0592 - Computer-Monster
seine Mutter sagte kein Wort, denn beide hatten das Klingeln gehört. Jemand war an der Tür und wollte zu ihnen.
»Ich mache nicht auf, Mutter!« Craig schüttelte den Kopf. »Nein, ich werde nicht öffnen.«
»Hast du Furcht?«
»Genau. Ich habe Angst davor, daß sie mich packen können. Ich werde auf keinen Fall etwas…«
»Ich weiß, Craig, ich weiß. Deshalb übernehme ich die Verantwortung für dich. Vergiß nicht, daß du noch immer mein Sohn bist. Und als Mutter ist man es gewohnt, um und für seine Kinder zu kämpfen, mögen diese auch noch so erwachsen sein…«
***
Suko hatte das Haus, in dem die Blooths wohnten, nach einem Suchen erst gefunden. Über eine Außentreppe war er in den Souterrain-Bereich gelangt, wo er schließlich vor der Haustür stehenblieb und die Klingel in einer Ecke entdeckte.
Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis jemand öffnete. Schwarz, grau und weiß erkannte er.
Schwarz waren die Haare der Frau, grau die noch vom Schlag gezeichnete Haut und weiß der Bademantel, den sie trug. Suko konzentrierte sich auf den Blick ihrer Augen, während er selbst so nett lächelte, wie es ihm möglich war.
»Ja, Mister…?«
»Sie sind Mrs. Blooth, wie ich annehme?«
»Sehr richtig.«
»Darf ich reinkommen?«
»Es ist noch sehr früh, Mister…«
»Das weiß ich. Sie können sich vorstellen, daß ich nicht grundlos komme.« Suko holte seinen Ausweis und reichte ihn der Frau, die sich das Dokument genau ansah.
»Polizei also.«
»Scotland Yard, um genau zu sein.«
Mrs. Blooth gab ihm den Ausweis zurück und schaute Suko ernst an. »Aber Sie sind nicht John Sinclair. Das können Sie nicht sein, der sieht anders aus.«
»Stimmt genau. Meinen Namen kennen Sie, ich will Ihnen noch sagen, daß ich in den Fall eingeweiht bin. John Sinclair ist nicht nur mein Kollege, er ist auch mein bester Freund. Es gibt kaum einen Fall, den wir nicht gemeinsam gelöst haben. Ich kenne namentlich auch einen gewissen Craig Blooth. Ihren Sohn, und natürlich auch seinen Freund Nick Ratkin. Von ihm komme ich.«
Eartha Blooth bewegte die Nasenflügel, als würde sie schnuppern.
»Ja«, sagte sie dann, »wer einen Stein ins Wasser wirft, darf sich nicht über die anschließenden Wellen wundern.«
»Genau, Mrs. Blooth. Darf ich das so verstehen, daß Sie den Stein ins Wasser geworfen haben?«
»Das stimmt.«
Suko lächelte. »Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen helfen könnte, die Wellen ein wenig zu glätten. Deshalb bin ich erschienen. Ich mußte Sie besuchen, ich möchte mit Ihrem Sohn sprechen, denn es sind Dinge geschehen, die man erstens nicht übergehen und zweitens kaum erklären kann. Tun Sie sich und mir den Gefallen und lassen Sie mich mit Ihrem Sohn reden.«
Die Frau nickte. »Ich weiß, daß der Fall nicht so einfach liegt, Inspektor. Ich habe ihn ins Rollen gebracht.«
»Eben!«
Das letzte Wort hatte sie überzeugt, und so gab sie Suko den Weg in die Wohnung frei.
Souterrain-Wohnungen sind immer irgendwie dunkel. Da machte auch die der Blooths keine Ausnahme. Die Frau ging vor. Zwischen den Wänden roch es muffig. Die Hitze hatte sich gestaut und mit den Schlafdünsten vermischt. Lüften hätte geholfen. Aber, wo zum Teufel, hätte man bei diesem Wetter frische Luft hernehmen sollen?
Die Tapeten an den Wänden zeigten einen Stich ins Gelbe. Unter der Decke sah Suko feuchte Flecken, und feucht wirkten auch die Augen des Craig Blooth, als dieser Suko anschaute. Er stand neben seinem ausgeschalteten Computer, wirkte wie das personifizierte schlechte Gewissen, wobei seine Mundwinkel zuckten und er die Unterlippe leicht vorgeschoben hatte, eine Art von Trotzreaktion.
»Wer sind Sie?«
Suko stellte sich vor. Das Mißtrauen des jungen Mannes blieb. Es war auch seiner Mutter aufgefallen, die sich auf Sukos Seite stellte.
»Du kannst diesem Herrn vertrauen, mein Lieber. Er ist schon in Ordnung und nicht ohne Grund gekommen.«
»Was wollen Sie denn?«
»Mit Ihnen reden, Craig.«
»Worüber?«
»Es gibt da verschiedene Themen. Mich interessiert der Computer, dann Ihr Freund Nick Ratkin und natürlich auch der Teufel, der ebenfalls mitmischt, wie ich hörte.«
Craig duckte sich, als hätte er einen Schlag in den Nacken bekommen. »Der Teufel!« hauchte er, »der Teufel…« Er nickte und schaute seine Mutter an. »Du hast es doch in die Wege geleitet.«
»Ja, das tat ich.«
»Wollen Sie es mir dann nicht sagen?« Suko fühlte sich in diesem relativ kleinen Raum unwohl. Bei dieser
Weitere Kostenlose Bücher