0592 - Computer-Monster
nicht anders können und die zudem immer gewinnen. Er ist der Gewinner, der Held; er hat alles geschafft, er war auch bei uns der Chef und drängte mich immer weiter. Ich ließ Ratkin machen, denn er hatte auch den Kontakt zu den Leuten aufgenommen, an die er Informationen verkaufen wollte. Keiner sah ihm an, welch ein Mensch er tatsächlich war. Nick Ratkin, everybodys darling, so nett, so harmlos. Mit seinem Aussehen hat er alle getäuscht.«
»Weshalb haben Sie sich nicht früher mit der Polizei in Verbindung gesetzt?«
»Das fragen Sie mich. Es ist… es ist auch ein gewisser Reiz gewesen, besser zu sein als die anderen. Wir haben etwas geschafft, über das andere nur den Kopf schütteln können. Wir waren die Hacker, wir haben die Viren gelegt, das hat uns gefreut, glauben Sie mir. Wir waren plötzlich die Größten.«
»Ja, das kann ich mir denken.« Suko zog den Wagen in eine Rechtskurve. Die anderen Fahrzeuge konnten noch zur Seite weichen, weil die Straßen noch nicht so verstopft waren. In wenigen Minuten würden sie ihr Ziel erreicht haben.
Längst war es hell geworden. Am Himmel stand die Sonne wie ein greller, explodierender Ball, der seine Strahlen wie Blitze in die Welt hineinschleuderte.
Nahe der Themse dampfte die Wärme die Morgennebel weg.
Nicht mehr lange, dann würden die Menschen wieder schwitzen.
»Meinen Sie, daß er mich umbringen will, Inspektor?« fragte Craig.
Er bekam keine direkte Antwort. »Nun ja, Craig, ich bin ja bei Ihnen, wenn Sie verstehen.«
»Die Tatsache, daß er es versuchen wird, weil er mich als einen Verräter ansieht, die bleibt.«
»Möglich.«
»Geben Sie nur acht, Inspektor, daß Sie nicht auch in den Kreislauf hineingeraten wie Ihr Kollege. Das könnte sich möglicherweise tödlich auswirken.«
»Mal sehen.«
Craig Blooth ballte die Hände, als er das Tor des Grundstücks sah.
Sonnenstrahlen hatten dem alten Metall einen völlig anderen Glanz gegeben. Die Stäbe wirkten wie frisch gestrichen.
»Ich drücke uns die Daumen!« flüsterte Craig.
»Denken Sie dabei auch an John Sinclair und drücken Sie für ihn die Daumen mit.«
»Werde ich versuchen.«
Suko dachte an den letzten Fall, wo es John ebenfalls erwischt hatte und er in einen furchtbaren Kreislauf hineingeraten war, wobei er als Ritter Tod durch London geritten war.
Als Suko den BMW vor dem Haus ausrollen ließ, rieb Craig seine schweißfeuchten Hände an den Hosenbeinen ab. Er warf der Fassade einen scheuen Blick zu und hockte angespannt auf dem Beifahrersitz.
»Nick wird uns bestimmt schon gesehen haben«, flüsterte er beim Aussteigen. »Der gehört zu den Typen, die alles unter Kontrolle haben, Inspektor.«
»Vielleicht verliert er sie mal.«
»Das ist ein Wunschtraum. Mit Nick haben Sie einen Gegner wie noch nie, das kann ich Ihnen versprechen.«
Suko schwieg. Es hatte keinen Sinn, Blooth über seine Fälle aufzuklären – gegen wen er und sein Freund John bereits gekämpft hatten.
Gerade um den Geisterjäger drehten sich seine Gedanken. Durch die Magie des Teufels war er in einem Computerspiel gefangen. So etwas konnte man niemandem erzählen, das war einfach unglaublich, aber es entsprach leider der Wahrheit.
Nick Ratkin hatte es nicht einmal für nötig gehalten, die Haustür abzuschließen. Craig hatte dies bemerkt. Die Hand blieb auf der Klinke liegen. »Soll ich zuerst hineingehen?«
»Nein, Sie bleiben hinter mir.«
»Ist gut.«
Suko öffnete die Tür. Seine rechte Hand lag dabei auf dem Griff der Beretta. Der Inspektor wirkte in diesem Augenblick ungemein konzentriert. Er hatte auch nicht vor, sich überraschen zu lassen.
Den Weg kannte er, hinter sich vernahm er die etwas zögernd gesetzten Schritte seines Begleiters und hörte ihn auch scharf atmen.
Beide hatten den Raum noch nicht erreicht, als sie bereits angesprochen wurden.
Die Stimme des Hackers Nick Ratkin klang nicht einmal aggressiv, fast schon neutral bis freundlich, als er sie anrief. »Weshalb kommen Sie nicht zu mir, Inspektor? Sie brauchen nicht leise zu gehen, ich habe Sie doch erwartet.«
Suko stieß die Tür hart auf.
Nick Ratkin hockte vor dem Computer. Er drehte sich auf seinem Stuhl um, als die Tür ins Zimmer schwang.
»Ahhh«, sagte er laut und tat dabei sehr überrascht. »Mein lieber Freund Craig ist ebenfalls mitgekommen, mein damaliger Blutsbruder und jetziger Verräter.«
»Ich bin kein Verräter, Nick!«
»Nein, nicht? Wie soll ich dich denn bezeichnen? Als mieses Schwein, als
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