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0576 - Der ewige Feind

0576 - Der ewige Feind

Titel: 0576 - Der ewige Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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lief es immer wieder darauf hinaus.
    Daß Noron für seinen Mord litt, war gut. Daß er selbst allerdings ebenfalls in diesen ewigen Kreislauf der Rache mit eingebunden war, war alles andere als gut. Er mußte einen Weg finden, sich selbst aus diesem Kreis zu lösen!
    Vielleicht war das möglich, indem er keine Magie mehr einsetzte, sondern zu den Waffen der Sterblichen griff.
    Seltsamerweise schien der Präsident überhaupt nicht nach seinem ewigen Feind gesucht zu haben. Lag es daran, daß er anfangs mit seiner Anwaltskanzlei und später mit seinem Präsidentenamt und der schweren Bürde des Krieges zuviel zu tun gehabt hatte? Oder - war diesmal seine Erinnerung nicht mehr durchgekommen?
    Wie auch immer, eine Rolle spielte es nicht. Booth wußte, daß er seinen alten Feind vor sich hatte. So, wie auch Lincoln eigentlich wissen mußte, daß sein Gegner ihn endlich entdeckt hatte. Sie erkannten sich gegenseitig immer, in jedem Leben…
    Diesmal hatte Booth auch darauf verzichtet, eine ›magische‹ Karriere aufzubauen. In der heutigen Welt war dafür kaum noch Raum. Alles hatte sich drastisch verändert. Vielleicht hätte er zu den Indianern gehen müssen, um dort als Medizinmann aufzusteigen.
    Aber daß Zauberei in der aufgeklärten Welt des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts keine Rolle mehr spielte, kam seiner Idee entgegen, es diesmal anders zu probieren; es festigte nur seinen Entschluß.
    War das der Grund dafür, daß Lincoln keine Abwehrmaßnahmen ergriff? Wartete er immer noch auf einen Zauberer und hoffte vielleicht sogar darauf, diesen dadurch ausschalten zu können, indem er ihn in dieser aufgeklärten Welt der Lächerlichkeit preisgab?
    Es spielte keine Rolle mehr - denn es war zu spät!
    Lincoln, der Feind aus fernster Vergangenheit, saß dort, direkt vor Booth…
    Und Booth schoß ihn nieder!
    Er sah den Präsidenten zusammenbrechen, schnellte sich über die Brüstung der Loge und ließ sich am Vorhang niedergleiten.
    Aber dann verfing er sich mit einem seiner Sporenräder in der Stoffbahn, stürzte und verletzte sich.
    Er raffte sich sofort wieder auf und flüchtete weiter. Er wußte, daß man ihn von dieser Sekunde an jagen würde wie ein wildes Tier.
    Er hätte jeden anderen Amerikaner niederschießen können, aber daß er den Präsidenten ermordet hatte, war ein Sakrileg! Es würde keine Gnade für ihn geben!
    Deshalb hatte er seine Flucht gut vorbereitet. Er hatte auch dafür gesorgt, daß man ihn für einen politischen Attentäter halten würde. Der eben erst beendete Krieg des Nordens gegen den Süden kam ihm dabei gut zupaß, daraus ließ sich eine Motivation vortäuschen -er trat als ein Mann auf, der die Niederlage der Südstaaten rächen wollte.
    Er humpelte davon, verschwand im Aufruhr, der jetzt losbrach. Die Theatervorstellung war abrupt zu Ende, jeder stand jedem im Weg, und Polizisten behinderten sich gegenseitig, folgten falschen Spuren.
    Booth entkam.
    Vorerst.
    Sie jagten ihn bis zur Erschöpfung. Er wurde verwundet, und irgendwann war es auch für ihn zu Ende.
    Er starb mit der erschreckenden Gewißheit, daß es ihm doch nicht gelungen war, den Kreislauf zu durchbrechen. Er würde wiedergeboren werden. Genau wie Lincoln.
    Und dann begann es von neuem, die Suche und das Töten…
    Nach so vielen Jahrhunderten, nach Dutzenden von Leben…
    Bis in alle Ewigkeit…
    ***
    Gegenwart:
    Owain Brannanan fuhr Zamorra und Nicole in seinem Wagen nach Carmarthen. Er hielt sein Versprechen, Zamorra mit dem Myrddhin bekanntzumachen, aber Zamorra dachte nicht daran, ihm zu verraten, daß er am Vortag bereits fleißig Informationen über Alan Boddhyr gesammelt hatte.
    Gryf verzichtete darauf, mitzufahren, obgleich in Brannanans steinaltem Vauxhall noch Platz für einen vierten Insassen gewesen wäre. Statt dessen machte er sich Brannanan zum Feind mit seiner Ausrede, er wolle mit niemandem zu tun haben, der an Merlin zweifle oder einen sterblichen Menschen mit Merlin vergleiche.
    Mit dieser Feindschaft konnte Gryf jedoch leben, außerdem erledigte sich die Sache am Abend vermutlich von selbst, wenn Gryf Brannanan und seinen Saufbrüdern die nächste Runde Cwrw spendierte…
    In der Zwischenzeit hatte Gryf aber freie Bahn.
    Niemand in Cwm Duad achtete auf ihn und nahm sein Verschwinden wahr. Die Menschen im Dorf hatten zu arbeiten, was fremde Besucher machten, interessierte sie erst wieder am Abend, wenn sie von den Feldern oder aus den Stallungen kamen und in der einzigen Kneipe des Ortes mit

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