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0599 - Die Kralle

0599 - Die Kralle

Titel: 0599 - Die Kralle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschehen, daß ich ihren Arm hielt. Nur einmal zuckte sie mit den Lippen, ansonsten wirkte ihr Gesicht wie ein starres Gemälde, in dem die weiße Farbe vorherrschte.
    Gemeinsam schritten wir dem Toten entgegen. Bill Conolly schaute uns entgegen, auch er sprach kein Wort. Ich konnte Deliah den Anblick nicht ersparen. Sie hätte sich den Toten auch angesehen, wenn wir nicht dort gewartet hätten.
    Die letzten beiden Stufen ging sie sehr vorsichtig. Auf der viertletzten blieb sie stehen und senkte den Kopf. Ich hielt auch jetzt ihren Arm. Die Leiche wurde vom Licht der Porschescheinwerfer gebadet. Sie sah schlimm aus, jedes Detail zeichnete sich ab.
    Dann sagte sie etwas. Ein Wort, einen Namen. »Prosper…«
    Bill nickte, ich wußte ebenfalls Bescheid – und schrak zusammen, als sie den Namen wiederholte. Diesmal schreiend, wie durchgedreht. »Prosper! Prosper!«
    Welch eine Qual verriet dieser Schrei. Ihr Gesicht veränderte sich dabei, die Augen traten aus den Höhlen. Sie schüttelte den Kopf, sie wollte sich über den Toten werfen, doch ich hielt sie fest. Im nächsten Moment sackte sie in meinem Griff zusammen. Sie hatte sich nicht länger auf den Beinen halten können.
    »Weshalb ist sie gekommen?« fragte Bill.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Bring sie ins Haus.« Er ging zu seinem Wagen, um das Licht zu löschen.
    Ich schaute noch in den Park, der in tiefer Dunkelheit vor mir lag.
    Ein völlig normales Gelände, in dieser finsteren Nacht jedoch zu einem unheimlichen Areal verändert. Schwarze Inseln wuchsen aus der Finsternis, die Bäume schienen erstarrte Fremdwesen zu sein, die Büsche bestanden aus mächtigen Körpern, die sich nur hin und wieder bewegten, wenn sie ein weicher Windzug streifte.
    Die junge Frau rührte sich nicht. Sie hing in meinen Armen, und ich drehte mich um, damit sie ins Haus gebracht werden konnte. Die breite Eingangstür war nicht ins Schloß gefallen. Ich trug sie über die Schwelle in einen saalartigen Raum, in dem nur wenige, allerdings erlesene Möbelstücke standen.
    Auf eine Couch legte ich sie nieder, hörte Schritte und sah einen grauhaarigen Mann in der typischen Haltung eines Butlers durch den Saal eilen. Er hatte sich in der Hast einen Morgenmantel übergeworfen, sah die Bewußtlose, starrte mich an, und seine Haltung bekam einen feindseligen Ausdruck. Bevor irgendwelche Mißverständnisse aufkommen konnten, erklärte ich ihm, wer ich war und ließ ihn auch meinen Ausweis sehen.
    »Danke, Sir. Ich bin George Mayne, der Butler.«
    »Haben Sie etwas gesehen?«
    Er schaute mich fragend an. »Was, bitte schön, sollte ich denn gesehen haben?«
    »Sie wissen nichts von dem Toten?«
    »Nein, Sir, nein.« Er schnürte seinen Bademantel fester.
    »Der Mann liegt auf der Außentreppe.«
    George überlegte, drehte sich dann um, eilte zur Tür, lief hinaus.
    Da er die Tür offengelassen hatte, hörte ich auch seinen Ruf. Dann kam er zurück, torkelnd, im Schlepptau Bill Conolly, der sich in einen Sessel hockte.
    »Es ist van Meeren«, flüsterte der Butler. »Prosper van Meeren. In zwei Tagen wollte er Deliah Courtain heiraten.«
    »Das wissen wir.«
    Der Butler setzte sich. »Es ist schrecklich. Die grauenhaften Taten nehmen kein Ende.«
    »Was wissen Sie, Mister?«
    »Nichts, Sir, gar nichts. Ich habe es nur gefühlt. Deliahs schreckliche Angst. Das Mädchen tat mir ungeheuer leid. Es litt unter einem furchtbaren Terror. Man war dabei, seine Seele zu zerstören.«
    »Haben Sie sich den Toten genau angesehen?« fragte Bill und stellte sich namentlich vor.
    »Ach so, Mr. Conolly. Deliah hat mal Ihren Namen erwähnt. Ja, ich sah mir den Toten an.« Er räusperte sich. »Sie meinen sicherlich die Wunde am Hals.«
    »Genau.«
    Der Butler strich durch sein faltiges Gesicht. »Was wollen Sie jetzt von mir hören, Mister?«
    »Ihre Vermutung.«
    George senkte den Kopf und hob die Schultern. »Ich kann Ihnen nichts sagen.«
    »Auch nicht über Ricardo?« fragte ich.
    George schrak nicht zusammen. Er bewegte den Mund, hob die Schultern und schaute zur Seite, nur um uns nicht in die Gesichter sehen zu müssen. »Wissen Sie, meine Herren, man erzählt sich viel über Ricardo. Für meinen Geschmack einfach zuviel, denn ich kann die Dinge alle nicht glauben.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich habe es nur aus zweiter Hand gehört. Er soll aus seinem Grab zurückgekehrt sein.«
    »Ist das unmöglich?«
    »Mr. Sinclair, Sie sind Polizist. Glauben Sie denn als Polizist an diese Dinge?«
    »Ja.«
    Der

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