0577 - Gebieter der Nacht
weil's die ja nach offizieller Diktion gefälligst nicht zu geben hat. Die sehen ja noch nicht mal einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen. Man ist vielleicht gerade noch gewillt, die beiden örtlich zusammenliegenden Fälle auch kriminalistisch zusammenzulegen, das ist aber auch schon alles. Und wir haben das Vergnügen, genau im Schwarzen der Zielscheibe zu hocken, um dieses Fortbildungsseminar abzuhalten. Das läßt sich auch nicht mehr stoppen, weil die Einladungen schon längst erfolgt sind und das Seminar bereits morgen beginnt.«
»Deshalb kümmerst du dich also selbst um die Sicherheitsvorkehrungen?« Zamorra zuckte mit den Schultern. »Beaminster Cottage ist weißmagisch abgeschirmt, daran solltest du dich eigentlich noch erinnern. Durch die M-Abwehr kommt kein Vampir durch. Nicht mal ein Dämon.«
»Sicher. Aber da gibt's ja noch ein bißchen mehr. Den ganzen Ort kann keiner schützen, und wir können die Seminarteilnehmer auch nicht fünf Tage lang hier einsperren. Die wollen was von der Welt sehen. Schließlich haben sie ja auch ein wenig Freizeit zur Verfügung. Sie werden also in die Dorfschänke einfallen wie die Heuschrecken, und sie werden die Umgebung erkunden. Glaubst du im Ernst, Zamorra, daß ich den Leuten sagen kann: Bleibt im Haus, da draußen schwirrt ein Vampir herum?«
»Hm…«, machte Zamorra.
»Deshalb wollte ich dich heute eigentlich noch anrufen«, fuhr Möbius fort, »um dich zu bitten, dich um diese Sache zu kümmern, wenn du Zeit hast. Aber da erfuhr ich, daß du ohnehin herkommen wolltest und dein Auto herbestellt hast. Nur daß ihr so früh eintrefft, das wußte ich nicht.«
»Natürlich kümmern wir uns darum !«
»Und ich hatte mir ein paar schöne Tage mit zwei süßen Mädels in Brasilien vorgenommen«, seufzte Gryf. »Ted Ewigk nach Rom bringen, Zamorra und Nicole hierher, damit sie, wenn es ihnen zu langweilig wird, per Regenbogenblumen nach Château Montagne verschwinden können - und dann ab nach Rio de Janeiro, zum Zuckerhut und zu den beiden hübschen Zuckerschnütchen…«
»Da gibt's aber sicher keinen Vampir, den du hetzen kannst«, sagte Nicole. »Ich dachte immer, die Jagd auf Vampire wäre dein Hobby.«
»Sicher. Aber hier gibt's als Beiwerk nur unterkühlte Britinnen, und die zu vernaschen ist Schwerstarbeit. Die chicas in Brasilien sind viel feuriger und temperamentvoller, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Da kann ich nicht mitreden«, gestand Nicole. »Ich habe noch keine Britinnen oder Brasilianerinnen vernascht.«
»Das will ich aber auch hoffen!« brummte Zamorra stirnrunzelnd.
»Du gönnst deiner Gespielin wohl auch gar nichts, wie?« rügte Gryf. »Dabei sind Frauen viel zärtlicher, anschmiegsamer und feuriger als Männer. Was glaubst du wohl, warum ich lieber den Mädels nachstelle als…«
»Schluß jetzt!« unterbrach Möbius. »Vielleicht sollten wir so etwas ähnliches wie einen Plan schmieden. Immerhin haben wir auch schon diverse Schutzmaßnahmen getroffen, mit denen ich euch wohl erst mal vertraut machen sollte. Der Schulungsplan, der gesamte Ablauf, mögliche Störfälle…«
»Störfälle«, seufzte Gryf. »Das klingt, als handle es sich um ein Atomkraftwerk. All right, du kannst uns in die Pläne einweihen, aber wie wir schließlich vorgehen, um diesem Vampir auf die Schliche zu kommen, das entscheiden wir selbst. Immerhin ist ja gar nicht gesagt, daß er wirklich hier auftaucht. Das ist nur deine Theorie, mehr nicht. Ich denke eher, daß wir ihn irgendwo anders aufstöbern und jagen müssen.«
»Und eigentlich«, fügte Zamorra hinzu, »sind wir ja hier, um unser Wiedersehen zu feiern. Mit einem Vampir werden wir ja wohl noch ohne größere Anstrengungen fertig.«
Gryf nickte kräftig…
Aber innerlich war er nicht ganz so sicher, wie er sich gab. Er hatte mit Vampiren auch schon üblere Erlebnisse gehabt. Zuletzt in Llanrhyddlad, jenem Dorf auf der Insel Anglesey nördlich von Wales, wo der Obervampir Sarkana ihm eine böse Falle gestellt hatte. Auch Zamorra war mit von der Partie gewesen, und Sarkanas Tochter Yolyn war dabei getötet worden - was Sarkana sicher nicht milder gegen Zamorra und Gryf stimmte. [4]
Damals war es alles andere als einfach gewesen, mit der Vampir-Bedrohung fertig zu werden!
Aber es mußte ja nicht immer so sein. Es gab ja wirklich noch ein paar Blutsauger, die man beinahe im Vorbeigehen pfählen konnte. Warum also immer das Schlimmste annehmen?
Wenn dieser Vampir in der weiteren Umgebung
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