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0599 - Die Kralle

0599 - Die Kralle

Titel: 0599 - Die Kralle
Autoren: Jason Dark
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dich bitten, zu ihr zu fahren.«
    »Jetzt?«
    Der Blick bekam etwas Dackelhaftes. »Ja, wenn es dir nichts ausmacht, mein Sohn.«
    Van Meeren verzog den Mund. »Im Prinzip nicht, nur bin ich etwas gestreßt.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Hat das nicht bis morgen Zeit? Da wollte ich sowieso…«
    Das Dackelhafte in ihren Augen verstärkte sich. »Bitte, Prosper, ich mache mir Sorgen um Deliah.«
    Er nickte. »Okay, ich werde fahren, aber etwas Zeit brauche ich noch. Ich werde wohl in der Nacht erst eintreffen, weil ich noch zu meinem Vater fahren muß, um ihn über die Romreise zu informieren. Er wartete auf mich.«
    »Mit ihm habe ich schon geredet.«
    »Und?« Seine Augen funkelten. Er ärgerte sich, daß die Frau sich in seine Angelegenheiten einmischte.
    »Er hat Verständnis dafür gezeigt, daß du etwas später zu ihm kommst. Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, mein Sohn. Es geht alles seinen rechten Weg.«
    »Wie nett.«
    »Ja, nicht?« Den Sarkasmus in seiner Stimme hatte sie nicht gehört.
    »Möchtest du noch einen Schluck?«
    »Nein, danke, ich muß jetzt fahren. Wir sehen uns dann morgen auf Courtain Manor.«
    »Genau.«
    Er war froh, die parfümdurchwehten Räume der Wohnung verlassen zu können.
    Sein Vater wartete auf ihn und freute sich darüber, daß die Geschäfte mit Italien so gut gelaufen waren.
    »Dann werden wir unseren Umsatz steigern können.«
    »Es sieht so aus, Dad.«
    »Und was machst du nun?«
    »Ich fahre in meine Wohnung, lege mich aufs Ohr und rausche rüber nach Courtain Manor.«
    »Jetzt schon?«
    »Die Alte wollte es so.«
    Van Meeren senior grinste. »Sprich nicht so despektierlich von deiner Schwiegermutter. Denke immer daran, welch einen Einfluß sie besitzt. Der tut uns gut.«
    »Das habe ich in Italien gemerkt. Zum Glück ist Deliah eine Schönheit, da kann man die Alte vergessen. Ich glaube auch nicht, daß sie einmal so wird.« Er schnappte seine Jacke und hängte sie lässig über die Schultern. »Wir sehen uns morgen.«
    »Klar, Junge, aber reiß dich zusammen.«
    Prosper strich sein gegeltes Haar noch glatter. »Wie meinst du das denn, Dad?«
    »Nur so.«
    Der Jüngere lachte. »Okay, nur so.«
    Dann ging er. Mit einem Taxi fuhr er bis zu seiner Wohnung, die in einem teuren Apartmentblock lag, im Osten von London, wo es früher einmal Hafenanlagen und Docks gegeben hatte sowie die Wohnhäuser, in denen die Arbeiter lebten. Die waren nicht mehr vorhanden. Statt dessen »verkam« die Gegend immer mehr zum Yuppie-Viertel. Wer hier wohnte, wählte Maggie, die Eisenhafte und setzte auf Karriere.
    In der Wohnung angekommen, mixte er sich einen Drink und nahm das Glas mit in die Badewanne. Eine Zigarette gehörte auch dazu und viel, viel Schaum, der die beinahe whirlpoolgroße Wanne ausfüllte. An den Seiten quoll sie bereits über.
    In der Wanne ging es ihm besser. Er überlegte auch nicht, schlief irgendwann ein und erwachte, als ihm kalt wurde und das Eis im noch halbvollen Glas längst geschmolzen war.
    Noch immer müde verließ er das Wasser, hüllte sich in den weißen Bademantel, haute sich aufs Bett und schlief wieder ein. Erst gegen Abend erwachte er.
    Van Meeren erinnerte sich an das Versprechen seiner zukünftigen Schwiegermutter gegenüber und fluchte ausgiebig, bevor er sich landfein machte, den teuren Kiton-Blazer überstreifte und die cremefarbene Hose dazu anzog. Auf eine Krawatte verzichtete er, das schwarze Seidenhemd ließ er drei Knöpfe offen.
    Auch das Gel ließ er im Bad stehen. Er kämmte die Haare mit den Fingern hoch, sah sein Gesicht im Spiegel und war der Meinung, daß er mit seinen dreißig Jahren noch nicht so verlebt aussah wie andere. Allerdings mußte er sich die Tränensäcke unter den Augen wegdenken.
    Van Meeren fuhr einen Ferrari, wenigstens im Sommer und bei schneefreien Straßen. Mit dem gelbrot lackierten Flitzer fiel er auf, das wollte er auch, die Leute sollten sehen, daß es ihm gutging.
    In London war einiges los. Van Meeren blieb noch in einem In-Lokal hängen, bevor er es schließlich schaffte, den Weg zum Motorway einzuschlagen.
    Dort drehte er auf.
    Der Ferrari entwickelte sich zur Rakete. Er scheuchte von der Bahn, was wegzuscheuchen war. Zudem hatte van Meeren Glück, Polizisten ließen sich nicht blicken. Sie spielten vielleicht Karten und starrten in die Glotze.
    Ihm kam es entgegen.
    Frauen und Autos, dazu ein paar schicke Geschäfte machen, ansonsten leben, das war es. Nur die Heirat paßte ihm nicht so recht, aber
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