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0578 - Die Geisel

0578 - Die Geisel

Titel: 0578 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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– verriet Energie.
    Unter den wie gemalt wirkenden, dunklen Brauen leuchteten ebenfalls dunkle Augen, in deren Pupillen sich der Widerschein der Flamme zuckend bewegte.
    Sein Haar besaß auch die dunkle Farbe. Über der Stirn ziemlich licht, dafür auf der zweiten Kopfhälfte dichter wachsend. Allgemein betrachtet machte dieser Mensch Marion Brookman einen nicht unsympathischen Eindruck.
    Sie starrte ihn an.
    Auch er sagte nichts, gab ihr Gelegenheit, ihn genau zu beobachten. Der Zug hatte sich noch nicht in Bewegung gesetzt, auch vor der langen Wagenschlange war es ruhig, so daß nur der Atem des Mädchens zu hören war.
    Nur ihr Atmen…
    Zuerst war es nur ein schwacher Gedanke. Dann jedoch drang er scharf wie ein Strahl in ihr Gehirn und verdichtete sich zu einem starken Verdacht.
    Wieso nur ihr Atmen?
    Sie starrte ihn an. Irgendwie wissend, denn er begann leise zu lachen.
    »Nun? Keimt ein Verdacht in Ihnen hoch?«
    »Vielleicht«, flüsterte sie. »Ich… ich habe den Eindruck, daß Sie kein Mensch sind.«
    »Sehe ich anders aus?«
    »Nein, nein!« flüsterte sie schnell, aus Furcht etwas falsches gesagt zu haben. »So sehe ich das nicht, aber…« Marion rang nach Luft.
    »Sie… Sie atmen nicht.«
    Mallmann nickte. »Das stimmt.«
    Marion war überrascht, die Antwort zu hören. Das gab er so einfach zu? »Weshalb atmen Sie nicht?«
    »Weil ich es nicht brauche.«
    »Aber…«
    »Kein Aber, Mädchen. Es gibt Existenzen, die einfach nicht zu atmen brauchen.«
    »Haben Sie auch einen Namen?«
    »Ich heiße Will Mallmann.«
    »Der ist nicht Englisch?«
    »Ich stamme aus Germany!«
    »Und weiter?«
    »Du willst erfahren, weshalb ich nicht atme. Ich werde es dir zeigen. Schau auf mein Gesicht.« Er drückte seinen Kopf noch weiter vor, damit er vom Licht der Kerze besser angeleuchtet wurde. Nun überwog auf seinen Zügen das Licht und nicht mehr die Schatten wie noch vor Sekunden.
    Sehr langsam, beinahe bedächtig, öffnete er den Mund, damit Marion sich auf die Zähne konzentrieren konnte. Auch wenn das Licht dunkler gewesen wäre, hätte sie trotzdem im Oberkiefer die spitzen Hauer entdeckt. Das waren keine normalen Zähne, das waren – sie wollte es kaum glauben – Vampirhauer!
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, in einem gewaltigen Eisblock eingeschlossen zu sein. Sie hockte auf dem Boden, angespannt, noch in Ketten, und hatte das Gefühl, eine andere Person zu sein. Vor ihr spielte sich ein Drama ab, wie sie es sonst nur aus Büchern oder Filmen her kannte. Daß war für sie einfach unbegreiflich.
    Hier war ein böses Märchen zu einer furchtbaren Realität geworden, vorausgesetzt, dieses Vampirgebiß war echt und nicht künstlich in den Mund geschoben worden.
    Marion wollte etwas fragen, als durch die Reihe der Wagen ein heftiger Ruck ging.
    Er war beim Start der Waggonschlange entstanden. Damit hatte auch der Vampir nicht gerechnet. Er fiel ebenso wie Marion, nur war seine Haltung besser gewesen, deshalb konnte er sich auch schneller fangen.
    Der Güterzug rollte, Mallmann richtete sich auf und hörte das Klirren der beiden Ketten, als sich Marion ebenfalls bewegte.
    »Nun?« fragte er, »ist dir jetzt einiges klargeworden?«
    Sie strich über ihr Gesicht, was ihr wegen der angeketteten Hände nicht leicht fiel. Schmier und Schweiß vermischten sich auf der Haut. In den Augen jedoch funkelte der Glanz einer gewaltigen Furcht.
    »Sind Sie ein echter Vampir?«
    »Was denkst du denn? Ich bin derjenige, der den Vampirismus revolutionieren wird.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Vergiß es. Nur soviel merk dir: Du wirst genau das tun, was ich will. Sonst ergeht es dir wie deiner Schwester.«
    »Was haben Sie mit Donna gemacht?«
    »Ich habe ihr Blut getrunken!«
    »Nein, das…«
    »Doch, ihr Blut war köstlich. Deines wird mir ebenso munden, darauf kannst du dich verlassen. Dein Blut wird sich kaum von dem deiner Schwester unterscheiden…«
    »Aber sie ist doch…«
    »Zu einem Vampir geworden. Auch sie geht nun auf die Jagd nach Blut. Ich habe meine Saat gelegt, und du wirst daran ebensowenig etwas ändern können wie Sinclair.«
    »Was haben Sie mit ihm?«
    »Er ist mein Todfeind. Ich werde ihn in die Knie zwingen. Ich werde ihn noch eine Weile quälen, um dann endgültig zuzuschlagen. Aber das ist nicht deine Sache. Ich habe meine eigenen Pläne entworfen und werde sie in die Tat umsetzen.«
    Die Flamme bekam einiges vom Fahrtwind mit. Manchmal wurde sie derart dünn, daß sie fast verloschen wäre, aber sie

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