0597 - Leichen-Ladies
dich wundern.«
Das glaube ich kaum, dachte Jane. Sie war in diesem Fall auf das Schlimmste gefaßt.
Mit einem Ruck öffnete Rebecca die Tür. Jane war davon überrascht, wie leicht dies klappte.
Als erste betrat Rebecca das unheimlich wirkende Gewölbe, ging zwei Schritte hinter der Tür nach rechts, um Jane Collins den nötigen Platz zu schaffen.
Die Flammen zweier Kerzen reichten aus, um das quadratische Verlies einigermaßen auszuleuchten. Das tanzende Licht fiel auf einen Gegenstand, der beherrschend war.
Ein grauschwarzer Sarg!
»Und das ist Wills Wohnstätte«, erklärte Rebecca flüsternd, bevor sie schrill kicherte und die Tür wieder zuschlug…
***
Leider von innen, aber das nahm Jane Collins nur am Rande wahr.
Sie konnte ihre Blicke einfach nicht von diesem Sarg wenden, der alles beherrschend war.
Im Vergleich zu ihm trat das Mauerwerk zurück, es schien zu verschwimmen. Janes Blicke waren einzig und allein auf die große Totenkiste gerichtet.
Sie wußte auch, daß Rebecca sie nicht grundlos in diesem Verlies zurückgelassen hatte. So wie Jane die Person einschätzte gehörte dies alles zu ihrem Plan.
Sie hatte den ersten Schock überwunden, lauschte ihrem eigenen Atmen, zwinkerte mit den Augen und hatte sogar den alten Staub des Verlieses im Mund. Sie zwinkerte mit den Augen, ging einen Schritt vor, wobei die Sohle über den Boden schleifte und Jane dieses Geräusch für einen Moment irritierte, aber sie überwand sich selbst, denn für sie gab es nur ein Voran, kein Zurück. Die Tür mit normalen Kräften zu durchbrechen, war unmöglich.
Der Sarg war sehr lang. Jane glaubte fest daran, daß er auch besetzt war. Soweit John Sinclair sie informiert hatte, gab es eigentlich nur eine Person, die darin Platz gefunden haben konnte. Derjenige, um den sich alles drehte, der die Fäden zog, und der dabei war, ein Vampir-Imperium zu eröffnen.
Eine weltweite Vereinigung von Blutsaugern, zu denen Jane auf keinen Fall gehören wollte.
Ein Fenster besaß der Raum nicht. Die Wände bestanden aus dicken Steinen. Die Quader waren so dicht gegeneinander gepreßt worden, daß Zwischenräume nicht ausgefüllt zu werden brauchten.
Das Licht der Kerzen sorgte für ein entsprechendes Muster. Es verteilte sich überall und vergaß auch nicht, ihre Schatten über die Decke zu schicken.
Die Detektivin wartete noch ab. In ihrer Brust schlug ein Kunstherz. An manchen Tagen hatte sie das Gefühl, es würde härter schlagen als ein normales. So auch jetzt. Der Rhythmus kam ihr irgendwie unregelmäßig vor.
Auch hatte sie für einige Zeit unter dem Bann des Teufels gestanden und ihm gedient. Der Satan hatte sie zu einer Hexe gemacht, die Zeiten waren zum Glück vorbei. Jane bezeichnete sich wieder als normal, aber ein Rest der Hexenkräfte steckte noch in ihr. Nur hatte sie es geschafft, diese Kraft in eine andere Richtung zu lenken.
Manchmal, in sehr extremen Situationen, reagierte sie dann fast schon unmenschlich, aber nie dem Negativen zugewandt.
Sie war darauf fixiert, die dämonischen Kräfte zu zerstören. Sie wollte nicht, daß die Mächte der Finsternis mit all ihren Begleiterscheinungen die Kontrolle übernahmen. Jane bekämpfte sie, wo sie diese Gegner nur antreffen konnte.
Wie hier auf dem Beginenhof, der einen so romantischen Eindruck machte. Ein Besucher hätte von ihm schwärmen können. Hinter den dicken Mauern fanden Dichter und Denker die nötige Ruhe, um sich neuen Ideen und Taten widmen zu können, aber wehe demjenigen, der es schaffte, hinter die Kulissen zu schauen, er war verloren.
Jane wollte auch nicht länger nur auf der Stelle stehen und passiv sein. Daß Rebecca sie in das Verlies eingesperrt hatte, mußte seinen Grund gehabt haben. Jane ging davon aus, daß sie längst durchschaut worden war. Rebecca hatte mit ihr gespielt, sie möglicherweise sogar hergelockt, um zuschlagen zu können.
Eine gigantische Falle, die der Vampir Mallmann aufgebaut hatte.
Einer, der den alten Traditionen folgte und sich in einem Sarg versteckte, solange ihn das Licht der Sonne störte.
In dieses Verlies aber drang es nicht hinein. Hier huschte nur der Kerzenschein, der einem Blutsauger nichts ausmachte.
Der Kloß in Janes Hals wollte nicht weichen und verdichtete sich noch mehr, als sie plötzlich das schabende Geräusch vernahm, das vom Sarg her gegen ihre Ohren drang.
Ein Schauer der Kälte kroch über ihren Rücken, ihr Gaumen zog sich zusammen, der Herzschlag verstärkte sich. Sie wußte, was
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