0596 - Planetoid im Hypersturm
an Neryman Tulocky und sprach auf ihn ein. Aber seine Lippen bewegten sich, ohne daß ich einen Laut hörte. Der Oxtorner antwortete - und abermals hörte ich nichts.
Ich hörte auch nicht die normale Geräuschkulisse, die an Bord eines großen Raumschiffs stetig vorhanden war und zu einer von vielen Selbstverständlichkeiten gehörte, über die man sich keine Gedanken machte.
„Geoffry!"
In der beklemmenden Stille wirkte mein Anruf erschreckend laut. Doch Geoffry Abel Waringer reagierte überhaupt nicht darauf. Er beantwortete lautlos eine lautlose Frage von Powlor Ortokur.
Ich ging zu den drei Männern hinüber und berührte Geoffrys Arm. Meine Hand drang ein, ohne Widerstand zu finden.
Genauer gesagt, drang Geoffrys Arm durch meine Hand hindurch.
Ich zog die Hand rasch zurück.
„Was ist das?" fragte der Mausbiber gepreßt.
Ich antwortete nicht. Statt dessen wandte ich mich Gucky zu und berührte seinen Arm. Diesmal verlief alles normal - und doch war nichts normal.
Wir existierten nicht mehr - jedenfalls nicht mehr für unsere normale Umwelt.
„Es muß mit dem neuen Sturm zusammenhängen, dessen Zentrum im Sektor Epsilon-4387 angemessen wurde", erklärte ich. „Er unterschied sich von den vorangegangenen Stürmen durch eine zusätzliche sechsdimensionale Komponente - und unsere Teleportation muß zeitlich mit dem Aufprall dieser Sturmkomponente zusammengefallen sein."
Der Ilt erschauderte.
„Dann sind wir nur noch - Schatten, Perry?"
„Nicht einmal das, denn Schatten könnte man sehen", gab ich zurück. „Wahrscheinlich existieren wir im Hyperraum und sind hier nur eine Reflexion unseres Willens."
„Einbildungen, also", meinte Gucky. Er ließ ein paar Zentimeter seines Nagezahns sehen, ein Zeichen dafür, daß sein unverwüstlicher Humor zurückgekehrt war. „Das ist immerhin ein Beweis für die Stärke unseres Willens."
Geoffry blickte ungeduldig auf seinen Armband-Chronographen, dann ging er zum Interkomgerät an der Wand, aktivierte es und bewegte die Lippen.
Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht des Ersten Offiziers.
Es drückte erst Verwunderung, dann Bestürzung aus. Das war nur natürlich, denn er war ja Augenzeuge der Entstofflichung von Gucky und mir gewesen und mußte bis zu diesem Zeitpunkt angenommen haben, wir wären längst im Konferenzraum rematerialisiert.
Nun zeigte sich auch auf Geoffrys Gesicht Bestürzung. Mein Schwiegersohn sprach hastig auf die beiden Oxtorner ein.
Neryman Tulocky antwortete. Powlor Ortokur, der gefühllose Logiker, wölbte nur die Brauen. Er dachte nach, dann ging er zum Interkom, schaltete ihn auf Rundruf und sprach ins Mikrophon. Wahrscheinlich forderte er die Besatzung der MARCO POLO auf, das Schiff nach Gucky und mir abzusuchen.
Ich wußte, daß die Suche nach uns erfolglos verlaufen würde, aber es gab keine Möglichkeit, mein Wissen weiterzugeben.
Angestrengt suchte ich nach einem Ausweg aus der Situation, doch mir fiel beim besten Willen keiner ein.
„Es hilft nichts, Gucky", sagte ich. „Wir werden experimentieren müssen."
„Du meinst, wir sollten teleportieren. Perry?"
„Ja."
„Und wenn wir dabei endgültig im Hyperraum, oder wo auch immer, hängen bleiben?"
„Dann wären wir wenigstens mit unserer Körpermaterie vereint.
Der jetzige Zustand ist jedenfalls unhaltbar."
„Ich habe Angst", gestand der Mausbiber.
Ich faßte seine Hand.
„Das ist nur zu verständlich, Kleiner. Ich will dich nicht drängen.
Warten wir noch eine Weile. Aber bedenke bitte, daß wir in unserer derzeitigen Lage völlig hilflos sind, während unsere Körpermaterie, egal, in welcher Zustandsform sie existiert, ohne uns auch hilflos sein dürfte. Vereint finden wir sicher eher einen Ausweg als getrennt."
Gucky seufzte.
„Du hast recht, Perry." Er reckte sich. „Wenn ich erst meinen edlen Körper wiederhabe, werde ich es dieser sechsdimensionalen Komponente schon zeigen!"
„Das ist die richtige Auffassung", lobte ich. „Auch wenn dein ‚edler Körper' ein paar Kilo Übergewicht hat."
Der Ilt sah mich empört an.
„Pah, Übergewicht! Das liegt nur an meinem hochgezüchteten Gehirn."
Er konzentrierte sich - und im nächsten Moment glaubte ich, von unzähmbaren Gewalten zerrissen zu werden. Das Universum bestand nur noch aus grellen Schockfarben und Schmerzen.
Dieser Zustand schien ewig anhalten zu wollen. Ich wünschte mir, das Bewußtsein zu verlieren, doch offenbar war das in meiner Zustandsform unmöglich. Dabei hätte ich nicht
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