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0599 - Die Kralle

0599 - Die Kralle

Titel: 0599 - Die Kralle
Autoren: Jason Dark
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hervorschälten, die ihn in der Nacht verwöhnt hatten.
    In London würde alles anders sein. Da wartete Deliah auf ihn und drei Tage später die Hochzeit.
    Noch war er Junggeselle, und van Meeren dachte daran, wieder nach Rom zu düsen, denn die Kontakte mit den italienischen Geschäftsfreunden konnten nicht eng genug sein.
    Er hörte und sah nichts. Erst als die Stewardeß den hochgewachsenen, etwas schlaksigen Mann mit dem blonden, gelbgestärkten und glatt zurückgekämmten Haaren anstieß, erwachte er aus dem tiefen Schlaf und schaute in das lächelnde Gesicht der Stewardeß. »Bin ich noch in Rom bei meinen kleinen Freundinnen?«
    »Nein, über dem Kanal.«
    Van Meeren verzog die etwas dicken Lippen, die nicht zu seiner straffen Haut passen wollten. »Oh, wie unromantisch.«
    »Sie müssen sich anschnallen, Signore.«
    »Ja, natürlich, danke.«
    »Bitte.« Die Kleine verschwand lächelnd.
    Die Maschine war nicht bis auf den letzten Platz ausgebucht. Van Meeren schaute aus dem Fenster. Er flog natürlich erster Klasse.
    Zeitschriften lagen neben ihm auf dem leeren Sitz.
    London ohne Nebel zu sehen, gefiel ihm. Doch ein Dunst lag nach wie vor über der Stadt. Als er die fahle Scheibe der Sonne sah, konnte er sich vorstellen, welch ein Wetter herrschte.
    Schwül, feucht, drückend…
    Die Landung klappte wunderbar. Als einer der letzten verließ er den Clipper.
    Heathrow verschlang ihn. Dieser Moloch verschluckte jeden Passagier. Er war schlimm, wurde immer schlimmer, der Betrieb war nichts für sensible Menschen, die oft genug unsicher und mit ratlosen Gesichtern durch die Gänge hasteten, mit Rolltreppen fuhren und nicht wußten, wo sie hingehörten.
    Van Meeren wußte es, denn auf ihm wartete Franz, der deutsche Chauffeur. Er stand wie eine Säule hinter der Paßkontrolle und verzog nicht einmal den Mund. Erst als er seinen Chef sah, nickte er und deutete ein Lächeln an.
    Fünf Minuten später begrüßten sich die beiden Männer. »So«, sagte van Meeren, »dann mal los.«
    »Sir, ich muß Sie zu den Courtains fahren.«
    Er blieb stehen. »Wieso?«
    »Nicht zu Ihrer Braut. Mrs. Courtain möchte gern mit Ihnen sprechen. Es soll sehr wichtig sein, weil es eben um Ihre Braut geht. Mehr weiß ich leider nicht.«
    Van Meeren war sauer. »Verfluchte Inzucht, ausgerechnet jetzt. Was will sie denn?«
    »Sir, wie gesagt…«
    »Ja, schon gut, Franz. Fahren Sie mich hin. Und wo wartet die Holde auf mich?«
    »Im Stadthaus.«
    »Na ja, gut. Da kann ich mich vielleicht duschen und den Anzug wechseln.«
    »Soll ich warten, Sir?«
    »Nein, fahren Sie mal. Bei der Tante weiß man nie, wie lange das Gespräch dauert. Meist redet ja sie, aber was tut man nicht alles, um einen guten Draht zur Schwiegermutter zu bekommen?« Am liebsten hätte er ihr den Hals umgedreht, das wiederum sagte er seinem Fahrer natürlich nicht. Auch die waren nicht wasserdicht.
    Van Meeren rauchte im Wagen und dachte wieder an die heiße Nacht in Rom. Hoffentlich hatten seine Geschäftspartner dichtgehalten und nichts durchgegeben. Er mußte Deliah heiraten, allein der gute Name war es wert, das wußten auch die Italiener. Mit diesem Bewußtsein aufgepeppt, ließ er sich von seiner zukünftigen Schwiegermutter umarmen und auch bedauern, weil er kurz vor der Hochzeit eine Reise hatte hinter sich bringen müssen.
    »Dabei hat Deliah gewartet, mein Sohn.« Das sagte die aufgetakelte Tante mit den grauvioletten Haaren jetzt schon. Manchmal erinnerte sie ihn an eine vergessene Person aus victorianischen Zeiten.
    Diese Frauen hatte er nie gemocht. Ausgerechnet so eine wurde nun seine Schwiegermutter.
    »Es tut mir auch leid«, sagte er, »ich habe ihr angeboten, mit mir zu reisen. Sie wollte nicht.«
    »Es ging auch schlecht. So kurz vor der Hochzeit hat man andere Dinge im Kopf. Möchtest du etwas trinken?«
    Er schaute auf das grüne Paillettenkleid, das bei jeder Bewegung schimmerte. »Ja, einen kleinen Schluck.«
    Er bekam seinen Lieblingswhisky. Danach redete nur Mrs. Courtain oder Madame, wie sie sich gern nennen ließ. Sie jammerte ihm die Ohren voll, doch es ging nicht um sie oder ihr Leiden, das bekam ihr Mann immer zu hören, diesmal ging es um ihre Tochter.
    Van Meeren erfuhr, daß sich seine Braut schlecht fühlte. Sie war nervlich am Ende, sie mußte einem Druck ausgesetzt gewesen sein.
    »Und weshalb?«
    »Ich weiß es nicht, mein Sohn.« Sie legte eine Hand auf van Meerens Knie. Er lächelte sogar und bewunderte sich selbst. »Ich möchte
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