0576 - Der ewige Feind
schon. Ist dir klar, wie sehr du mich ausnutzt? Aber ich springe ja schon. Hoffentlich ist der Herr Reporter überhaupt daheim… Nur eine ganz kleine Frage noch: Soll ich Ted hierher bringen, oder soll ich Zamorra zu ihm teleportieren?«
Nicole hob beide Hände und winkte ab. »Seit wann brauchst du Anweisungen dieser Art? Mach einfach voran, bitte! Du wirst schon die richtige personelle Konfiguration zustande bekommen… Ich muß jetzt jedenfalls erst mal ein paar Kleinigkeiten für Zamorra und mich zusammenklauben…«
***
Vergangenheit:
»Achtet auf ihn«, befahl Ronus Remigio. »Er ist gefährlich.«
Er wies auf den Mann in der schwarzen Kutte, der an einem der Marktstände stand und mit einem Bauern, der seine Waren anpries, redete.
»Wie meint Ihr das, Dom Romus?« fragte Sator. »Er sieht mir eher aus wie ein harmloser Wanderer. Er ist ein alter Mann am Ende seines Weges. Er kauft eine Frucht und erfrischt sich daran.«
»Ha!« höhnte Remigio. »Laß ihn beobachten, ich will über jeden seiner Schritte informiert werden. Laß dem Bauern die Münze abnehmen - ah…«, brummte er unwillig, als Laya ihn aus großen Augen erschrocken ansah. »Ich will ihn nicht berauben, man soll ihn mit dem doppelten Wert entschädigen. Aber ich will, daß mein Magus diese Münze in Augenschein nimmt!«
»Ihr denkt, sie sei gefälscht?« fragte Sator.
»Schlimmer als das, wenn mein Verdacht sich bewahrheitet. Deshalb soll der Magus die Münze prüfen, und niemand sonst! Warnt ihn, er soll sich firmen.«
»Was denkt Ihr?«
»Ich denke an böse Zauberei, Hauptmann«, murmelte Remigio.
»Dom Romus!« entfuhr es der hübschen Sklavin, die sich in verführerischer Nacktheit neben ihm in der Sänfte räkelte. »Böse Zauberei? Aber habt Ihr die nicht verboten?«
»Natürlich.«
Laya, Romus Remigios Hauptfrau, die ihm gegenübersaß, atmete tief durch. »Der Traum?«
»Still«, mahnte Remigio. Er hatte nur Laya ins Vertrauen gezogen, niemand sonst sollte von dem Traum wissen. Von den vielen Träumen, die ihn seit seiner Jugend verfolgten.
Und Laya hatte ihm versprochen, zu niemandem darüber zu reden. Daß es ihr jetzt herausgerutscht war, verärgerte ihn kurz, aber sie preßte nun die Lippen zusammen, ein Zeichen, daß sie ihren Fehler erkannte und schweigen würde.
Es wäre doch schade, wenn jemand Hauptmann Sator und der bildhübschen und willigen Sklavin einen Dolch ins Herz stoßen mußte, nur weil sie Dinge erfahren hatten, die sie nichts angingen. Nicht, daß sie unersetzlich wären… Doch zumindest bei Sator würde es schwierig sein, einen ebenbürtigen Nachfolger zu finden. Und bei der Sklavin wäre es einfach Verschwendung von allzeit verfügbarer Schönheit.
Sator war ein äußerst fähiger Mann, der beste, den Remigio bislang kennengelernt hatte - alle vorherigen Leben eingenommen. Er hätte sich keinen besseren Leibwächter denken können, und auch Sators Weitsicht und die Kunst, Spitzel zu führen, war bewundernswert. Remigio würde sich nicht mal darüber wundern, wenn Sator mittlerweile von selbst dahingergekommen wäre, was den Senator seit vielen Jahren bedrückte…
Remigio sah, wie sich der Mann in der schwarzen Kutte entfernte.
»Jetzt«, sagte er.
Anschließend klatschte er in die Hände, und die acht Sklaven, die die Sänfte trugen, setzten sich wieder in Bewegung. Remigio zog die Vorhänge zu. Die hübsche Sklavin begann sich unter den kundig streichelnden Händen Layas und unter Romus Remigios fordernden Lippen zu winden.
Draußen winkte Hauptmann Sator vier seiner Männer zu sich. Dreien befahl er, dem Mann in der Kutte zu folgen, den vierten schickte er, den Bauern zum Tausch der soeben empfangenen Münze zu überreden.
Mit den anderen folgte Sator der Sänfte. Er und seine Leute waren wachsam. Der Senator hatte nicht viele Feinde, aber diese wenigen waren überaus gefährlich.
Denn was Dom Romus Remigio dem Imperator riet, gefiel nur wenigen der Männer, die zu den Mächtigen im Staate zählten…
***
Gegenwart:
»Na, wenn einer das noch Zufall nennen soll?« brummte Gryf ap Llandrysgryf und füllte das Zimmer mit aromatischem Rauch aus seiner Pfeife. »Dich bittet eine schöne Frau, diesen Boddhyr journalistisch zu porträtieren, und gleichzeitig erfahren Zamorra und ich in Wales von eben diesem komischen Rasputin-Verschnitt…«
»Was wir Zufall nennen, ist meist nur eine Verquickung von Ereignissen, die einander suchen und wegen ihrer ähnlichen Kausalität auch unbedingt
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