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0591 - Der Blut-Graf kehrt zurück

0591 - Der Blut-Graf kehrt zurück

Titel: 0591 - Der Blut-Graf kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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deutete auf den Mercedes. »Fahren Sie mich hin und wieder zurück?«
    »Klar doch. Steigen Sie ein.«
    Wenig später standen sie an der Stelle. »Hier lag sie am Straßenrand. Ich kam gerade mit meiner Frau aus Crewkerne zurück. Wir hatten für die nächste Woche eingekauft. Hier in Beaminster kriegt man ja kaum was, und vor allem ist es hier zu teuer. Wer so wenig verdient wie ein kleiner Landpolizist, der muß sehen, daß er an allen Ecken und Enden spart. Wenigstens habe ich einen Dienstwagen zur Verfügung und kann ihn hin und wieder auch privat nutzen …«
    Er redete wie ein Wasserfall.
    Ted wurde ungeduldig, aber Nicole ließ Flybee reden. Sie kannte ihn und wußte, daß er zu Hause selten mal zu Wort kam.
    »… war schon relativ spät, und da sah ich sie gerade noch im letzten Moment an der Straße liegen. Beinahe wäre ich über sie hinweggerollt. Ich fahre immer so weit wie möglich links, wissen Sie. Alte Angewohnheit. Die Straßen sind hier schmal, man weiß nie, wer einem hinter einer Kurve entgegenkommt. Also fahre ich links … Wieso haben Sie sich eigentlich ein Auto mit Linkslenkung vom Kontinent gekauft? Ist doch absolut unpraktisch in England. Wenn Sie rechts säßen, könnten Sie die Straße viel besser überblicken, vor allem beim Überholen. Aber wenn Sie so hinter einem Lastwagen hängen, können Sie doch überhaupt nicht sehen, ob die Straße frei ist …«
    Nicole grinste ihn jungenhaft an. »Wir hoffen ja immer noch, daß man auf Ihrer Insel vom Links- auf Rechtsverkehr umstellt und sich damit dem Rest Europas anschließt. Deshalb im Vorgriff der Linkslenker …«
    Das war natürlich blühender Unsinn, Zamorra hatte den Mercedes lediglich von Frankreich nach Großbritannien abgeschoben , als damals seine Jaguar-Limousine zerstört worden war. Er hatte in Frankreich statt dessen einen anderen, moderneren Wagen genommen.
    »Der Rest Europas soll sich gefälligst uns anschließen«, murrte Flybee. »Schließlich fahrt ihr Kontinentalen auf der falschen Straßenseite und nicht wir Briten!«
    »Können wir vielleicht bei der Sache bleiben?« schlug Ted ungeduldig vor.
    Der Constable verzog das Gesicht. »Ich bin ja dabei!« erklärte er. »Also, hier hat sie gelegen. Ich habe sie gerade noch gesehen. Sie trug dunkle Kleidung. Gut, daß ich langsam gefahren bin, so konnte ich bremsen und auch noch ein wenig zur anderen Seite hin ausweichen. Ich habe dann die Warnblinkanlage eingeschaltet und auch das Blaulicht. Vorsichtshalber, damit niemand aus Versehen auffährt, nicht wahr? Ich bin dann ausgestiegen, während meine Frau im Wagen sitzen blieb. Ja, und dann stellte ich fest, daß die Tote tot war …«
    »Was soll eine Tote sonst sein, wenn nicht tot?« brummte Ted sarkastisch.
    Flybee runzelte die Stirn und sah ihn durchdringend an. »Wollen Sie mich verarschen, Mann?«
    »Sicher nicht.«
    »Das beruhigt mich, Sir. Also, ich fand den Ausweis der Toten und stellte fest, daß es sich um Sue Tanner aus Yeovil handelt. Ich habe dann die Kollegen aus Dorchester informiert. Sie kamen und haben Sue Tanner abtransportieren lassen. Die Spurensicherung hat nichts von Interesse ergeben. Die Frau ist zwar sicher nicht hier gestorben, aber es gibt auch keinen Hinweis darauf, wer es war, der sie hier an die Straße gelegt hat. Sie lag nicht so da, als wäre sie aus einem Auto geworfen worden. Und dann diese … hm, na ja, sie sah aus wie Dörrobst.«
    »Blutleer«, warf Nicole ein.
    »Völlig ausgetrocknet«, sagte Flybee.
    Nicole nahm das Amulett zur Hand. Sie versuchte, mit der Zeitschau etwas mehr herauszufinden. Große Hoffnungen hegte sie nicht, weil der Vorfall mehr als vierundzwanzig Stunden zurücklag. Je weiter das Amulett in der Vergangenheit suchen mußte, desto mehr Kraft brauchte es, und die entzog es dem Benutzer.
    Da Flybee ihr den genauen Zeitpunkt nennen konnte, an dem er die Tote gefunden hatte, hoffte Nicole, den Kräfteschwund damit ausgleichen zu können.
    »Was machen Sie da?« wollte Flybee wissen.
    Aber Nicole antwortete nicht. Sie hatte sich mit einem posthypnotischen Schaltwort in die erforderliche Halbtrance versetzt und das Amulett aktiviert.
    Anstelle des stilisierten Drudenfußes im Zentrum der handtellergroßen Silberscheibe entstand jetzt eine Art Mini-Bildschirm, der Nicoles unmittelbare Umgebung zeigte.
    Mit der Kraft ihrer Gedanken zwang sie dieses Bild, wie ein rückwärtslaufender Film in die Vergangenheit zu wandern.
    Sie jagte das Bild mit enormem Tempo zurück.

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