Ich brauche noch einen kleinen Schluck, John.«
Den bekam er. Dabei schaute er mich an. Über seinen Mund huschte ein Lächeln. »Bist du
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