0594 - Die Sterbenden von Talos

da keinem Irrtum«, warnte Ted Ewigk, stutzte kurz und lachte dann auf.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?« wunderte sich Nicole.
    »Oh, mir ist gerade aufgefallen, daß ich vorhin wegen der Bemerkung ›Unsinn‹ hochgegangen wäre wie eine Rakete !«
    »Es liegt eindeutig an etwas, das in deiner Villa Aggressionen steigert«, erklärte Zamorra. »Aber das Thema hatten wir ja schon. Jetzt geht es um Merlin und seine Burg. Stimmt schon, immer gab es sie natürlich nicht. Aber seit wir mit dem alten Herrn zu tun haben und noch viel länger, existiert sie. Warum sollte das plötzlich anders geworden sein?«
    »Vielleicht wurde Caermardhin zerstört«, sagte Nicole leise.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Caermardhin ist praktisch unangreifbar. Die Burg befindet sich in einer anderen Dimension, der Zugang ist ohne Merlins Einwilligung überhaupt nicht zu finden. Du kannst auf dem Berg herumkraxeln und merkst überhaupt nicht, daß du dich eigentlich durch massives Mauerwerk bewegst… Wie sollte jemand die Burg zerstören können, wenn er sie weder sehen noch fühlen kann?«
    Plötzlich wurden seine Augen schmal.
    »Da war einmal etwas.«
    »Was?« fragten Ted und Nicole zugleich.
    »Es ist schon lange her«, sagte Zamorra nachdenklich. »Sehr lange. Jedenfalls kannten wir Gryf noch nicht lange, und Teri haben wir erst bei dieser Gelegenheit kennengelernt. Wir«, dabei deutete er mit dem Zeigefinger auf Ted Ewigk, »kannten uns noch gar nicht. Ich entsinne mich jetzt wieder. Damals kam eine ganze Flotte von Kampfraumschiffen der Meeghs durch ein Weltentor. Damals…« [3]
    Die alten Bilder geisterten wieder durch seine Erinnerung.
    Er glaubte sich in die Vergangenheit zurückversetzt, in jenes Zimmer im Gasthaus von Cwm Duad, dem kleinen Dorf in Wales, unterhalb der unsichtbaren Burg…
    Zamorra, Nicole und der Silbermond-Druide Gryf…
    ***
    Nicole trat ans Fenster und sah hinaus. Am Himmel hing die Scheibe des Mondes. Die Wolkendecke über Wales war wieder aufgerissen.
    Unwillkürlich klammerten sich Nicoles Finger um die Kante der vorspringenden Fensterbank.
    Zamorra beobachtete, wie sich ihr Körper versteifte. Mit einem raschen Sprung war er bei ihr. »Was ist?« flüsterte er und legte den Arm um ihre Schultern.
    »Der Mond«, gab sie leise zurück, als fürchte sie, das ein dritter ihre Worte hören konnte. Jetzt kam auch Gryf heran, die Pfeife im Mundwinkel.
    Zamorra sah aus dem Fenster. Der Vollmond stand hoch am Himmel. Aber - etwas an ihm war anders als sonst.
    Die Farbe…
    Blutrot!
    Doch das war noch nicht alles. Zamorra, Nicole und Gryf sahen noch mehr. Es war, als sei die rote Mondscheibe zu einem Bildschirm geworden. Ein Bildschirm, der so groß war wie eine Kino-Leinwand. Es war, als stürze der Mond auf die Erde, so groß und gigantisch und nah nahmen die drei Gefährten ihn wahr.
    Bilder zeichneten sich ab…
    Ein Berggipfel, und darauf die Zinnen einer massigen Burg, stark befestigt und uralt! Und ohne zu wissen, woher diese Erkenntnis kam, blitzte es in ihren Gehirnen auf.
    Das war Caermardhin, Merlins Festung!
    Hoch ragte die Burg auf dem Berggipfel auf. Und da war noch etwas. Etwas Schwarzes, seltsam Verzerrtes näherte sich, das nicht genau zu erkennen war. Doch Zamorra hatte Bilder dieser Art schon oftmals gesehen; ihm war das Objekt nicht fremd, das sich da Caermardhin näherte. Ein zweites tauchte auf, ein drittes… und mehr.
    Spider!
    Die Dimensionenschiffe der Meegh-Dämonen!
    »Ein Angriff«, flüsterte Nicole bestürzt. Ihre Lider zuckten heftig.
    Es war tatsächlich ein Angriff.
    Urplötzlich zuckten die schwarzen, wahnsinnig schnell um ihre eigene Längsachse rotierenden Energiefinger aus den Spidern hervor. Sie tasteten nach der Burg, erfaßten sie und verfingen sich in einem blitzschnell entstehenden Netz weißmagischer Energie.
    Doch das Netz, das die Burg schützte, pulsierte heftig. Die Angreifer waren zu stark. Ihre schwarzen, tödlichen Strahlen, die Zamorra in ihrer Gefährlichkeit zur Genüge kennengelernt hatte, zerfetzten die Maschen des Netzes, rissen sie auseinander und schlugen dann mit furchtbarer Wucht im Ziel ein.
    Zamorra hörte sich aufstöhnen.
    Er sah, wie sich die unheimliche Energie aus den Bordwaffen der Dimensionsraumschiffe in die massiven Festungsmauern fraß, Caermardhin förmlich auseinanderriß. Ein heller Lichtblitz wie von einer Atomexplosion flammte über dem Berg auf. Trümmerstücke wurden vom Druck der Explosion kilometerweit davongeschleudert. Dann