058 - Der Duft von Sandelholz
Mrs.
Clearwell sprechen. Meine Absicht ist es, die Gemüter etwas zu besänftigen."
„Soll ich mitkommen?"
„Äh - nein. Das wird nicht nötig sein", sagte er mit raschem Lächeln. „Ich bin gleich zurück. Wenn du mich bitte entschuldigen würdest."
„Natürlich", erwiderte sie und schenkte ihm einen wissenden Blick.
Derek erhob sich und verneigte sich höflich vor ihr. Anschließend machte er sich, ohne sich umzudrehen, auf, um sich zu Lily Balfour zu gesellen.
Als er sich den Weg durch die Menge bis zu ihrem Platz gebahnt hatte, fand er jedoch ihre Begleiterin allein vor.
Mrs. Clearwell schickte ihn zu den hohen, weißen Spalieren, an denen rosafarbene Rosen emporwuchsen, wo er Miss Balfour allein stehen und die üppigen Blüten bewundern sah. Derek dankte der liebenswürdigen alten Dame mit einem Nicken, danach schlenderte er auf Lily zu. Gerade wollte sie sich vorbeugen, um den erlesenen Duft der Blüten einzuatmen.
„Eine Lilie zwischen Rosen", scherzte Derek statt einer Begrüßung, als er sich ihr näherte.
Überrascht drehte sie sich um, dann lächelte sie ein wenig unsicher, als sie ihn sah.
„Sie sind schön. Riechen Sie." Sie umfasste eine Blüte und zog sie behutsam zu ihm, so weit der zarte grüne Stiel es erlaubte.
Ohne den Blick von ihr zu wenden, vollkommen benommen von ihrer Anmut, beugte er sich gehorsam hinunter und atmete den süßen Duft ein.
Als er sich wieder aufrichtete, lächelte er sie mit einem Seufzer des Wohlbehagens an.
Doch wie sollte er nun anfangen? Himmel, warum brachte er bei diesem Mädchen kein Wort heraus?
Sehr ungewöhnlich.
„Wie ich sehe, tragen Sie Ihre Ohrringe", sagte er mit einem leichten Necken in der Stimme. „Beide."
„Ja." Rasch berührte sie die Diamanten, um sicherzugehen, dass sie noch an ihren Ohren saßen. „Ich habe sie zu einem Juwelier gebracht, um die Verschlüsse fester machen zu lassen. Ich - ich will nicht wieder einen verlieren."
„Wenn das passiert, dann helfe ich Ihnen suchen", sagte er mit einem etwas schiefen Lächeln. „Sehen Sie, ich bin nicht sehr gut darin, mich zu entschuldigen, aber ich weiß, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Neulich im Hyde Park war ich etwas leichtsinnig mit meiner Meinung. Ich hatte kein Recht, über sie zu urteilen. Ich wusste nichts über Ihren Vater. Würden Sie -meine Entschuldigung annehmen?"
„Nur dann, wenn Sie meine annehmen", erwiderte sie leise.
Er sah sie fragend an.
Sie zuckte die Achseln und senkte den Blick. „Ich sehe Sie nicht wirklich als Söldner, Major. Natürlich ist Ihr Militärdienst vollkommen ehrenhaft, und Sie hatten die Pflicht, darauf hinzuweisen, dass die Vorgänge in Indien uns bei dem Konflikt mit Napoleon halfen. Ich glaube, meine Wut rührte daher, dass ich Angst hatte, Sie könnten enden wie mein Vater. Und", räumte sie ein, „ich war gekränkt. Ich wollte, dass auch Sie sich gekränkt fühlen."
„Nun, das ist Ihnen gelungen", meinte er und zog eine Braue hoch.
Sie sah ihn an und hielt die Hand vor den Mund, als sie beide zu lachen begannen -
sowohl über den jeweils anderen als auch über sich selbst.
„Frieden also?", fragte er. „Sind wir fertig mit dem Austausch von Beleidigungen?
Oder sollte ich besser meinen Schwager, einen Diplomaten, dazuholen, damit er einen Vertrag zwischen uns aushandelt?"
„Frieden", erwiderte sie entschlossen und hielt ihm die Hand hin.
Derek nahm ihre Hand und schüttelte sie belustigt.
Unter normalen Umständen hätte er einer Frau eher die Hand geküsst als sie geschüttelt, aber aus irgendeinem Grund schien die Galanterie, die er sonst Damen gegenüber an den Tag legte, bei Lily Balfour nicht passend zu sein.
Als sie seine Hand losließ, deutete er auf den Gartenweg. „Sollen wir ein wenig auf Forschungsreise gehen, Miss Balfour?"
Sie sah ihn aus großen Augen an. „Wie bitte?"
„Ich meinte den Garten", schalt er sie. „Jemand sagte mir, dieser Weg führte zum Fluss hinunter."
„Die Themse?", fragte sie mit einem nervösen Blick.
„Nein, der Nil", erwiderte er spöttisch. „Glauben Sie mir, ich werde nicht mehr versuchen, Sie zu verführen. Ich dachte nur, ich könnte einen Blick aufs Wasser werfen. Wenn Sie möchten, können Sie mich begleiten."
„Oh. Ja. Gut." Sie nickte und räusperte sich. „Das klingt sehr angenehm, aber ich weiß nicht, ob meine Anstandsdame ...?" Ein Blick auf Mrs. Clearwell beantwortete ihre Frage, ehe sie sie stellen konnte.
Mrs. Clearwell war in ein Gespräch mit
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