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0577 - Gebieter der Nacht

0577 - Gebieter der Nacht

Titel: 0577 - Gebieter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fondtür seines Bentley stehen und sah Nicole nur schweigend an.
    Er brauchte auch nichts zu sagen, denn sein Blick war eine unausgesprochene Einladung, ihm noch ein wenig Gesellschaft zu leisten - an welchem Ort auch immer.
    Aber sie fuhr los, winkte ihm noch kurz zu und sah ihn dann nur noch im Rückspiegel.
    Etwas an diesem Anblick berührte sie tiefer, als sie es sich eingestehen wollte. Es war gerade so, als gehöre die ganze Nacht diesem Mann, als bedürfe er nur einer Handbewegung, um den Lauf der Gestirne zu steuern…
    Oder die Nacht in eine gigantische, tödliche Falle zu verwandeln!
    Unwillkürlich zuckte Nicole zusammen. Wie kam sie auf diesen verrückten Gedanken?
    Nur wenige Augenblicke später war Tan Morano nicht mehr zu sehen…
    Nicole lenkte den Mercedes zum Cottage zurück und wurde von den Männern des Wachdienstes empfangen.
    Drinnen im Kaminzimmer waren die Herren Zamorra und Möbius bereits jenseits von gut und böse.
    Nicole, die kein Interesse daran hatte, sich einen Haufen dummer Sprüche anzuhören, überlegte, ob sie sich nicht per Regenbogenblumen nach Frankreich ins Château Montagne versetzen lassen sollte. Dort würde sie dann dem alten Diener Raffael Bois auf die Finger klopfen, der die Nachricht des Möbius-Konzerns bezüglich der Schulung nicht an Zamorra und sie weitergegeben hatte.
    Sie fragte sich, warum er das nicht getan hatte, der alte Mann vergaß doch sonst nie etwas und war die Zuverlässigkeit in Person.
    Aber - dann dachte sie daran, daß ihr dort vermutlich auch Fooly, der Jungdrache, über den Weg laufen würde, schließlich tauchte der immer dann auf, wenn man ihn nicht gebrauchen konnte.
    Ihr war nicht danach, sich auf den unvermeidbar folgenden Disput mit dem Drachen einzulassen. Sie dachte an Morano, und noch immer war sie von diesem Mann fasziniert. Den Eindruck, den er in ihr hinterlassen hatte, wollte sie sich jetzt nicht zerstören lassen.
    Also blieb Nicole im Cottage, griff nach einem Buch und wartete auf Zamorras triumphalen Rückzug von der Wiedersehensfront. Raffael ins Gebet nehmen, das konnte sie auch noch ein andermal…
    Bald merkte Nicole, daß sie sich nicht auf das Buch konzentrieren konnte. Immer wieder schob sich das Bild Moranos vor die Buchstaben.
    Tan Morano, der Mann mit den rätselhaften Regenbogenaugen…
    Irgendwann schlief sie im Sessel ein.
    ***
    Als es an der Tür klingelte, zuckte Sue Tanner wie elektrisiert zusammen. Sie dachte an »ihn«, ihren Liebhaber. »Er« mußte es sein, der vor der Tür stand und Einlaß begehrte.
    Doch er war es nicht!
    »Sie?« stieß Sue überrascht hervor. »Was wollen denn Sie hier?«
    Es war ihr Nachbar vom Balkon gegenüber. Nicht im Traum hätte sie damit gerechnet, daß er jemals den Weg an ihre Wohnungstür finden würde. Das paßte nicht zu ihm! Er war der stille Genießer und niemals aufdringlich! Wenn er Sue hätte ansprechen wollen, es hätte Dutzende von Möglichkeiten dafür gegeben, wenn sie sich auf der Straße begegneten, ›auf neutralem Territorium‹. Warum kam er ausgerechnet jetzt, am Abend?
    Sicher nicht, um ein paar Gramm Zucker, Mehl oder frische Eier auszuleihen.
    »Darf ich hereinkommen?« fragte er.
    Er wirkte merkwürdig bleich und starr, sah an Sue vorbei und schien sie gar nicht richtig wahrzunehmen.
    »Was wollen Sie?« fragte Sue.
    Ihr Nachbar zögerte. Hatte er ihre Frage nicht verstanden, die sie jetzt immerhin schon zweimal gestellt hatte? Er schien krampfhaft über den Sinn ihrer Worte nachzudenken.
    »Es ist wichtig«, sagte er dann leise. »Bitte, lassen Sie mich herein.«
    Und wenn »er« gleich eintrifft? dachte sie. Wenn »er« diesen verrückten Burschen bei mir vorfindet, was wird er von mir denken?
    Aber dann nickte sie. Sie würde ihn nicht lange in ihrer Wohnung dulden. Nur so lange, bis er ihr erzählt hatte, was er wollte.
    »Also gut. Kommen Sie herein. Und dann sagen Sie mir endlich, was Sie wollen. Ich habe nicht viel Zeit. Ich muß morgen sehr früh aufstehen und möchte mich zur Ruhe legen.«
    Sie ließ ihn an sich vorbei in die Wohnung und schloß die Tür wieder hinter ihm.
    »Kann ich Ihnen etwas anbieten?« fragte sie höflich und hoffte gleichzeitig, daß er ablehnen würde. Er sollte sich erst gar nicht fest einnisten.
    Schweigend ging er bis ins Wohnzimmer.
    »Also, bitte«, drängte sie. »Was…?«
    Da bewegte er sich plötzlich so unglaublich schnell, so sehr im Widerspruch zu seiner eben noch schwerfälligen Art, daß Sue völlig überrascht

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