0592 - Computer-Monster
dies bald ändern würde…
***
»John… John Sinclair …«
Ich hörte eine Stimme, die eigentlich keine war. Ein akustischer Hauch nur wehte heran, sorgte für eine Irritation und für ein gleichzeitiges Erkennen.
Die Stimme gehörte einem Mann – oder?
Sie klang dumpf und gleichzeitig grausam, als wären die Emotionen der Hölle in sie hineingestopft worden. Sie drang durch meine Ohren und hinterließ trotz ihrer geringen Lautstärke ein schwingendes Echo in meinem Kopf.
Ich wußte noch nicht, wer sich hinter dieser verdammten Stimme verbarg, aber der Unbekannte kannte mich, wahrscheinlich würde ich ihn dann ebenfalls kennen.
Wieder erklang mein Name. Leise und gleichzeitig sehr böse gesprochen, haßverstärkt, als wollte der Sprecher bei mir etwas einlösen. »Diese Welt ist selbst für mich neu, John Sinclair. Ich habe eine Weile gebraucht, um mich darin zurechtzufinden…« Der noch immer ungewissen Erklärung folgte ein dröhnendes Lachen.
Ich zermarterte mir mein Hirn, bis ich eben das Lachen hörte. Da wußte ich Bescheid.
Ein alter Bekannter hatte zu mir gesprochen. Einer, der sich als Höllenherrscher ansah und zum Dreigestirn des Bösen zählte. Ich hatte lange nichts mehr von ihm gehört und gesehen, nun bewies er mir, daß er sich längst nicht zurückgezogen hatte.
Es war der Teufel.
Auch Satan, Asmodis, Höllenherrscher genannt. Einer, der zahlreiche Namen besaß und ständig versuchte, die Menschheit zu unterdrücken und zu versklaven.
Wir kannten uns, hatten uns oft genug gegenübergestanden, hatten uns bekämpft, doch einen Sieger hatte es bisher nicht gegeben.
Der Teufel konnte mich nicht vernichten und ich ihn nicht. Die Kämpfe waren unentschieden ausgegangen, aber das sollte mich nicht stören. Mir war inzwischen klargeworden, daß er diesmal am längeren Hebel saß.
Ich war sein Gefangener!
Nur – wo steckte ich? In welche Hölle hatte er mich hineingezerrt?
Mein Gedächtnis funktionierte zwar einwandfrei, dennoch brauchte ich Zeit, um mich zurückzuerinnern.
Dazu kam es dann auch.
Der Besuch bei Nick Ratkin, der Computer, das Spiel, der plötzliche Ansturm einer fremden Magie, und auf einmal war ich verschwunden. Ebenso verschwunden wie die normale Welt, denn ich befand mich in einer anderen Dimension, in der es so gut wie nichts gab. Nichts Sichtbares jedenfalls.
Nebel war es nicht, was mich umhüllte. Eher ein dicker, graugrüner Pudding, in dem ich stand und den ich vergeblich mit meinen Blicken zu durchdringen versuchte.
Ich bewegte mich. Nichts hinderte mich daran, meine Arme vorzustrecken und die Finger zu krümmen. Ich konnte atmen, es war alles irgendwie okay, und trotzdem fühlte ich mich als Gefangener.
Ein verdammt mulmiges Gefühl beschlich mich. Ich hatte das kennengelernt, was man im allgemeinen als Hölle bezeichnet. Das waren Welten, in denen Asmodis regierte. Sogar mit kaltem Höllenfeuer hatte er gespielt, und ich war den Flammen entgegengetreten, ohne daß mir etwas geschehen wäre.
In welcher Welt steckte ich jetzt?
Der Bildschirm des Computers hatte mich angezogen. Ich war hineingetaucht und mußte mich als Software in seiner Dimension befinden, die der Teufel regierte.
Das war schon ein Wahnsinn, ein Irrsinn, ich durfte darüber gar nicht erst nachdenken.
Ich befand mich in der Welt des Teufels durch das Eintauchen in den Monitor. Eigentlich hätte ich lachen müssen, so etwas blieb mir mitten im Hals stecken.
Es gibt Leute, die die Erfindung des Computers mit all ihren Begleiterscheinungen als Teufelswerk bezeichnen. Sollten sie, aber sie hatten bei mir recht.
Der Teufel regierte den Computer, und er steckte irgendwo im Hintergrund, um mich zu beobachten, wobei es mir leider nicht gelang, ihn zu sehen.
»Na, Sinclair?« rief er mich an. »Weißt du nun Bescheid? Ist dir die Erinnerung zurückgekommen?«
»So einigermaßen.«
Er lachte. »Ich habe es den beiden Hackern wirklich leichtgemacht, als sie neue Wege gehen wollten. Altes Grauen mit einer modernen Technik zusammenbringen. Ich glaube, Sinclair, daß dies der Weg in die Zukunft ist. Selbst ich als Höllenherrscher muß mich umstellen, aber ich habe mich überzeugen lassen. Altes Grauen und neue Technik, ein Widerspruch, der keiner mehr ist.«
»Genug der Theorie. Der Bildschirm war ein Tor, nicht wahr?«
»Sicher, Sinclair!« knirschte er, »es war ein Tor.«
»In deine Welt, Asmodis?«
»Alles in meine Welt, wenn du so willst, aber die, in der du dich befindest, ist nicht
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