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0577 - Gebieter der Nacht

0577 - Gebieter der Nacht

Titel: 0577 - Gebieter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wurde.
    Sie kam nicht dazu, sich zu wehren, weil sie nicht mit einem Angriff gerechnet hatte.
    Als ihr klar wurde, was geschah, war es zu spät. Bewußtlos brach sie zusammen…
    Die Bewegungen des alten Mannes wurden wieder langsam und schwerfällig. Er senkte den Kopf, sah die zu seinen Füßen liegende Frau kurz an und ging dann an ihr vorbei zur Balkontür, um sie zu öffnen.
    »Kommt herein, Gebieter«, sprach er mühsam.
    Der untersetzte, dickleibige Mann, der draußen stand, betrat das Wohnzimmer. Als er zufrieden lächelte, bleckte er dabei zwei lange Eckzähne…
    ***
    Der Mann mit den Regenbogenaugen verfolgte Nicole nicht. Er wußte ja, wo er sie jederzeit finden konnte. Andererseits aber war das Schutzfeld um das Cottage für ihn absolut undurchdringlich .
    Ohne daß es Nicole aufgefallen war, hatte Tan Morano sie ausgehorcht. Was ihm Sue Tanner in der vergangenen Nacht nicht verraten hatte, hatte er jetzt durch seine neue Bekanntschaft erfahren…
    Sue sollte also hier eine Art Schulung durchführen. Deshalb war sie heute hierher gekommen.
    Morano bezweifelte allerdings, daß sie die Kraft besitzen würde, diese Schulung durchzustehen. Zumindest nicht, wenn er sie in dieser Nacht wieder besuchte und sich an ihr labte, aber genau das hatte er vor. Bestimmt hatte sie heute bereits Schwierigkeiten gehabt, sich auf ihren Job, auf ihre Umgebung und Mitmenschen zu konzentrieren. Morgen würden diese Schwierigkeiten noch größer sein, wenn er wieder von ihrem süßen Blut gekostet hatte.
    Und er gierte nach ihrem Blut!
    Morano wußte jetzt auch, warum es dieses Schutzfeld ums das Cottage gab. Das Haus war ein Stützpunkt weißmagischer Jäger, die gegen die Schwarze Familie kämpften. Und die hübsche Französin Nicole Duval gehörte zu diesen Jägern!
    Er hatte das alles aus ihr herausgekitzelt, ohne daß sie merkte, was sie ihm da erzählte. Er verstand es, ein Gespräch so zu steuern, daß sein Gegenüber zwar nur Andeutungen von sich gab und dabei glaubte, nichts Wichtiges zu erzählen, daß er aber aus diesen Andeutungen die Wahrheit herauslesen konnte.
    Er hatte mit diesem Spielchen begonnen, als er gemerkt hatte, wie gefährlich sie war!
    Sie war eine Telepathin!
    Einen Moment lang nur hatte sie sich auf ihn eingestellt und versucht seine Gedanken zu lesen!
    Er hatte es rechtzeitig gemerkt.
    Und schnell genug hatte er eine zweite Gedankenebene aufbauen können, die er der Telepathin dann angeboten hatte. Ganz normale, harmlose menschliche Gedanken waren dies gewesen, deren Muster er aus denen der anderen Gäste des Pubs bezogen und zusammengemischt hatte. Diese Gedankenebene hatte schützend über seinen eigenen, wirklichen Gedanken gelegen…
    ...die ganz anders aussahen!
    Er hatte noch nie Schwierigkeiten damit gehabt, zwei unterschiedliche Gedankenebenen gleichzeitig zu kontrollieren. Während er auf der ersten Ebene überrascht daran dachte, daß diese schöne junge Frau durch ihre telepathischen Fähigkeiten zu seiner Todfeindin geworden war, dachte er auf der zweiten Ebene nur daran, daß er sie ungemein attraktiv fand und mit seiner Frage lediglich hatte provozieren wollen.
    Sie fiel darauf herein!
    Damit unterschied sie sich nicht von anderen Telepathen. Selbst der verdammte Silbermond-Druide, der ihm einst so sehr zu schaffen gemacht hatte, hatte den Trick mit dem zweigleisigen Denken nicht durchschaut.
    Morano war froh, daß er für sich selbst so etwas wie ein »Frühwarnsystem« entwickelt hatte, das sein Unterbewußtsein rechtzeitig vor telepathischen Attacken warnte, so daß er schnell genug reagieren konnte. Das hatte ihn schon oft genug gerettet und verschaffte ihm unschätzbare Vorteile gegenüber seinen Feinden.
    Er bedauerte, daß Nicole Duval ein solcher Feind sein mußte. Sie gehörte zu den Dämonenjägern, und sie war gefährlich. Von diesem Augenblick an war das Geplänkel zwischen ihnen von seiner Seite her nur noch ein Spiel gewesen. Ein Spiel zwar, das Risiken in sich barg, aber das von Morano gesteuert wurde.
    Nun, sie hatte keinen Verdacht geschöpft, er konnte also beruhigt sein. Besser wäre es gewesen, wenn er sie hätte töten können, doch das ging zu diesem Zeitpunkt nicht. Zu viele Menschen hatten mitbekommen, daß er mit ihr gesprochen hatte, und da er der letzte war, mit dem sie zusammen gesehen worden war, wäre der Verdacht sofort auf ihn gefallen.
    Er hatte sich eine Tarnexistenz eingerichtet, und die wäre dann gefährdet gewesen. Das wollte er nicht

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