059 - Monster aus der Retorte
nicht im Traum ein, auch nur einen einzigen Cent zu bezahlen.
»Sie können mich nicht einschüchtern!« schrie er. »Scheren Sie sich zum Teufel! Rufen Sie mich nie wieder an! Haben Sie verstanden? Nie wieder! Sonst erleben Sie und Ihre sauberen Freunde Ihr blaues Wunder!«
Er legte auf.
Damit waren die Würfel gefallen.
»Jetzt schleifen Professor Kulls Todesbienen ihren Stachel«, sagte Noel Bannister ernst.
Hartford kniff grimmig die Augen zusammen. »Sie sollen nur kommen, diese verfluchten Biester. Wir werden ihnen einen heißen Empfang bereiten.«
»Als Mr. Bannister vorhin die präparierte Uhr erwähnte, reagierten Sie sehr heftig«, sagte ich.
»Mir fiel ein, daß ich ebenfalls eine präparierte Uhr tragen könnte.«
»Darf ich sie mir mal ansehen, Mr. Hartford?« fragte der CIA-Agent.
Lawrence Hartford nahm die Uhr ab und gab sie ihm. Noel holte aus der Innentasche seines Jacketts ein kleines Etui. Er klappte es auf. Es befand sich ein blitzsauberes Spezialwerkzeug darin.
Bannister öffnete die Uhr und holte Augenblicke später mit einer Pinzette ein winziges Metallstück heraus.
»Das ist der Sender.«
»Dieses unscheinbare Ding?«
»Im Zeitalter der Mikroprozessoren baut man sehr platzsparend.«
»Nun interessiert uns natürlich brennend, wie Sie an diese Uhr gekommen sind, Mr, Hartford«, sagte ich.
»Cyril hatte die gleiche«, sagte Lawrence Hartford mit belegter Stimme. »Sie war ein Geschenk von Tab Pinsent. Sie gefiel mir so gut, daß Mr. Pinsent versprach, mir auch eine zu beschaffen…« Er unterbrach sich. »Wenn ich es mir recht überlege, hat Mr. Pinsent mir die Uhr eigentlich aufgeschwatzt.«
»Verdammt, Tony!« stieß Noel Bannister aufgeregt hervor.
»Dann ist Tab Pinsent ein OdS-Mann!«
Zu demselben Schluß war auch ich gekommen.
***
Er war nervös, und um dagegen anzukämpfen, begab er sich in den Keller seines Hauses, in dem eine moderne Folterkammer eingerichtet war. Heute nennt man das auch Fitneßraum.
Tab Pinsent pumpte Eisen, fuhr auf dem Home-Trainer und keuchte auf der Laufmaschine, bis er völlig ausgepumpt an der Griffstange hing.
Nach einer ausgiebigen Dusche ging es ihm etwas besser. Aber seine Gedanken kreisten immer noch um die schrecklichen Ereignisse, für die er sich mitverantwortlich fühlte.
Er hielt sich trotz allem für keinen Verbrecher, sondern lediglich für einen Mann, der sich ein großes Ziel gesteckt hatte.
Er wollte eine Zeitung leiten, Macht ausüben, die Meinung vieler Menschen beeinflussen, reich sein. Er hatte Cyril Fulton immer beneidet, und plötzlich hatte man ihm in Aussicht gestellt, er könne Fultons Platz einnehmen.
Man rechnete damit, daß Fulton sich nicht erpressen lassen würde, und es war geplant, mit ihm ein Exempel zu statuieren.
Pinsent sah nicht die Folgen, er sah nur die Möglichkeit, vorwärtszukommen. Er wußte, daß ihn Cyril Fulton als Journalist schätzte, als Mensch jedoch ablehnte.
Ihm war bekannt, daß der Zeitungsverleger an der Seite seiner Töchter lieber einen anderen Mann gesehen hätte, doch glücklicherweise hatte sich das Mädchen entgegen dem Willen des Vaters für ihn entschieden, und Cyril Fulton mußte gute Miene zum bösen Spiel machen.
Aber es ärgerte Pinsent, daß der Verleger ihn nicht mochte.
Die OdS fand das schnell heraus, und es fiel den Kull-Agenten deshalb sehr leicht, ihn zu gewinnen.
Doch wer mit Ruß zu tun hat, bekommt schmutzige Finger, und diesen Schmutz konnte Tab Pinsent nun nicht mehr abwaschen.
Er hatte Cyril Fulton die Uhr geschenkt, die sie ihm gegeben hatten, und er mußte Lawrence Hartford die gleiche Uhr einreden.
Sie machten ihm klar, daß es sehr wichtig war, daß die beiden Männer die neuen Uhren trugen.
Wichtig für ihn, denn wenn er diese Aufgabe nicht bewältigte, würde es nicht nur mit seiner Karriere vorbei sein, sondern auch mit seinem Leben.
Sie umschrieben nichts, nannten das Kind gleich beim Namen, und Tab Pinsent legte sich mächtig ins Zeug, um den eigenen Hals zu retten.
Nun war Cyril Fulton tot, sein Platz frei. Auch Lawrence Hartford hatte sich den OdS-Chronometer aufschwatzen lassen.
Aber damit endete Pinsents Beziehung zur Organisation des Schreckens nicht. Er hatte gehofft, sie würden ihn in Ruhe lassen, nachdem er getan hatte, was sie von ihm verlangten, aber sie benützten ihn weiter.
Das gefiel ihm zwar nicht, aber wie hätte er sich von diesen Leuten trennen sollen, ohne Kopf und Kragen zu riskieren?
Er hatte vorgestern im
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