0590 - Ritter Tod
Napoleon.«
»Das stimmt, das ist gut. Ich bewundere deinen Scharfsinn. Wenn dein Wunsch tatsächlich so groß ist, solltest du mir folgen. Ich werde dich zum Doktor bringen.«
Suko schaffte es, ein Leuchten in seine Augen zu zaubern und den anderen so zu täuschen. »Willst du das wirklich für mich tun?«
»Ja.«
»Du bist ein echter Freund.«
Er stellte sich kerzengerade hin und nahm die napoleonische Haltung ein, als er seine rechte Hand unter die Jacke schob und sie dorthin legte, wo das Herz schlug. »Ja, wir werden zu ihm fahren, und wir werden ihm beweisen, wie treu wir sind.«
Suko ging bereits auf die Tür zu. »Ich möchte keine Minute länger warten.«
»Ich auch nicht.« Mit stolzen Schritten marschierte der kleine Mann auf die Tür zu.
Suko beobachtete ihn besorgt und mit einem gewissen Unbehagen. Nein, auch wenn es so aussah und er sich selbst wiederholte, ein Spaß war dies beileibe nicht.
Der Inspektor spürte sogar einen kalten Horror, der ihn umklammert hielt…
***
Die Bäume zeigten ein wunderbares Grün. Sie verteilten sich in einem großen Park, der das Herrenhaus am Rande der Stadt umschloss. Das Gemäuer hob sich in seiner weißgrauen Farbe vom Grün der Natur ab, und die Sonne meinte es ebenfalls gut.
Es war eine kleine Idylle, typisch englisch. Der große Rasen wirkte ebenso gepflegt wie die Auffahrt. Es fehlten nur die weißen Korbmöbel im Freien, aber darauf hatte der Hausherr verzichtet.
Überhaupt machte das Gebäude einen relativ verlassenen Eindruck.
Es konnte auch an den geschlossenen Fensterläden liegen.
»Hier sind wir«, sagte der Henker, als wir über die Auffahrt rollten. Die Handschellen hatten ihn überhaupt nicht gestört. Wenigstens hatte er sich nicht deswegen beschwert. Ein komischer Kauz, dem ich allerdings nach wie vor nicht über den Weg traute.
Dennoch lächelte ich, als ich ihm die Fesseln aufschloss. Er nahm es hin und rieb nur mal kurz über seine Gelenke.
Ich hatte an der breiten Treppe gehalten, was ihm nicht gefiel.
»Wir müssen den Hintereingang nehmen, fahr herum.«
»Mache ich doch glatt.«
Wir fanden einen schmalen Weg, über den der Rover rollte. Jetzt, da wir am Ziel waren, wollte ich beim Yard Bescheid geben, wo man mich finden konnte. Den Hörer nahm ich ab, dann war es aus mit der Herrlichkeit, denn die Leitung war tot.
Nichts, kein Kontakt, keine Verbindung.
Ich schielte auf den Henker. Der hatte andere Interessen und schaute mit einem dermaßen großen Interesse aus dem Fenster, als würde er die Umgebung zum ersten Mal sehen. Wahrscheinlich hatte er nicht bemerkt, dass ich telefonieren wollte.
An der Rückseite des Hauses zeigte die Fassade einige Macken.
Hier sah sie sehr renovierungsbedürftig aus. Simse zeigten Lücken und auch einige Kanten waren abgestoßen.
»Soll ich hier anhalten?« erkundigte ich mich.
»Ja, das passt.«
Ich ließ den Rover neben einem Buschgürtel ausrollen. Dann stiegen wir aus.
Der Henker traf keinerlei Anstalten, die Flucht zu ergreifen. Er blieb in meiner Nähe. Ich hatte den Kopf gedreht und beobachtete ihn. Auf mich machte er einen leicht nervösen Eindruck. Einige Male sah es so aus, als wollte er zu einer Rede ansetzen, überlegte es sich jedoch und schaute auf einen im Vergleich zur Eingangstür schmalen Eingang.
Hier waren die Fenster kleiner, die Scheiben blinder, die Sonnenstrahlen flossen in eine andere Richtung und an der Mauer vorbei.
Ich ging noch nicht auf die Tür zu, blickte in die Höhe und sprach über den Arzt.
»Dein Doktor hat sich aber ziemlich versteckt.«
»Ja, ja!« flüsterte der Henker. »Das muss auch so sein, verstehst du?«
»Eigentlich nicht.«
»Nun, er ist ein mächtiger Mann, er besitzt ein großes Wissen und natürlich seine Erfindung.«
»Ach ja?«
»Erzählte ich dir nicht davon?« Der Henker war erstaunt. Er stand zwei Schritte vor mir, die Füße waren im hohen Gras verschwunden, auf dem Gesicht lag ein verwunderter Ausdruck.
»Ich kann mich nicht erinnern.«
»Na, du wirst sie sehen.«
Er wollte sich abwenden, aber ich hielt ihn fest. »Bitte, Le Grand, sei so gut und erkläre es mir jetzt.«
»Na ja, wenn du willst. Ich kann deine Neugierde verstehen.« Er beugte sich vor und senkte die Stimme zu einem Flüstern, als hätte er Angst davor, dass uns jemand hören könnte. »Es ist die Mind-Maschine, mein Freund. Sie macht es möglich.«
Ich ging zurück. Ungläubig fragte ich noch einmal nach, und das war nicht gespielt. »Die
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