0575 - Vampir-Gespenster
den Sinn gekommen, und er hatte die Aktion Dracula zunächst einmal in den Hintergrund geschoben.
Rache hieß seine Devise. Rache an den Menschen, die ihn in eine gewisse Zwangslage gebracht hatten.
»So soll es sein«, sagte der Vampir, der einmal zum BND gehört hatte. Es war unvorstellbar. Will Mallmann war zur schwarzmagischen Seite übergewechselt.
Auf seiner Racheliste standen einige Personen ganz oben.
John Sinclair und seine Freunde!
Um sie zu treffen, hatte er sich einen wahrhaft satanischen Plan ausgedacht.
Er war sicher, daß es seine Vampir-Gespenster schafften, eine Hölle zu entfachen…
***
Es war kalt an der kleinen Grenzstation, die eigentlich keine mehr war, denn zwischen England und Schottland existierte keine Grenze. Die Station wurde auch nur von eingefleischten Schotten so bezeichnet, sie war heute ein Stützpunkt der Highway Police.
Ziemlich durchgefroren betrat ich den Raum. Ich hatte draußen lange genug Wache geschoben, nun sollte mich mein Freund Suko ablösen. Die vier Beamten fuhren keine Streife. In dieser Nacht war so gut wie nichts los.
Sie hockten zusammen, tranken Tee, und selbst die Telefone meldeten sich nicht.
»Auch einen Tee?« fragte mich der Chef, ein schwergewichtiger Mann mit dunklen Haaren.
»Gern.«
Er selbst schenkte mir einen Becher voll. Seine Kollegen waren jünger. Auch sie schlürften Tee oder Kaffee. Einer von ihnen wirkte übernächtigt. Er hatte müde Augen. Es war seine erste Nachtschichtwoche, wie ich erfahren hatte.
Ich setzte mich zu Gillis. Er strich durch das dunkle Haar und fuhr auch über seine Bartstoppeln. »Ich weiß nicht, ob er kommt, aber wir haben ihn gesehen.«
»Sie sind sicher, daß es sich dabei um einen Vampir gehandelt hat? Um einen echten, meine ich?«
Fast beleidigt schaute mich Gillis an. »Wie oft wollen Sie mir die Frage noch stellen.«
»Sorry, aber es ist eben unwahrscheinlich, daß Vampire auftauchen.«
Grinsend gab er mir die Antwort. »Das sagen ausgerechnet Sie, Sinclair? Mann, Sie haben sich doch in den Wagen gesetzt und sind mit Ihrem Kollegen hierher gefahren.«
»Stimmt schon, Mr. Gillis.«
»Wo sind die Probleme?«
Ich gab ihm keine Antwort und nickte nur vor mich hin. Es gab in der Tat Probleme, und die nicht zu knapp.
Seit wir wußten, daß unser Freund Kommissar Will Mallmann zu einem Vampir geworden war, hatten wir praktisch keine ruhige Minute mehr. Im gesamten Land lief eine Vampirfahndung. Natürlich nicht groß angekündigt und nicht offiziell, aber gewisse Stellen waren schon informiert worden, um die Augen offen zu halten.
99,9 Prozent der Kollegen glaubten nicht an die Blutsauger, hielten alles für dumm, irre oder blöd, aber wir wußten es besser und hatten zudem durch den Anruf eine Bestätigung bekommen.
Im Grenzland zwischen England und Schottland war der Vampir erschienen.
Ein Blutsauger hatte sich nicht gescheut, in die kleine Station am Rande des Motorways einzubrechen. Die Polizisten hatten es nicht geschafft, ihn festzunehmen.
Es war geschossen worden, den Einbrecher hatte die Kugel auch erwischt, nur eben nicht schwer. Er konnte fliehen, doch er hatte versprochen, zurückzukehren.
Sergeant Gillis hatte sich an das Fahndungsschreiben erinnert und uns angerufen.
Jetzt waren wir hier.
Allerdings in der ersten Nacht. Ob weitere folgen würden, wußten wir nicht. Wenn der Vampir erschien, so wie er schon zweimal gekommen war, würden wir ihn uns kaufen.
Die Beschreibung hatten wir von Gillis gekommen. Ein Typ, der wie ein Tramp oder Anhalter aussah, noch ziemlich jung, er hatte die Zwanzig knapp überschritten, bleich und hohlwangig und mit einem Rucksack auf dem Rücken.
Wenn der es schaffte, Autos anzuhalten und sich an die Fahrer heranzumachen, konnte die Vampirpest sehr schnell über das gesamte Land getragen werden.
Davor hatten wir Angst, denn wie eine Drohung stand unsichtbar im Hintergrund ein Begriff.
Aktion D – oder Aktion Dracula!
Ein brandgefährlicher, tödlicher Plan, an dessen Spitze sich der ehemalige BND-Mann Will Mallmann gesetzt und diesen Plan nun in die Tat umsetzen wollte.
Dabei ging es um Vampire. Er wollte ein gewaltiges Reich aus Blutsaugern errichten, dem er vorstand. Natürlich hatte er Hindernisse zu überwinden, das große Hindernis waren wir. Allerdings hatte er sich auch schlau angestellt, denn es war auch uns nicht gelungen, ihn zu fassen. Mallmann kannte alle Tricks, die Kniffe, er war einfach zu raffiniert, wie ein Fisch, den jemand mit der
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