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0577 - Gebieter der Nacht

0577 - Gebieter der Nacht

Titel: 0577 - Gebieter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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war nicht mehr dazu gekommen, sich zu sträuben.
    Jetzt gehörte sie Sinson, nicht mehr Morano. Vielleicht fühlte sie sich immer noch von Morano angezogen, aber wenn es darauf ankam, würde sie Sinson gehorchen.
    Er rechnete damit, daß Morano wieder hierher kam, denn er hatte in der letzten Nacht nicht sehr viel von ihrem Blut getrunken, das hatte Sinson sofort festgestellt. Er würde wieder trinken wollen, und wenn er nicht so närrisch war, sich zwischenzeitlich ein weiteres Opfer zu greifen, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Wohnung der Schönen wieder aufzusuchen.
    Jetzt begann das Warten.
    Morano würde ahnungslos in die Falle gehen.
    Und sie waren drei gegen einen…
    ***
    Zamorra sah auf die Uhr.
    Es war Mitternacht.
    An sich kein Grund, den Tag zu beenden. Aber Carsten Möbius, der wesentlich mehr getrunken hatte als er, hatte längst die nötige »Bettschwere« erreicht.
    Zamorra brachte ihn in sein Zimmer.
    Der Parapsychologe hatte sich in Sachen Alkohol weit mehr zurückgehalten, als selbst Nicole ihm in seiner Wiedersehensfreude zugetraut hatte. Er wollte nicht wirklich betrunken werden. Vielleicht hätte er unter anderen Umständen tatsächlich stärker zugelangt, aber etwas in seinem Unterbewußtsein warnte ihn.
    Immerhin hatte Carsten einen Vampir erwähnt.
    Und diese Bemerkung hielt Zamorra wachsam. Auch wenn er diesen Vampir aus seinem Bewußtsein verdrängt hatte und eigentlich nur das Wiedersehen mit seinem langjährigen Freund feiern wollte, war doch etwas in seinem Hinterkopf, das ihn davon abhielt, sich völlig zu entspannen.
    Deshalb hatte er seinen Alkoholpegel unter Kontrolle gehalten.
    Da war nämlich noch etwas.
    Carsten hatte zwischendurch auch die Frau erwähnt, die am Nachmittag kurz hier aufgetaucht war. Wie hieß sie noch gleich?
    Tanner… Die Frau, die hier die Mitarbeiterschulung abhalten sollte!
    Zamorra wußte nicht, weshalb, aber aus irgendeinem Grund maß er dieser Frau Bedeutung zu.
    Vielleicht, weil Vampire bevorzugt Frauen jagten?
    Zamorras Gedanken waren etwas schwerfälliger als normal, ein wenig machte sich der Whisky nun doch bemerkbar. Deshalb kam er nicht darauf, was sein sechster Sinn ihm sagen wollte. Aber es mußte etwas mit dem Verhalten der Frau zu tun haben. Sie sei eigenartig gestreßt und aggressiv gewesen, hatte Carsten behauptet.
    »Ich muß total verrückt sein, das zu tun«, murmelte Zamorra, während er sein Amulett einsatzbereit machte. Vorher erkundigte er sich bei einem der Sicherheitsbeauftragten, wo genau die Frau sich bewegt hatte.
    Der Security-Mann hatte eigentlich längst Feierabend und war gar nicht davon erbaut, von Zamorra gestört zu werden, er wollte sich gerade zum Schlafen fertigmachen. Entsprechend knapp und mürrisch war seine Auskunft, die auch durchklingen ließ, daß er Zamorra achtkantig hinausgeworfen hätte, wäre der nicht der Eigentümer dieses Hauses gewesen, in dem der Sicherheitsmann seine Nachtruhe suchte.
    Die Uhrzeit, wann diese Tanner hier aufgetaucht sein mußte, konnte Zamorra nur vage bestimmen, aber immerhin brauchte er in der Zeitschau ja nur rückwärts zu gehen und würde dann, an einem bestimmten Ort postiert, zwangsläufig auf die Schulungsleiterin stoßen.
    In seinem leicht angeschlagenen Zustand dauerte es etwas länger als sonst, sich in die erforderliche Halbtrance zu versetzen. Auch danach spielte der leichte Alkoholpegel noch eine beeinflussende Rolle, und es fiel Zamorra schwerer als sonst, das Amulett entsprechend zu steuern.
    Seine träge fließenden Gedankenbefehle verwandelten den stilisierten Drudenfuß in der Mitte der handtellergroßen Silberscheibe in eine Art Miniatur-Bildschirm, auf dem ein Film rückwärts lief - ein Film, der Zamorras unmittelbare Umgebung zeigte.
    Minute um Minute, Stunde um Stunde ging es zurück.
    Es war wirklich ein wenig verrückt, und im. Normalzustand hätte Zamorra Carstens Beobachtung vielleicht nicht mal Beachtung geschenkt. Aber jetzt hatte er sich in die fixe Idee verrannt, Dr. Tanner überprüfen zu müssen. Und obwohl es ihn mehr Kraft denn je kostete, versuchte er es.
    Schließlich sah er sie vor sich, ein wenig unscharf, aber immerhin! Das Amulett war mit seiner Zeitschau weit genug in die Vergangenheit geschritten.
    Mühsam konzentrierte Zamorra sich auf Dr. Tanner, doch trotz seines Halbtrance-Zustands merkte er, wie er rapide ermüdete.
    Aber für den Bruchteil einer Sekunde sah er etwas, das er instinktiv zu sehen erwartet hatte.
    Carsten war es sicher

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