Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0577 - Gebieter der Nacht

0577 - Gebieter der Nacht

Titel: 0577 - Gebieter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
sich mißtrauisch und wies mit einer schnellen Kopfbewegung zu den Bewaffneten hinüber.
    Möbius, der viel jünger war, als sie ihn sich vorgestellt hatte, lachte verhalten. »Im Gegenteil. Ein paar gute Freunde sind überraschend aufgetaucht. Eine private Angelegenheit, nichts direkt Geschäftliches. Aber Freunde, die man viele Jahre lang nicht gesehen hat, kann man nicht einfach auf Termine verweisen und vor die Tür setzen. Vor allem dann nicht, wenn man sich in alten Zeiten ein paar Dutzend Male gegenseitig das Leben gerettet hat. Das verstehen Sie doch hoffentlich?«
    Er zuckte bedauernd mit den Schultern.
    »Nun, dadurch bin ich mit meinem persönlichen Zeitplan ein wenig durcheinandergeraten und kann mich jetzt auch nicht so intensiv um Sie kümmern, wie ich es mir eigentlich gewünscht habe.«
    Ein paar gute Freunde, dachte sie resignierend. Sie verstand das durchaus. Und deshalb ärgerte sie sich noch ein Stück mehr über den Streß, in den sie sich selbst gebracht hatte - hätte sie vorher geahnt, daß sie jetzt noch praktisch um Stunden zu früh hier war, hätte sie alles viel ruhiger angehen gelassen.
    »Heißt das im Klartext, Sir, daß Sie mich heute überhaupt nicht gebrauchen können?« fragte sie gezwungen ruhig. »Schließlich sind Sie doch eigens aus London hergekommen, um mit mir zu sprechen.«
    Möbius lächelte. »Sicher«, murmelte er. »Und ich bin morgen früh schon wieder in Deutschland. Ich wollte mir eigentlich nur einen persönlichen Eindruck von Ihrem Schulungskonzept machen. Nun, das kann warten, Doc. Oder sind Sie in der Lage, es mir in Kurzform nahezubringen?«
    »Auf keinen Fall!« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Hören Sie, Sir, ein Seminar, das drei Tage ausfüllt und für das Ihre Firma mir immerhin zehntausend Pfund plus Steuern zahlt, kann ich nicht auf drei Minuten komprimieren. Sie…«
    »Sie mißverstehen mich«, unterbrach Möbius sie. »Ich möchte nicht mit dem kompletten Unterrichtsstoff vertraut gemacht werden, sondern Ihr Konzept erläutert bekommen. Wie gehen Sie vor, wie tief greifen Ihre Denkanstöße?«
    »Denkanstöße? Es handelt sich um komplette Programme, die nach streng wissenschaftlichen Methoden erarbeitet wurden. Sie können von jedem gehandhabt werden, der gewillt ist, zur Optimierung der Arbeitsabläufe…«
    »Ja ja, ich glaube Ihnen das ja alles«, seufzte Möbius. »Sieht so aus, als würde selbst die Kurzfassung ein mehrstündiges Referat werden. Dafür hätte ich allerdings auch dann keine Zeit gehabt, wenn mein Überraschungsbesuch nicht so unvermittelt eingetroffen wäre. Ich danke Ihnen für Ihre Bemühung, bringen Sie unseren Leuten in den nächsten Tagen bei, was sie wissen müssen -aber bitte so, daß sie es auch verstehen.«
    »Wofür halten Sie mich?« protestierte Sue. »Für eine Dilettantin?«
    »Dilettanten«, erwiderte Möbius gelassen, »zahlen wir keine so horrenden Summen. Die kommen erst gar nicht in die engere Auswahl. Bitte, Doc… tun Sie, was und wie Sie es für richtig halten. Ich habe mich vielleicht etwas zu salopp ausgedrückt. Werden Sie auch hier im Cottage übernachten? Sie kommen doch aus Yeovil, nicht wahr? Das ist ja nur ein paar Meilen entfernt, aber vielleicht…«
    »Deshalb beabsichtige ich auch, abends wieder heimzufahren. Ich halte es auch nicht für gut, während der Freizeit in verfügbarer Nähe der Schulungsteilnehmer zu sein. Es würde zwar die Möglichkeit für Rück-und Nachfragen erleichtern, andererseits aber eine möglicherweise zu vertraute Atmosphäre…«
    »Lieber Himmel, so genau wollte ich das alles doch überhaupt nicht wissen!« Möbius seufzte erneut. »Ich wollte nur wissen, ob Sie ständig hier sind oder pendeln.«
    »Ändert das etwas am Spesensatz?«
    Möbius holte tief Luft - und zählte stumm bis zehn. »Ich glaube, wir sind momentan beide in einer gewaltigen Verkettung von Mißverständnissen befangen, die wir nicht so einfach auseinanderklamüsern können. Schön, Sie pendeln also.«
    »Warum interessieren Sie sich dafür? Und weshalb wird das Cottage dermaßen abgesichert? Gleich vier Bewaffnete, die mich abgefangen haben, kaum daß ich das Grundstück erreichte… Sie scheinen also doch einen Überfall von IRA-Terroristen zu befürchten, nicht wahr?«
    »Unsinn«, protestierte Möbius mit mildem Lächeln, das er sich allerdings nur schwer abringen konnte. »Es ist… Es geht… es geht um einen verrückten Serienmörder, der in der Gegend sein Unwesen treibt - zumindest meiner

Weitere Kostenlose Bücher