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0597 - Leichen-Ladies

0597 - Leichen-Ladies

Titel: 0597 - Leichen-Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kam.
    Es war eine Szene, wie sie Gruselfilm-Regisseure voll auskosteten und ihre Zuschauer in Spannung hielten.
    Der schwere, schwarze Sargdeckel bekam von unten her einen gewissen Druck. Um eine Winzigkeit wurde er angehoben, dann weitergeschoben. Janes Augen weiteten sich, als sie die bleichen Finger sah, die wie Regenwürmer durch die Lücke zwischen den beiden Teilen glitten, sich krümmten und den Rand der unteren Hälfte umfaßten.
    Noch lag der Deckel. Jane hatte nur Augen für die Hand, deren Rücken sich aufbäumte und den Deckel noch weiter in die Höhe drückte. So konnte sie sich weiterschieben. Das Gelenk erschien, der Arm und ein Stück glänzender Stoff.
    Jane kannte die langen Finger. Oft genug hatte ihr früher der Kommissar Mallmann die Hand gedrückt. Jetzt widerte sie die Hand an, gleichzeitig aber zuckte eine Wahnsinnsidee durch ihren Schädel, denn sie dachte daran, daß sie in ihrer Handtasche die kleine Astra-Pistole trug, und diese wiederum war mit geweihten Silberkugeln geladen: absolut tödliche Geschosse für einen Blutsauger.
    Mit einer gezielt abgefeuerten Kugel konnte Jane Collins alles klarmachen.
    Plötzlich war sie schrecklich aufgeregt. Sie wollte die Waffe hervorreißen, doch Mallmann schien es geahnt zu haben, denn die Ereignisse überstürzten sich.
    Wuchtig schleuderte er den Sargdeckel in die Höhe. Jane sah nur mehr einen kompakten Schatten, der ihr genau entgegenflog. Daß es der schwere Sargdeckel war, bekam sie einen Herzschlag später mit, als er gegen sie prallte.
    Sie hatte noch die Arme hochgerissen. Es war gut, so konnte sie dem Schlag einen Teil der Wucht nehmen. Das Holz traf nicht ihr Gesicht, sie spürte den Schmerz in den Armen, taumelte zurück. Die Wand stoppte sie, der Deckel fiel zu Boden, und trotz des dabei entstehenden krachenden Geräusches vernahm sie das harte Lachen des Vampirs, der mit einem Sprung seinen Sarg verlassen hatte.
    Als Jane wieder klar sehen und denken konnte, stand er vor ihr.
    Zum Greifen nahe, wie man immer sagte. Sie hätte nur den Arm auszustrecken brauchen, um ihn zu packen, doch sie ließ es bleiben und wartete mit geschlossenen Augen ab, was Mallmann vorhatte.
    Das Schließen der Augen war eine Abwehrreaktion. Sie wollte für Sekunden die Wirklichkeit verdrängen, was ihr nur so lange gelang, bis sie das Lachen hörte.
    Ein gemeines, hartes und auch triumphierendes Lachen. So reagierte jemand, der sich freute, weil seine Falle zugeschnappt war.
    »Schau mich an, Jane! Schau mir ins Gesicht!«
    Die Detektivin sah hin. Sie kannte den veränderten Will Mallmann bisher nur aus Beschreibungen. Sie wußte, was die Sinclairs mitgemacht hatten, und jetzt mußte sie zugeben, daß der Geisterjäger nicht übertrieben hatte, was Mallmann anging.
    Er war widerlich. So der erste Eindruck. Gleichzeitig auch irgendwo faszinierend, denn er glich einer Kunstgestalt, in die jemand Leben eingehaucht hatte.
    Das sowieso schon schüttere Haar war möglicherweise noch weniger geworden. Nur hatte es Mallmann anders frisiert. Es lag jetzt glatt auf seinem Kopf und besaß einen Glanz, als wäre es mit Gel eingeschmiert worden.
    Wegen der dunklen Farbe wirkte sein Gesicht im Kontrast dazu noch bleicher. Eine fast weiße, wie gepudert scheinende Haut, die straff über den Knochen lag. Dazu die breiten Lippen und das eckige Kinn, sie gaben ihm ein brutales Erscheinungsbild.
    Jane war nicht in der Lage, einen Kommentar zu geben. Sie konnte nur in das Gesicht schauen, in diese glatte, gefühllos und kalt wirkende Maske.
    Hinzu kamen die Augen. Zwei dunkle Kreise als Pupillen, an den Seiten aber rotunterlaufen, als hätte jemand die Blutäderchen mit einem feinen Pinsel gezeichnet.
    Jane ging davon aus, daß es keine Adern waren. Dort lief das Blut sichtbar zusammen, das sich im Körper des Supervampirs befand.
    Altes Blut oder neues?
    Eine schwierige Frage, für Jane schwer zu beantworten. Sie hoffte allerdings, daß es sich dabei um altes Blut handelte und Mallmann keine weiteren Opfer gefunden hatte.
    Zuletzt blieb ihr Blick auf seiner hohen Stirn haften. Wenn sie sehr genau hinschaute, konnte sie dort etwas erkennen. Es war ein Zeichen, ein Sigill, und es sah aus wie ein Buchstabe. Von John Sinclair wußte sie, daß Mallmann ein solches Zeichen trug. Es sollte ihn und alle anderen an den erinnern, der sein großes Vorbild war.
    Dracula!
    Und dafür stand das D.
    Der alte Vampirgraf. Der Schrecken aus dem Land der Karpaten, der Blutgraf, der Vlad, der gelebt

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