058 - Gänsehaut
ruckartig die Köpfe herum. Sie sahen die drei Komparsen, die eigentlich in dem Plastikmonster sitzen sollten. Mit verwirrten Mienen kamen sie näher, guckten zu dem geifernden Ungeheuer hinüber und stießen entsetzte Laute aus.
Die Ferrera sprang von ihrem Platz hoch, stemmte die Fäuste in die Seiten, lachte wie von Sinnen und bog sich dabei.
»Aufhören!« Lazzerini fuhr herum und sah sie erbost an. »Was hat das alles zu bedeuten?« Er hob eine Hand und rief: »Stopp! Die Szene ist im Eimer. Wir …«
»Das Monster ist echt!«
Caterina Schifano schrie es. Sie sprang auf, dass ihr Stuhl umkippte und wies voller Furcht auf das riesige, froschgrüne Scheusal, das brüllend über die kreischende Laura herfallen wollte. »Man muss es töten, sonst bringt es uns alle um!«
Ungefähr im gleichen Moment legte Coco Zamis dem wie hypnotisiert dasitzenden Hajime Tanaka die Hand auf den Unterarm und sagte: »Stellen Sie es ab, Hajime! Lassen Sie es aufhören!«
»Unmöglich«, erwiderte der Japaner, ohne sie anzuschauen. »Zu spät. Kein Einfluss mehr. Zu spät.«
Sie stand auf und stellte sich vor ihn, um seinen Blick einzufangen und ihn zu hypnotisieren.
Dorian sprang über künstliche Baumwurzeln und synthetische Totenschädel hinweg auf die zu Tode erschrockene Hauptdarstellerin zu. Sie war jetzt vor Grauen wie gelähmt. Schweißperlen standen auf ihrem kalkweißen Gesicht, bedeckten den ganzen Körper.
Das Monster war über ihr. Bosheit und Tücke glitzerten in den großen Augen. Es richtete sich auf den Hinterläufen auf, schlug mit den vorderen Tatzen nach dem Dämonenkiller und stieß eine Reihe unartikulierter Laute aus. Gelber Schleim floss aus dem Rachen.
Dorian stellte sich schützend vor die schwarzhaarige Frau. Mit den kleineren Dämonenbannern, die er in den Jackentaschen trug, war hier nichts auszurichten; verlassen konnte er sich höchstens auf die gnostische Gemme.
Er holte sie hervor und hielt sie empor. Das Monster rollte mit den Augen, grunzte böse, und Dorian schlug stinkiger Atem entgegen. Der auf dem Edelstein erhaben eingeritzte Abraxas und die Schlange, die sich in den eigenen Schwanz biss, schienen Eindruck auf die Kreatur zu machen. Wütend schüttelte sie das Haupt hin und her und spuckte gelben und grünen Schleim aus. Fast hätte Dorian eine Ladung davon abbekommen. Er wich jedoch rechtzeitig aus, kniete sich hin, hob einen der Totenschädel auf und schleuderte ihn direkt in den Rachen des Monsters. Es machte ein paar würgende und schluckende Bewegungen, bekam den Schädel aber nicht herunter geschluckt. Verdrossen kaute es auf dem künstlichen Material herum, dass es knackte und splitterte.
Dorian gelang es unterdessen, der zitternden Laura Piccioni die Hände loszuketten. Sie wimmerte und klammerte sich wie ein hilfloses Kind an ihn. Er hatte seine liebe Not, sich aus ihrem Griff zu befreien und ihr auch die Fußfesseln zu öffnen.
Dann war das Monster über ihnen. Furchtbar klappte das Maul auf und zu. In letzter Sekunde konnte Dorian einem wütenden Tatzenhieb entkommen. Er duckte sich, zog die Schauspielerin zu sich heran und zerrte verbissen an der letzten Kette, die sie am Ort des Schreckens festhielt.
Jeff Parker, Giampaolo Lazzerini und die anderen Männer im Studio blieben nicht untätig. Eilends hatten sie sich Waffen gesucht. Manche hatten Holz- oder Eisenknüppel ergriffen, andere schwangen sogar Klappstühle oder Kabelstücke, die sie zu Peitschen umfunktionieren wollten.
Der Tonmeister kam aus seinem Kabuff herübergeeilt und riss eine kleine Beretta-Pistole aus dem Schulterhalfter, die er zu seinem persönlichen Schutz stets mit sich herumtrug.
Coco Zamis bemühte sich indessen immer noch darum, Hajime Tanaka zu hypnotisieren, was ihr aber einfach nicht gelingen wollte. Die fünf Japaner saßen wie Yogi da, teilnahmslos und fern aller Realität.
»Ich sterbe!«, schluchzte Laura Piccioni neben Dorian. »Mein Gott, ich sterbe vor Angst!«
»Reißen Sie sich zusammen und laufen Sie, was die Beine hergeben, sobald ich die Kette gelöst habe!«, befahl er.
Er schaffte es. Laura war frei. Zwar hing noch eine Kette an einem Fußknöchel, aber die nahm sie bei ihrer Flucht aus dem Studio-Dschungel mit. Schreiend brachte sie sich bei Caterina, ein paar anderen Schauspielerinnen und Bice Valori in Sicherheit.
Dorian konnte nicht mehr vor dem Monster fortlaufen; es war zu spät. Fauchend und spuckend hatte es sich aufgerichtet. Die Helfer – allen voran Jeff und
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