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059 - Der Preller

059 - Der Preller

Titel: 059 - Der Preller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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richtig arbeitete, der HerzKönig. Die erste stimmte: Es war das Karo-As, und freudig bewegt lehnte er sich in seinen Stuhl zurück. Nun war er nicht mehr zu schlagen. Er legte seine Karten hin, um die Beträge so hoch wie möglich zu treiben. Höher und höher ging es, bis Baltimore Jones wußte, daß er sein letztes bares Geld verwettet hatte und nicht mehr mitmachen konnte.
    »Ich passe«, sagte nun auch Anthony. »Decken Sie auf!«
    Paul hatte bereits seine Karten hingeworfen, als die zweitausend Pfund erreicht waren, während Sandy überhaupt nicht mitgeboten hatte.
    »Darüber hinaus werden Sie wohl kaum können«, meinte Jones lachend, der bereits im Geist das gewonnene Geld zählte.
    »Einen Flush, As hoch.«
    »Das wäre für mich natürlich hoffnungslos«, gab Anthony zu.
    »Zeigen Sie her!«
    »Sie glauben mir wohl nicht?« fragte der andere lächelnd. Er drehte seine Karten mit den Gesichtern nach oben.
    Es stimmte; es war ein großer ›Flush‹, mit As hoch, nur - durch irgendeinen Zufall hatte sich in ihn eine sechste Karte eingeschmuggelt.
    »Sechs Karten?!« Erstaunt stellte es der Preller fest. »Das ist eine zuviel! Tut mir leid, aber das Geld gehört mir.«
    Mit einem Ausruf der Wut riß Jones den Pott an sich.
    »Legen Sie das Geld hin«, befahl ihm Anthony.
    Sandy hatte sich bereits gegen die Tür gestellt, während der Revolver in Anthonys Hand Bände sprach.
    Vom Augenblick, als Jones das Zimmer ohne sein Vermögen verließ, bis zu dem Augenblick, als die drei Paris hinter sich ließen, sahen sie den Falschspieler nicht wieder. Merkwürdig genug, Bessie Maccall war die erste, die von Jones sprach, als sie mit Paul im Gang des D-Zuges stand.
    »Komisch«, sagte sie, »daß der arme Mr. Jones in Madrid krank werden mußte.« Anthony hatte einen Blick seines Sekretärs aufgefangen und folgte ihm ins Abteil.
    »Unser Freund sitzt im Schlußabteil dieses Wagens«, berichtete Paul. »Außerdem befinden sich bei ihm zwei verwegen aussehende Galgenstricke. Das Theater wird also bald losgehen.«
    Anthony nickte nachdenklich.
    »Natürlich wird der Überfall in dem Tunnel zwischen Boulogne und Calais in Szene gesetzt werden«, sagte er. »Bis dahin haben wir unsere Ruhe.«
    Seine Vermutung stimmte. Erst als der dahinrasende Zug im Tunnel hinter Kap Gris Nez untergetaucht war, begannen sich die Ereignisse abzuspielen, die Anthony prophezeit hatte. Plötzlich verlöschten sämtliche Lichter im Wagen.
    »Setz das Mädchen in die Fensterecke«, befahl Anthony. Paul folgte dem Befehl; dann schichtete er zur Verwunderung Bessies Polster und Decken um sie auf.
    Der Angriff erfolgte mit überraschender Plötzlichkeit. Eine Taschenlampe blitzte auf und warf einen kurzen Lichtschein auf das Gesicht des Prellers. Er hörte etwas durch die Luft pfeifen und duckte sich gerade noch rechtzeitig, um dem Schlag auszuweichen. Mit einem Knall traf der bleibeschwerte Knauf eines Spazierstockes das Samtpolster. Ehe der Angreifer die Waffe zum neuen Schlag heben konnte, hatte Anthony ihn gepackt und durch die Tür auf den Gang hinausgeworfen. Wieder blitzte das Licht auf, und in seinem Schein sah Anthony die Klinge eines Messers blinken. Er faßte nach der Hand, die es hielt, und drehte mit Aufbietung aller Kräfte das Gelenk des Angreifers nach unten. Es erscholl ein Ausruf des Schmerzes, den Paul mit einem wohlgezielten Fußtritt gegen einen unsichtbaren Körperteil beantwortete. »Los, deine Taschenlampe, Paul!«
    Sandy beantwortete den Befehl, und ein Lichtkreis umspielte zwei auf dem Gang liegende reglose Gestalten.
    »Bring sie hier herein, schnell!«
    Beim Licht der Taschenlampe suchten sie nach weiteren Waffen. Sie fanden keine. Anthony raste den Gang entlang zum letzten Abteil des Wagens.
    Baltimore Jones war kein Kämpfer vor dem Herrn. Auch die Aussicht, sich an seinen Überwindern im gestrigen Spiel zu rächen, konnte ihn nicht veranlassen, das sichere Abteil zu verlassen. Er wartete auf die Rückkehr seiner beiden Abgesandten, als Anthony plötzlich vor ihm stand und ihn mit der Lampe anleuchtete.
    »Wer ist da?« fragte der geblendete Jones.
    »Sieh mal an, wenn das nicht Mr. Jones ist!« Anthony gab sich den Anschein, als habe er eben erst die Anwesenheit des Spielers bemerkt. »Bleiben Sie sitzen, wenn Sie nicht einen Bauchschuß bekommen wollen, mein sehr geehrter Mr. Baltimore Jones.«
    »Ein kleiner Raubüberfall, wie?« fragte Jones höhnisch, während die geschickten Finger des Prellers seine Taschen

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