0583 - Schädeltanz am Hudson
jagte…
***
Innerhalb von Sekunden hatte sich die Gefahr zu einer tödlichen Drohung verdichtet. Für mich waren zwei Dinge wichtig. Die Schädel durften es nicht schaffen, an meine Kehle zu kommen, außerdem mußte ich Roxie in Sicherheit bringen.
Sie hatte uns gewarnt, wußte, welches Grauen über New York hereinstürzen würde, doch jetzt war sie fassungslos. Sie stand neben mir und schaute den heranrasenden Schädeln entgegen, bis ich ihr einen heftigen Stoß gab, der sie zur Seite katapultierte.
Roxie landete auf dem Dach und rollte sich sofort zusammen, wobei sie den Kopf in den hochgerissenen Armen verbarg.
Ich hatte meine Beretta gezogen, das Kreuz hing offen vor der Brust. Der erste Schädel geriet so nah an mich heran, daß ich sein Heulen hören konnte. Da jaulte der Wind durch die leeren Augenhöhlen und verfing sich auch im Maul sowie in den Löchern der Nase.
Ich feuerte.
Die erste Kugel hämmerte vorbei, die zweite traf ihn mitten in die Stirn.
Es war ein gewaltiger Aufprall, dem der Schädel nichts entgegenzusetzen hatte. Die Kugel hatte ihn regelrecht zerhämmert, denn er explodierte in einem roten Schein, der nach allen vier Richtungen strahlte und so schnell vergangen, wie er aufgeflammt war.
Der nächste Kopf.
Er fiel auf mich herab, hatte sich noch über meinem Kopf gedreht und wollte von oben kommen.
Ich sprang im letzten Augenblick zur Seite. Dicht vor meinen Fußspitzen hämmerte er gegen den Boden und sprang wie ein Gummiball wieder in die Höhe, ohne zerstört worden zu sein. Dann drückte er sich nach vorn, als wollte er mich anglotzen.
Wieder schoß ich!
Auch diese Kugel erwischte ihn. Das geweihte Silbergeschoß breitete seine Magie aus. Der Schädel explodierte in einem roten Strahlenkranz und löste sich auf.
Geschafft!
Ich drehte mich auf der Stelle.
Das Heulen drang an meine Ohren, als der nächste Kopf etwa in Schulterhöhe über das Dach huschte. Er war so schnell wie ein hart getretener Fußball beim Elfmeter. Unmöglich für mich, ihn mit einem schnellen Schnappschuß zu erwischen. Über die Kante des Dachs wischte er hinweg in die Tiefe, aus der ich laute Schreie vernahm.
Ich dachte an den wartenden Bill Conolly und an die unschuldigen Personen auf der Straße.
Verdammt, das konnte ins Auge gehen. Hastig blickte ich mich um und erwartete einen neuen Angriff.
Kein Schädel ließ sich blicken. Roxie und ich befanden uns allein auf dem Dach.
Die Frau drehte ich auf den Rücken. Ihre großen Augen glänzten weiß hinter den Pupillen.
»Komm hoch.« Ich streckte ihr den Arm entgegen. Sie umfaßte meine Hand und ließ sich auf die Beine ziehen.
Schwankend stand sie da. Ihre Augen glichen Glaskugeln. Darin und auf dem Gesicht las ich die Fragen.
»Du brauchst vorerst keine Sorgen zu haben. Ich habe die Totenköpfe abgewehrt.«
»Ja, du hast geschossen.«
»Richtig, Roxie, mit geweihten Kugeln.«
»Ehrlich? Wer bist du? Was machst du? Wie kommt es, daß du so etwas überhaupt…«
»Vielleicht erkläre ich dir das später. Wir müssen von hier verschwinden. Ich habe unten von der Straße her die Schreie gehört. Da sind Menschen in Gefahr.«
Sie zerrte ihre Wollmütze wieder zurecht. »Ist dein Freund nicht dort? Wartet er?«
»Ja.«
»Ist er so bewaffnet wie du?«
»Fast.«
Ich ging schon vor und spürte ihre Hand an meiner Hüfte. »Ich habe es gesagt, jetzt hast du es gesehen. Die… die hätten dir die Kehle zerfetzt.«
»Okay, ich weiß.« Als erster kletterte ich auf die Leiter und die Sprossen nach unten. Ich hatte es eilig, mußte trotzdem auf Roxie warten, weil ich sie nicht allein lassen wollte.
Dann peitschten die Echos der Schüsse aus der Straßenschlucht zu mir hoch. Am Klang erkannte ich, daß es eine Beretta war. Bill Conolly kämpfte dort gegen die Schädel.
Ja, sie waren überall. Sie hatten sich raffiniert verteilt und nicht nur uns angegriffen. Ich ging davon aus, daß sie auch den Weg in das oder die Häuser gefunden hatten und heulend durch die Flure jagten auf der Suche nach Menschen.
Mit dem Fuß rammte ich die schmale Tür auf, sprang über die Schwelle, blieb stehen und zielte ins Leere.
Hinter mir erschien Roxie. »Ist was passiert?« fragte sie flüsternd.
»Nein, noch nicht.«
Die Frau schaute sich um, als wollte sie ganz sicher gehen und schrak plötzlich zusammen, als wir aus den unteren Etagen die lauten Schreie vernahmen.
Dann fielen auch Schüsse.
»Sie sind da!« kreischte Roxie. »Die verdammten Totenschädel
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