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0577 - Gebieter der Nacht

0577 - Gebieter der Nacht

Titel: 0577 - Gebieter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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riskieren.
    Bei den Opfern, die er sich in den letzten Tagen geholt hatte, war er vorsichtig genug gewesen, so daß keine Rückschlüsse auf ihn gezogen werden konnten. Er hatte sie relativ weit gestreut.
    Ein Opfer hier, ein anderes dort…
    Wobei er allerdings übersah, daß er im Revier eines anderen Vampirs räuberte, der ebenfalls Opfer suchte…
    Nicht, daß die Polizei ihm wirklich etwas hätte anhaben können. Vampire waren für die Menschen mystische Gestalten ohne wirklichen Realitätsbezug. Davon profitierte er Heute viel mehr als noch vor hundert oder zweihundert Jahren, als der Aberglaube unter den Sterblichen wesentlich ausgeprägter war und sie leichter einzuschüchtern gewesen waren.
    Heute existierte eine Technologie, die nicht nur Sicherheit vorgaukelte, sondern auch eine Scheinwelt geschaffen hatte, in der es für Mythen keinen Platz mehr gab. Das half dem Vampir, unerkannt zuzuschlagen. Selbst wenn Blutarmut und Bißmale bei den Opfern festgestellt wurden, würde niemand ernsthaft in ein Polizeiprotokoll schreiben, daß die Todesursache Vampirismus war, eher würde man versuchen, tausend andere Erklärungen an den Haaren herbeizuziehen.
    Natürlich ging dann auch niemand auf Vampirjagd.
    Es gab nur noch wenige, die Bescheid wußten und entsprechend handelten. Wesen wie diese Nicole Duval oder ihr vielzitierter Lebensgefährte. Oder gar jener blonde Silbermond-Druide, der wie eine Katze mit sieben Leben die Jahrtausende überdauert hatte und dêm es einst beinahe gelungen wäre, Morano zu töten…
    Morano hatte beschlossen, die Telepathin noch etwas zu verschonen. Sie mußte wenigstens noch einmal mit anderen Leuten lebend gesehen werden - möglicherweise in intensiver Unterhaltung mit einer weiteren Person. Die konnte sogar Morano zu ihr schicken. Einen Diener vielleicht, den er nicht mehr benötigte und der dann des Mordes bezichtigt werden konnte, wenn die Jägerin tot aufgefunden wurde.
    Um so ungestörter konnte Morano dann selbst weiterhin seinen Neigungen nachgehen.
    In dieser Nacht würde er seinen Durst deshalb wieder in Yeovil stillen. Sicher wartete Sue Tanner ungeduldig auf ihn.
    Den Weg zurück in die Stadt kannte Morano längst.
    Er hätte fliegen können.
    Aber warum sollte er nicht seine Kräfte schonen und statt dessen auf die Technik der Menschen zurückgreifen? Sie hatten in den letzten Jahrzehnten Annehmlichkeiten geschaffen, die auch einem. Vampir zugute kamen.
    Morano kam nach seinem Erwachen in der modernen Welt immer besser zurecht und lernte ihre Vorteile nicht nur zu schätzen, sondern auch weidlich zu nutzen.
    Er lenkte den Bentley seinem Ziel entgegen.
    Ein Ziel, das jedoch bereits zu einer Falle für ihn umfunktioniert worden war!
    ***
    Sinson richtete sich wieder auf. Seine Eckzähne schimmerten rötlich im schwindenden Abendlicht, das durch das Fenster und die offene Tür ins Wohnzimmer fiel.
    Es hatte genau so funktioniert, wie er es geplant hatte.
    Ahnungslos hatte die Frau seinen Diener hereingebeten, und nachdem dieser sie niedergeschlagen hatte, war nun er, Sinsons Diener, derjenige, der im Innern der Wohnung das Hausrecht ausüben konnte, denn die eigentliche Bewohnerin war ja nicht mehr in der Lage, das zu tun.
    So hatte der Diener ihn, den Vampir, auch hereinbitten können.
    Die Frau hätte das niemals getan. Sinson war nicht gerade der Typ, der auf Frauen attraktiv wirkte. Aber wenn ein Vampir erstmals die Wohnung eines Opfers betreten wollte, mußte dieses Opfer ihn eben hereinbitten.
    Sicher, es ging auch anders. Aber dann wirkte der Vampirismus nicht hundertprozentig, nicht so, wie es sein sollte, und der Vampir erhielt weitaus weniger Macht über das Opfer Der alte Mann, dessen Blut nicht sonderlich gut mundete, hatte Sinson aus reiner Freundlichkeit in seine Wohnung gebeten - und Sinson hatte ihn sofort gebissen und zu seinem Diener gemacht. Das Blut hielt immer noch vor, er hätte die Frau jetzt gar nicht beißen müssen. Er war geradezu übersättigt.
    Aber es war nötig gewesen, um auch sie zu seiner Kreatur zu machen…
    Nun, wenn sie den Alten nicht hereingelassen hätte, hätte Sinson es anders versuchen müssen. Doch so war es in der Wohnung zu einem Rollentausch gekommen; als die Frau die Besinnung verlor, war der Alte das Opfer geworden, das Sinson hereinbitten mußte. Sinson hatte deshalb auch zunächst noch mal seine Zähne in die Adern des Alten gesenkt, um sich erst anschließend der Frau zu widmen, als diese gerade wieder erwachte.
    Sie

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