0592 - Computer-Monster
drehte es und schaute mir fragend ins Gesicht.
»Verdammt, machen Sie schon!«
»Sicher, Sir, sicher.« Auf seinem Gesicht ging die Sonne auf. Das strahlte. Selbst im Zwielicht konnte er es erkennen.
Aus den Augen ließ ich ihn nicht. Er bewegte sich hektisch und dennoch ruhig. Anders konnte ich seine Bewegungen nicht vergleichen. Mal pfiff er vor sich hin, dann summte er eine Melodie, war aber ständig mit seinem Computer beschäftigt.
Ich konnte nur abwarten. Er drehte sich zu mir um. »So, jetzt kann ich alles demonstrieren.«
»Was denn?«
»Das wissen Sie doch, Mr. Sinclair, Sir, ich will Ihnen meinen Schutzengel zeigen.« Er lachte, es klang wie ein Wiehern. Dabei verengte er die Augen und ließ das Kinn hüpfen. »Wissen Sie, Schutzengel sind nicht mehr so wie früher, die haben sich auch der modernen Zeit anpassen müssen. Man muß sie mit einem Programm locken, was ich getan habe. Auf der von mir eingelegten Diskette befindet sich ein entsprechendes Lockprogramm. Ein Programm für Schutzengel.«
»Bitte, Mister.«
»Ja, natürlich, gleich, haben Sie etwas Geduld.«
Die hatte ich schon zu lange. Der Kerl ging mir auf den Wecker, obwohl ich den kleinen Hektiker nicht unterschätzen durfte. Der konnte mir etwas vorspielen.
Über den Computer wollte er seinen Schutzengel holen. Verrückt, Blödsinn, nicht zu fassen, aber auch unmöglich?
In dieser Welt war nichts unmöglich. Ich hatte dieses Wort aus meinem Sprachschatz gestrichen. Eine gewisse Besorgnis blieb doch.
Obwohl er sich um mein vor der Brust baumelndes Kreuz nicht gekümmert und es auch nicht beachtet hatte, traute ich ihm ohne weiteres zu, daß er in gewisser Hinsicht zu teuflischen Kreaturen zählte, deshalb mußte ich mißtrauisch bleiben.
»Das Programm«, sagte er.
Ich reagierte nicht darauf, und dachte an den Bildschirm, der das Licht meiner Lampe auf so ungewöhnliche Art und Weise eingefangen und nicht reflektiert hatte.
Da stimmte etwas nicht…
»Es läuft«, freute sich der Computer-Freak. »Das Programm ist drin, ist an.« Er strahlte mich an. »Wollen Sie wissen, was jetzt geschieht, Sinclair?«
»Klar.«
»Das ist ein Programm für Sie.«
»Aha.«
»Klar doch, Sinclair, Superhölle und nur für besondere Gäste, wenn Sie verstehen.«
Sollte ich lachen, als er den Titel nannte? Superhölle, das war wieder eine seiner hektischen Erfindungen, doch im Angesicht der drei Toten verkniff ich mir diese Reaktion. Obwohl er so harmlos aussah, war er in meinen Augen kein Scherzbold, das bestätigte mir auch der rätselhafte Tod dieser drei Araber.
»So, mein Freund.« Er hockte auf seinem Stuhl, drehte sich mit ihm zusammen um und winkte mir mit seinem rechten Zeigefinger zu. »Kommen Sie her, Sinclair! Kommen Sie – los, ich will Ihnen etwas zeigen.«
Programm Superhölle! Der Begriff spukte mir durch den Kopf, als ich mich dem Computer näherte. Rechts neben ihm blieb ich stehen.
Sein ausgestreckter Zeigefinger deutete auf den Bildschirm. »Er ist das wiedergebende Gehirn«, erklärte er mir. »Es ist derjenige welcher, verstehen Sie? Von ihm wird die Faszination ausgehen, die uns beiden noch viel Freude bereiten wird.«
»Was wollen Sie?«
»Daß Sie sich vorbeugen, Sinclair. Los, beugen Sie sich vor! Schauen Sie sich den Schirm genau an. Konzentrieren Sie sich. Ich habe die Kassette eingelegt, aber es stört mich etwas ganz gewaltig, Mister. Ganz gewaltig.« Er schüttelte den Kopf.
»Was denn?«
»Stecken Sie bitte Ihr Kreuz weg.«
»Wieso? Haben Sie Angst?«
»Nein, aber es stört mich halt in meinen Konzentrationen. Es pendelt vor meinem rechten Auge.«
Er hatte nicht einmal gelogen. Durch mein Bücken hing das Kreuz tatsächlich schräg. Es hatte sogar einen Drall nach links bekommen, so daß es vor dem Gesicht zitterte.
»Bitte!« flüsterte er. Seine Augen schauten dabei so treu und naiv, daß ich grinsen mußte.
Ich steckte das Kreuz in meinen Hemdausschnitt. Er war zufrieden und bedankte sich mit einem Nicken.
»Gut«, sagte er, dann leiser: »Sehr gut…« Seine Finger glitten über die Tastatur, ohne eine Taste auch nur anzutippen. Sie waren wie ein leiser Hauch.
Ich konzentrierte mich auf den Bildschirm. Wieder dachte ich an den Lampenstrahl, der kaum reflektiert worden war. Ob er nun eine weiche Masse war oder nicht, das konnte ich aus dieser Distanz nicht erkennen. Dazu hätte ich ihn erst anfassen müssen.
Der Schirm leuchtete von innen. Gleichzeitig drang etwas aus ihm hervor und genau in
Weitere Kostenlose Bücher