0588 - Die Überlebensspezialisten

Orbit genau über einem riesigen Meteorkrater, der ein über zweihundert Kilometer durchmessendes Loch in der Planetenkruste darstellt.
    Aus diesem Loch schießen ungeheure Massen von Magma und überschwemmen die Umgebung. Außerdem toben dort unten verheerende heiße Wirbelstürme und Feuersbrünste. Die Planetenkruste ist an verschiedenen Stellen in Bewegung geraten.
    Wir versuchen, den Hauptmagma-Ausbruch mit den Gravitations-Traktorstrahlern der MARCO POLO zurückzupressen. Es gelingt uns aber nur unvollkommen. Wir benötigen die Unterstützung durch mindestens hundert schwere Einheiten, um die Quelle allen Unheils zu verschließen."
    Betroffen hatte ich mir den Bericht angehört. Plötzlich schämte ich mich. Während auf Asporc Millionen Menschen umkamen oder in Todesnot schwebten, hatte ich versucht, mir heimlich eine Sonderration zu beschaffen.
    Ich senkte den Kopf und sagte leise: „Das wußte ich nicht, Gucky."
    Dann wurde ich zornig.
    „Aber daran ist nur der fette Albino schuld! Erst schikaniert er den Kapitän der AGATHA und mich durch ständige Anrufe, und kaum war ich auf der MARCO POLO, da beschimpft und beleidigt er mich. Seinetwegen habe ich mich aus der Hauptzentrale verdrückt und deshalb erst von dir erfahren, daß unser Schiff gegen einen Weltuntergang ankämpft."
    „Dieser Schlingel!" sagte der Ilt.
    „Aber das ist noch nicht alles", erklärte ich. „Er hat Kapitän Alba gedroht, ihn in ein weißes Kaninchen zu verwandeln, wenn er mich nicht unverzüglich zur MARCO POLO katapultierte."
    „Ist das die Möglichkeit!" rief Gucky. „Dieser Verstoß gegen den Ehrenkodex der Mutanten darf nicht ungesühnt bleiben."
    „Richtig", erklärte ich. „Man müßte den fetten Albino in ein Mastschwein verwandeln. Es ist ja das vorbestimmte Schicksal aller Mastschweine, daß sie geschlachtet und zu Wurst und Schinken verarbeitet werden, nicht wahr?"
    Der Mausbiber sah mich entsetzt an.
    „Mußt du mich unbedingt an den gräßlichen Brauch von euch Menschen erinnern, Tiere zu töten und ihr Fleisch zu essen!
    Ganz davon abgesehen, daß ein Mensch ein Mensch bleibt, auch wenn er eine andere Gestalt annimmt."
    „Es war nicht so gemeint", sagte ich kleinlaut.
    „Na, ich weiß nicht. Ein Glück, daß niemand Menschen in Tiere verwandeln kann."
    „Außer Dalaimoc Rorvic", gab ich zu bedenken.
    Gucky lächelte.
    „Ich werde ihm eine verschlüsselte Warnung zukommen lassen, Tatcher."
    Der Interkommelder summte.
    Ich flüchtete aus dem Aufnahmebereich der Bilderfassung in die Naßzelle.
    Der Mausbiber aktivierte den Interkom.
    „Hallo, Perry!" hörte ich ihn sagen.
    „Hallo, Gucky!" antwortete Rhodans Stimme. „Eine wichtige Information, Kleiner. Das Waringer-Team hat festgestellt, daß die Intensität der PEW-Strahlung nachläßt. Die von den Asporcos getragenen Kopfspangen aus PEW-Metall verändern sich äußerlich nicht, aber ihre fünfdimensionale Ausstrahlung schwächt sich ab."
    „Hat das schädliche Auswirkungen auf die Asporcos?"
    erkundigte sich Gucky besorgt.
    „Nicht direkt. Mit abnehmender Strahlungsintensität sind sie aufsässiger geworden, aber nicht bösartig. Sie verhalten sich eher wie bockige Kinder.
    Auf der anderen Seite scheint endlich wieder Vernunft in ihre Schädel zurückzukehren. Ihr krankhafter Erfindungszwang ebbt allmählich ab - und vor allem, sie wehren sich nicht mehr so heftig gegen die Fütterung. Es gibt sogar erste Anzeichen dafür, daß sie möglicherweise bald wieder von sich aus nach Nahrung verlangen."
    „Aber das ist ja wundervoll!" rief der Ilt. „Die positiven Wirkungen des Strahlungsschwundes übertreffen die negativen bei weitem, meinst du nicht auch, Perry?"
    „Was die Asporcos angeht, hast du zweifellos recht", gab Rhodan einschränkend zu. „Mit unserem Kollektivmutanten verhält es sich leider anders. Er leidet unter dem Abklingen der Strahlung und behauptet glaubwürdig, die acht Geistesinhalte würden sich bei weiterem Strahlungsschwund nicht mehr im Pseudokörper Sengus halten können."
    „O!" entfuhr es Gucky. „Das ist ja schrecklich für die armen Kerle."
    „Ja. Wenn sie sich nicht länger halten können, müssen sie entweder sterben oder werden abermals in den Hyperraum zurückgeschleudert. Kannst du bitte in Konferenzraum Ckommen? Wir müssen mit Geoffry und seinem Team darüber beraten, was geschehen soll."
    „Ich komme sofort, Perry", versprach der Ilt.
    Er schaltete den Interkom aus und sagte zu mir: „Es wäre töricht von dir,