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0590 - Ritter Tod

0590 - Ritter Tod

Titel: 0590 - Ritter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Brille vor den Augen, den Schatten des Bartes darunter. Ja, das war dieser Arzt, der menschliche Teufel, der irgend etwas erfunden hatte, dessen Namen ich nicht mehr wusste.
    Je mehr Zeit verstrich, um so deutlicher klärte sich mein Blick. Ich konnte ihn jetzt gut erkennen. In seinem dunklen Bartgestrüpp bewegten sich die Lippen, er formulierte die ersten Worte, sprach dabei leise, jedoch eiskalt.
    »Sinclair, Sie sind ein verfluchter Schnüffler. Ich weiß, dass Sie sich hier eingeschlichen haben, aber ich kann Ihnen versichern, es war ein großer Fehler.«
    »Tatsächlich?«
    »Und wie, Bulle. Yard-Bulle sogar. Ein verdammter Fehler, denn ich werde an Ihnen mein nächstes Experiment starten, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Soweit wird es nicht kommen.« Ich hatte Mühe, deutlich zu sprechen, die Schmerzen im Kopf waren nur schwer zu ertragen.
    Zudem steckte irgend etwas in meinem Hals.
    »Woher nehmen Sie diesen Bullen-Optimismus?«
    Ein feiner Mensch war er nicht. Normalerweise sprachen Ärzte nicht das Wort Bulle aus. »Das kann ich Ihnen sagen. Meine Kollegen wissen, wo ich mich befinde. Ich habe es ihnen gesagt.«
    »Stimmt das, Le Grand?«
    »Nein. Ich habe nichts dergleichen bemerkt. Ich war die ganze Zeit über bei ihm.«
    »Bluff!« knirschte er. »Nichts weiter als ein verfluchter Bluff, mit dem Sie mich schocken wollen, Sinclair.«
    »Ihr Leibwächter hat nicht alles gesehen«, widersprach ich.
    »Ausreden, nichts als Ausreden!« Er streckte zwei Finger vor und legte sie unter mein Kinn. Dabei rückte er noch näher an mich heran. »Fertig werde ich Sie machen – fertig. Schon jetzt sind Sie hilflos, können sich nicht mehr rühren. Spüren Sie nicht die Fesseln, Sinclair? Merken Sie nicht, wie sie in Ihre Haut schneiden?«
    Ja, ich spürte sie, aber ich hatte sie bisher ignoriert. Man hatte mich mit den breiten Lederriemen regelrecht umschnürt und mich an der Rückenlehne des Stuhls festgebunden. Da gab es keine Chance, sich aus eigener Kraft zu befreien. Dieser verdammte Henker hatte mich überlistet, nicht ich ihn.
    »Wie, Dr. Franklin? Wie wollen Sie es anstellen? Was hat es auf sich mit Ihrer geheimnisvollen Mind-Maschine?«
    Seine Finger rutschten von meinem Kinn ab. »Es wundert mich eigentlich, dass Sie nicht selbst darauf kommen. Mind-Maschine – was kann das heißen, Sinclair?«
    »Geist vielleicht. Gehirn. Den Begriff kann man sehr weitläufig fassen.«
    »Das stimmt genau.« Franklin nickte und machte dabei einen nachdenklichen Eindruck. »Man kann ihn weitläufig fassen, aber ich habe ihn spezialisiert, und darauf kommt es an. Man muss sich in der heutigen Zeit spezialisieren, alles andere hat keinen Sinn. Angefangen habe ich mit meinen Forschungen als noch junger Mensch, das liegt ungefähr fünfundzwanzig Jahre zurück. Fünf Jahre dauerte es, bis ich meinen ersten Erfolg schaffte. Ich finanzierte mich damals durch meine Klinik in Kalifornien, wo die stressgeplagten Manager und Stars relaxen wollten. Sie erhielten von mir eine besondere Behandlung. Ich gab ihnen, was sie brauchten, ohne dabei mein eigentliches Ziel aus den Augen zu lassen, eben die Mind-Maschine. Und sie erfand ich schließlich. Sie war wunderbar, einfach phänomenal. Ich habe sie als ›Gute Laune zum Aufsetzen‹ bezeichnet, denn sie besteht tatsächlich nur aus einem Helm. Das Material ist Plastik, also nichts Besonderes oder Wertvolles. Doch es kommt auf das Innere an, das allein zählt, denn im Innern befindet sich eine Lampe, deren Strahlen Sonnenlicht simuliert. Wenn jemand den Helm an trüben, regnerischen Tagen aufsetzt, so täuscht dieses Licht dem Gehirn einen Bilderbuchalltag vor. Die Person bekommt eine gute Laune, der Optimismus steigt, die Welt erscheint ihm sehr bald in rosaroten Farben.«
    Ich hob die Schultern. »Das ist zwar ungewöhnlich, aber nichts Schlechtes, wie ich meine. Höchstens eine Täuschung, kein Verbrechen, Dr. Franklin.«
    »Ich sehe mich nicht als Verbrecher!« erklärte er scharf.
    »Sie gestatten, dass ich anders darüber denke?«
    »Das interessiert mich nicht, Sinclair. Sie wollen doch mehr hören, oder?«
    »Natürlich, reden Sie weiter.«
    »Es war die Sonnenseite der Welt, die ich meinen Patienten vorgaukelte. Doch jedes Ding hat zwei Seiten. Wo Licht ist, da fällt auch Schatten. Von jeher haben mich die Schatten in der Welt mehr interessiert als die Sonne. Ich dachte darüber nach, ob man die Mind-Maschine nicht umfunktionieren könnte. Dass meine Patienten nicht nur

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