0582 - Die Mutantenfänger
wobei er einen langen, erschreckend dünnen Arm ausstreckte, und zog einen kleinen, weißen Koffer heraus. Auf der Frontseite prunkte ein surrealistisches Gemälde: Anatomie einer Pille von Aleksander Kanh. Sandal blickte mit gerunzelten Brauen darauf und staunte. Das Bild sah fast so aus wie die halbzerstörte Burg Crater.
„Hier habe ich ein Mittel, das auch ungewöhnlich starke parapsychische Naturen binnen Sekundenbruchteilen einschläfert!" sagte er und hob eine Packung von länglichen Zylindern heraus.
Sandal betrachtete abwechselnd die Glaskapseln, die einen runden Mechanismus eingeschmolzen hatten, und das Gemälde, das in einer Fabellandschaft eine zur Hälfte einem aufgeschnittenen ‚anatomischen' Bild ähnelnde Pille zeigte. Dann hob Sandal den Kopf und fragte: „Können die Kapseln auch mit Pfeilen verschossen werden?"
Sämtliche Köpfe fuhren herum, alle Männer blickten ihn an.
„Selbstverständlich!" sagte Paih Terzyu laut. „Diese Möglichkeit bietet sich geradezu an."
„Von hier nach Sardinien, das ist eine sehr gestreckte Parabel", meinte Roi sarkastisch.
Nach Roi Dantons Worten, die nichts anderes ausdrücken sollten als die Verzweiflung der Verantwortlichen, nichts tun zu können, herrschte in dem kleinen Saal tief im Innern von Imperium-Alpha, jener riesigen Schaltstation, dem geheimen Nervenknotenpunkt Terras und der Planeten, tiefes Schweigen.
Schließlich meldete sich Deighton zu Wort. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr sagte er: „Wir haben heute den Sechsundzwanzigsten. Vor nicht ganz einer halben Stunde waren vier der acht gesuchten Mutanten bei dem Mediziner in Cagliari. Es gibt einige Möglichkeiten für uns, zu handeln."
Rhodan nickte. Man sah es seinem ernsten Gesicht an, daß er nachdachte, und daß ihn die Ereignisse ausschließlich beschäftigten.
„Eine dieser Möglichkeiten wird sein, daß ich einen zweiten, im Ton schonungsloseren Aufruf an die Mutanten richte. Wir wissen, daß die Synthokörper aus sich selbst heraus einen starken Drang besitzen, selbständig und rücksichtslos zu handeln; sie kennen das Gefühl der Angst und den Selbsterhaltungstrieb anscheinend nicht. Ich hoffe, daß der Verstand der Mutanten die Reaktionen der Körper unter Kontrolle bekommen kann. Bereiten Sie alles für eine Übertragung vor, ja?"
Die letzten Worte waren an einen Techniker gerichtet, dessen Gesicht auf einem kleinen Monitor erschienen war.
„Selbstverständlich, Sir!" sagte er.
„Danke."
Atlan schnippte mit den Fingern und erklärte: „Wir sollten uns bereithalten, schnell nach Sardinien zu fliegen oder, noch besser, den Transmitter zu benutzen. Wenn sich die Mutanten dort aufhalten, dürften Saedelaere und Corello nicht weit sein, denn wir wissen, daß die Mutanten die Nähe der beiden Männer als eine Art Lebensversicherung betrachten. Ich schlage vor, Sandal unterhält sich ein wenig mit unserem Freund Terzyu und hält sich bereit, mit uns zu kommen."
Sandal und der Ara-Mediziner nickten sich zu, standen auf und verließen den Raum. Einer der Fachberater folgte ihnen; er hatte eine Idee, die sich vielleicht nutzbringend verwenden ließ.
Reginald Bull hatte die Unterhaltung schweigend mitverfolgt.
Jetzt stand er auf und knurrte: „Die Zeit drängt, Freunde! Ich fürchte, daß die Mutanten nach ihrer Entdeckung halb wahnsinnig vor Angst und Ausweglosigkeit werden. Vielleicht nicht vor Angst, denn ihre Körper kennen dieses Gefühl angeblich nicht... aber sie werden reagieren. Wie reagieren sie vermutlich?"
„Indem sie sich in Corello zurückziehen", sagte Atlan schnell, „oder dies wenigstens versuchen."
„Richtig! Und was können wir dagegen tun?" fragte Bull hartnäckig.
„Mit Terzyus Hilfe versuchen, Corello auszuschalten", erwiderte Deighton. „Darüber beraten Sandal Tolk und Paih gerade. Aber zunächst müssen wir wissen, an welchem Punkt sich die Mutanten befinden. Wenn sie überhaupt noch in Sardinien sind.
Und sie werden auch Alaska nicht eine Sekunde unbewacht lassen."
Atlan biß sich auf die Unterlippe. Er dachte an die fast endlos vielen Möglichkeiten, sich zu verstecken... er stellte sich vor, wie Hunderte von Polizisten und Agenten ausschwärmten und jedes Hotel, jede freie Wohnung, jede kürzlich erfolgte Vermietung kontrollierten. Waren es nun vier oder sechs oder acht oder gar zehn Personen?
Wieder sprach Deighton: „Ich denke folgendes: Die Mutanten versuchen, sich in Corello zurückzuziehen. Ribald Corello wehrt sich. Der Kampf
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