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0585 - Unterwelt

0585 - Unterwelt

Titel: 0585 - Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegensätzliche Meinung von ihnen. Sie nannten die Typen aus der Londoner Subkultur »die Seltsamen«. Man konnte sie auch als surrealistische Punks ansehen oder als Grusel-Avantgarde. Alles traf irgendwie zu.
    Sie wirkten oft wahnsinnig einfallsreich und künstlerisch. Ihre Kritiker hatten schnell erkannt, daß hinter manchen Fassaden nicht viel steckte. Oft Unsicherheit, aber auch Arroganz und Aggressivität.
    Es vereinigte sich eben das alles in ihnen, was die Londoner Szene ausgestoßen hatte.
    Was man auch immer sagen mochte. Die Freaks liebten ihr Leben, ihre Kultur, eben alles, was um sie herum geschah.
    Wenn eben möglich, sollte jeder Abend ein Fest werden, und das wurde es auch.
    Ugly Monster hatte es geschafft und einen uralten Transporter der Marke Ford besorgt, in den alle nebst ihrer Musikinstrumente und ihres Proviants hineinpaßten. Mit ihm waren sie unterwegs, da zogen sie die langen Fahrten ab, und es war bisher auch alles gut verlaufen. Kein Bediensteter der Wasserwerke hatte sie bisher zu Gesicht bekommen, wenn sie in ihre Welt hinabstiegen.
    Der Einstieg lag auf der Straße. Ein kleiner Gully, mehr nicht. Den Deckel hatten sie meist schräg gelegt, damit sie ihn nicht ständig in die Höhe wuchten mußten. Bisher war ihnen auch keiner auf die Schliche gekommen.
    Die Fahrzeuge, die sich in diese Gegend verirrten, waren zumeist mit Liebespaaren besetzt. Die wiederum hatten anderes zu tun, als auf schiefliegende Gullydeckel zu achten.
    Auch an diesem Abend fuhren sie wieder vor. Sie hatten von der City aus den normalen Weg genommen. Das Wetter kam ihnen sehr entgegen. Es hatte den Tag über geregnet, die Themse führte mal wieder Hochwasser, und in den Straßenschluchten hatte der Dunst dick wie eine Waschküche gelegen. Sie waren durch die Stadt gehuscht, ohne daß man sich großartig um sie kümmerte.
    Von der normalen Route waren sie abgewichen und über Feldwege gefahren.
    Ugly Monster lenkte den Ford selbst. Das war seine Domäne, schließlich hatte er das Fahrzeug auch besorgt. Neben ihm hockte Princess Perfect, die sich noch nicht als so perfekt ansah, denn sie war dabei, sich nachzuschminken und vor allen Dingen ihre breite Nase zu retuschieren.
    »Bin ich süß?« fragte sie.
    Ugly Monster grinste und schüttelte die toupierten Haare. Sie begannen zu klingeln, weil er sich heute kleine Glöckchen hineingebunden hatte, ein Beweis dafür, daß er an diesem Tag ein Jahr älter wurde. Sie wollten seinen Geburtstag feiern.
    Zweiundzwanzig wurde er. Jung genug, um die Freaks noch eine Weile anführen zu können, denn die Schallgrenze lag bei fünfundzwanzig.
    »Ich müßte dich probieren.«
    »Das kannst du doch.« Princess Perfect rollte mit ihren stark geschminkten Augen.
    »Mal sehen.«
    »Bist du nicht scharf?«
    »Noch nicht.«
    »Das wird sich ändern.«
    Er lachte kichernd. »Du weißt doch, daß ich mir auf meinem Geburtstag auch jemand anderen aussuchen kann. Okay?«
    »Nein!«
    »Vielleicht.«
    »Ich werde dir die Augen auskratzen.« Böse verzog das achtzehnjährige Mädchen die Lippen.
    »Vielleicht nehme ich mal Cat.«
    »Du Schwein, du!« Sie stieß ihn in die Seite, doch er lachte nur. Es machte ihm Spaß, das Mädchen zu schocken. P.P. – so wurde sie auch genannt – erklärte stets, daß sie nach eigenen Regeln lebte. Wer sie jedoch hörte, der konnte sie auch manchmal in die Gruppe der Spießer einstufen.
    »Habe ich meinen Namen gehört?« meldete sich Cat aus dem Fond, wo es keine Sitze gab und die Freaks über-, unter- und durcheinander lagen.
    »Nein, du hast dich geirrt!« rief P.P. rasch.
    »Ich dachte schon.«
    »Wir sind gleich da«, sagte P.P. bevor sie den Lippenstift verschwinden ließ.
    Der Wagen hatte es schwer. Seine Reifen gehörten nicht zu den besten, deutlich zu merken, weil sie auf einem Untergrund fuhren, der keinen Straßenbelag zeigte. Sie hatten eben den Weg quer durch das Gelände genommen und hinterließen auf den feuchten Wiesen tiefe Spuren.
    Die Straße, auf dem auch ihr Gullydeckel lag, gehörte zu den sehr schmalen Bändern, die einige der Wiesen- und Waldstücke teilten.
    Wie gesagt, kaum befahren, fast schon vergessen. Zudem lag der Gully nicht weit von einem Gebüsch- und Gestrüppgürtel entfernt, der auch dem Fahrzeug Deckung gab.
    Ugly Monster mußte einen Halbbogen fahren, um die Deckung zu erreichen. Bei früheren Stopps hatte der Ford schon eine Bresche in das Gestrüpp gebrochen. Die Zweige hingen wie dürre Arme nach vorn. Auch diesmal

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