059 - Der Preller
grundverschiedenen Männer über alle möglichen Dinge. Maura war ein ausgezeichneter Gesellschafter, der ständig eine reiche Auswahl von Anekdoten auf Lager hatte.
»Ich habe einen Brief von einem Ihrer berüchtigten spanischen Gefangenen erhalten. Sie wissen ja, einer von jenen, die vor ihrer Verhaftung die geraubten Schätze vergraben konnten.«
Maura blickte den Sprecher gespannt an.
»Sie meinen doch die Briefe, die habsüchtige Lämmlein in die Hürden überlegener Schlauköpfe treiben sollen, nicht wahr?«
»Ja, man hat mir, wie ich Ihnen schon sagte, ein gleiches Angebot zugehen lassen. Wer mag wohl hinter diesem uralten Schwindel stecken? Viel Geld kann doch keinesfalls damit zu verdienen sein, denn derartige Dummköpfe, die an solch einem Köder anbeißen, gibt es doch sicherlich nicht mehr.«
»Sie täuschen sich, Don Antonio«, erwiderte der Spanier ernst. »Die Malejala-Bande verdient Unsummen.«
»Was sagen Sie? Dieser Schwindel wird von einer Bande betrieben? Ich habe bisher immer geglaubt, einzelne, am Ende ihrer Mittel angelangte Betrüger versuchten die Menschheit auf diese dumme Art und Weise zu brandschatzen?«
»Es ist so, wie ich Ihnen sagte. Der Führer ist ein gewisser Mal ej ala, einer der klügsten Köpfe, der mir je vorgekommen ist. Wir haben ihm, trotz aller Verdachtsgründe, bisher noch nicht das geringste nachweisen können, was eine Verhaftung rechtfertigen würde. Mal ej ala selbst ist zwar Spanier, wurde aber in England erzogen und spricht die Sprache dieses Landes wie ein Einheimischer. Sie haben ja gar keine Ahnung, Señor Smith, wie viele Leute auf diese Schatzgräberbriefe hereinfallen. Habsucht und Dummheit sind die besten Verbündeten für Leute wie Malejala und seine Bande.«
Anthonys Augen leuchteten.
»Was bekomme ich, wenn ich dem Monsieur Mal ej ala das Handwerk lege?« fragte er seinen Gast.
Maura lachte. - »Von der spanischen Regierung ist eine Belohnung von zwanzigtausend Pesetas für denjenigen ausgesetzt, der die Beweise für die Schuld des vielseitigen Señor Mal ej ala beibringt«, erwiderte er. »Bisher hat sich aber noch niemand gefunden, der sich das Geld hätte verdienen können. Ich zweifle auch sehr daran, daß Sie dieses Unternehmen werden erfolgreich durchführen können. Woher mag wohl die Bande Ihre Adresse haben?«
»An mich war der Brief ja auch nicht gerichtet«, erklärte der Preller. »Ich habe ein Haus gemietet, das vor mir von einem anderen Herrn bewohnt worden war. Ihn hat man, als er schon ausgezogen war, mit dem Angebot aus Spanien beglückt, und der Brief wurde mir nur versehentlich zugestellt.«
»Ihr Vorgänger scheint einen in der Finanzwelt bekannten Namen gehabt zu haben«, meinte Maura. »Solche Herren werden nämlich von Malejala meist als künftige Opfer ausgewählt. Er ist recht oft in London, was er sich bei dem Schweinegeld, das er verdient, auch leisten kann. Ich glaube, er hat sein ganzes Vermögen vorsichtshalber in England deponiert, so daß wir, auch wenn es uns gelänge, ihn zu verurteilen, in bezug auf die Beute doch das Nachsehen haben würden.«
Paul hatte von seinem Freund über ›Depe Dene‹ nichts mehr gehört und glaubte deshalb diesen neuesten Plan des Prellers ad acta gelegt. Um so unangenehmer war er überrascht, als ihm Anthony am nächsten Tag den Mietvertrag unterschrieben und gesiegelt vorlegte.
»Ich mußte die Miete für ein ganzes Jahr zahlen«, erklärte der Preller.
Paul seufzte.
»Ging es denn wirklich nicht anders zu machen?« fragte er. »Du weißt doch, was ich gegen jene alte Bude für einen Widerwillen habe, und ...«
»Wie mag dir, mein Junge, ein blauer Lüsteranzug und ein Cowboyhut stehen?« unterbrach ihn der Freund, ohne seinen beweglichen Klagen irgendwelche Aufmerksamkeit zu zollen.
»Was soll denn diese Frage nun wieder bedeuten?«
»Das sollst du sofort erfahren.« Anthony beugte sich vor und flüsterte Paul längere Zeit ins Ohr. Immer heller wurde dessen Miene, bis er endlich, als Anthony schwieg, in helles Lachen ausbrach.
Señor Malejala bewohnte in Madrid auf der Recoletas ein luxuriös eingerichtetes Haus. Er nannte einen Luxuswagen neuester Konstruktion und ein Reitpferd sein eigen, das jeden Morgen erneut auf dem Prado Aufsehen erregte. Wenn auch der erfindungsreiche Malejala nicht in den höchsten Kreisen Einlaß gefunden hatte, so war er doch in den besten angesehen und willkommen. Oper und Hippodrom zählten ihn zu ihren Stammbesuchern. Er lebte wie eine Drohne
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